Sie können "Myer und sein Mord" in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift "Theater der Zeit" nachlesen.
Anti-Fernsehstück fürs Fernsehen
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Heiner Müller ist als Dramatiker weltberühmt. Jetzt ist eine Drehbuchskizze von ihm aufgetaucht, die zweiseitige Parabel "Myer und sein Mord". Wie passt dieses Werk zu dem bekennenden TV-Hasser Müller?
Vor 25 Jahren starb der Dramatiker Heiner Müller. Von ihm wissen wir, dass er das Fernsehen nicht sonderlich mochte. In seinem Stück "Hamletmaschine" heißt es: "Fernsehen – der Ekel am verordneten Frohsinn". Nun sind 29 Seiten eines Drehbuchs fürs Fernsehen aufgetaucht, größtenteils Skizzen. Doch eine Geschichte dürfte Müller-Fans besonders gefallen: die zweiseitige Parabel "Myer und sein Mord".
Dabei handelt es sich um ein "Anti-Fernsehstück fürs Fernsehen", wie Thomas Irmer erklärt, der im Vorstand der Internationalen Heiner-Müller-Gesellschaft ist. Die Geschichte über die Drehbuchskizze ist in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Theater der Zeit abgedruckt.
Verführerisches Fernsehen
Das Stück spielt in London, wie Irmer berichtet, und dreht sich um ein Ehepaar, das sich einen Fernseher anschafft. Die Frau verliebt sich in den Moderator einer Ratgebersendung, woraufhin ihr Ehemann eifersüchtig wird und den Moderator nachahmt. Kurze Zeit später stirbt der Moderator, und die Frau verliebt sich in dessen Nachfolger.
Die Geschichte "richtet sich insofern kritisch ans Fernsehen, indem das Fernsehen in gewisser Weise auch Verführer ist oder die falsche Unterhaltung", sagt Irmer.
Doch für Müller war das Fernsehen die Rettung, wie es scheint: Nachdem er 1961 wegen eines Theaterstücks aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen worden war, hatte er de facto keine Einnahmen mehr, wie Irmer berichtet. In einem Akt der Solidarität sei ihm dann diese Arbeit beim DDR-Fernsehen zugeschanzt worden, das damals stark gefördert wurde.
"Diese Parabel würde ich durchaus zu den wichtigen Prosastücken zählen", sagt Irmer. "Die anderen Sachen sind teilweise so fragmentarisch und so skizzenhaft, die würde ich jetzt nicht als Werk beurteilen."
(ckr)