Starke Frauen im Mittelpunkt
Sie erzählt die Geschichten von Ausgegrenzten und Underdogs: Die Drehbuchautorin und Regisseurin Angelina Maccarone hat zuletzt während der Berlinale für "Klandestin" die Goldene Lola erhalten - den renommiertesten Drehbuchpreis Deutschlands.
Angelina Maccarone steht nicht gern im Mittelpunkt. Lieber lenkt die Filmregisseurin und Drehbuchautorin die Aufmerksamkeit ihres Publikums auf andere. Diese anderen, deren Geschichten sie erzählt, sind Randfiguren, Ausgegrenzte, Underdogs. Die Dynamiken zwischen ihnen und der scheinbaren Norm sind Maccarones Thema und meistens stehen Frauen im Zentrum
"Ja, ich erzähle von Frauen, die ich selber gerne sehe auf der Leinwand und die ich oft vermisse. Also es gibt immer noch viel zu wenig gute Frauenfiguren im Kino, also es gibt diesen berühmten Bechdel-Test, das ist ganz selten es ist überhaupt zwei Frauen miteinander reden und nicht über Männer. Und was mich interessiert ist wirklich sehr subjektiv also es ist einfach eine Sehnsucht, dass, wenn ich ins Kino gehe, ich Frauen betrachten möchte, die was mit meinem Leben zu tun haben, die dreidimensional sind."
Die Verschiebung menschlicher Wahrnehmung
Im Film "Verfolgt" geht es zum Beispiel um eine sado-masochistische Beziehung zwischen einer Bewährungshelferin und ihrem Schützling. In "Fremde Haut" erzählt sie von einer lesbischen Iranerin, die in Deutschland Asyl sucht, weil ihr im Iran die Todesstrafe droht. Als das abgelehnt wird, nimmt sie die Identität eines Mannes an. Und "Vivere" kreist um drei Frauen unterschiedlicher Generationent, die sich jeweils besonders zu einer der Dreien hingezogen fühlen.
Die Regisseurin nähert sich ihren Figuren aus ganz verschiedenen Perspektiven - weil sie die Subjektivität fasziniere:
"Also auch wenn ich in der Bahn sitze, dann denke ich, was erlebt diese Person, die mir gegenüber sitzt, wie fühlt sich das an in dem Körper zu sein. Und deswegen komme ich glaube ich drauf, diese Geschichten auch sehr subjektiv zu erzählen, weil natürlich die Wahrnehmung derselben Sache auch unterschiedlich ist und das interessiert mich – auch diese Verschiebungen in der menschlichen Wahrnehmung."
Man riet ihr, lieber eine Pizzeria zu eröffnen
Als Tochter eines italienischen Gastarbeiters und offen lesbisch lebende Filmregisseurin hat sie erlebt, was es bedeutet von anderen als "anders" wahrgenommen zu werden. Zu Beginn ihrer Laufbahn empfahl ihr ein Mitglied der Filmförderjury eine Pizzeria zu eröffnen, das passe besser zu ihrem Nachnamen als Filme zu machen.
"Ich war relativ cool in der Situation und habe mich erklärt zu dem Film, den ich vorhatte. Und als ich rauskam, habe ich erstmal geheult. Und wir haben die Förderung auch nicht bekommen, und ich dachte das wird ein steiniger Weg - und genauso war es dann auch."
Inzwischen ist sie allerdings sehr erfolgreich. Erst kürzlich hat sie für ihr Drehbuch "Klandestin" bei der Berlinale den höchstdotierten und renommiertesten Drehbuchpreis Deutschlands bekommen, die "Goldenen Lola 2017". Es erzählt von vier Entwurzelten, die auf den ersten Blick wenig verbindet, dann aber eine gemeinsame Zukunftsvision entwickeln.
Krimis machen sie fertig
Angelina Maccarone hat auch schon mehrere Krimis gedreht. Dass Krimis derzeit als das beliebteste Fernsehformat gelten und damit auch die besten Chancen bei den Fernsehanstalten haben, sieht Maccarone kritisch. Und: Zwar habe das Schreiben der Drehbücher Spaß gemacht, doch sei es ihr manchmal richtig schlecht damit gegegangen, sich die ganze Zeit damit auseinanderzusetzen, "wie man Menschen zu Tode bringt." Deshalb habe sie ein ambivalentes Verhältnis zu der allgemeinen Krimibegeisterung.