Jonas Jonasson: "Drei fast geniale Freunde auf dem Weg zum Ende der Welt"
© C. Bertelsmann
Apokalypse mit kleinen Fehlern
06:41 Minuten
Jonas Jonasson
Aus dem Schwedischen von Astrid Arz
Drei fast geniale Freunde auf dem Weg zum Ende der WeltC.Bertelsmann, München 2022448 Seiten
24,00 Euro
Der Weltuntergang steht bevor, aber bis dahin gibt es noch ein paar Konflikte zu lösen. So machen sich in Jonas Jonassons neuem Roman drei Protagonisten auf, die Welt zu retten. Das liest sich unterhaltsam, doch zu routiniert und gewollt witzig.
Am 7.September 2011 um exakt 21.20 Uhr wird die Welt untergehen. Davon ist die Oberschullehrerin und Hobby-Astrophysikerin Petra Rocklund überzeugt. Schließlich hat sie alles genau durchgerechnet und das Ergebnis mehrmals überprüft. Und da ihr Leben sowieso ziemlich trist ist, beschließt sie, nicht auf die Katastrophe zu warten, sondern das Ganze abzukürzen.
Dumm nur, dass ihr so schön geplanter Suizid von einem gewissen Johan vereitelt wird, der sein Wohnmobil zielsicher in Petras Trailer steuert. Dieser Johan ist ein junger Mann mit überschaubaren Geistesgaben und bemerkenswertem Kochtalent.
Nachdem Petra und er beschlossen haben, dass vor der Apokalypse noch einige ungeklärte Konflikte zu bereinigen sind, ziehen sie los. Unterstützt werden sie von der 75-jährigen Agnes mit lilafarbenem Haar und einem gefakten Instagram-Reiseaccount, der ihr ein hübsches Vermögen eingebracht hat – Geld, das die drei Weltenretter vor allem in kulinarische Freuden investieren, während sie ihre To-do-Liste abarbeiten.
Eine kuriose Reise
In gewohnt spritziger Manier erzählt Jonasson von der Reise seiner drei Helden, die – wie nicht anders zu erwarten – recht kurios verläuft: In Deutschland helfen sie einem dänischen Gülletankerfahrer, sich am Liebhaber seiner Partnerin zu rächen. In Italien geraten sie in eine Auseinandersetzung mit einem Zahnprothesenvertreter. Und in Rom verweisen sie Johans arroganten Bruder Fredrik, der vor einer steilen Karriere in der schwedischen Botschaft steht, in die Schranken.
Ganz nebenbei freundet sich Johan bei einem Empfang mit Barack Obama und Ban Ki-moon an, die gerade Probleme mit der Afrikanischen Union haben, genauer: mit dem renitenten Diktator der Kondoren, einer winzigen (und fiktiven) Inselgruppe.
Dieser Diktator wird schließlich (nach einigen Verwirrungen und dem wenig überraschenden Ausbleiben des Weltuntergangs) zum freundlichen Gastgeber der drei schwedischen Reisenden und findet zu allem Überfluss auch noch einen verlorenen Sohn wieder.
Handlung allzu routiniert
Es ist eine typische Jonasson-Handlung, die freilich inzwischen allzu routiniert wirkt: Man nehme ein paar skurrile Charaktere, schicke sie auf eine Reise und lasse sie auf die Großen und Mächtigen der Welt stoßen, denen sie ordentlich die Meinung geigen. Das Konzept hat bislang bestens funktioniert, droht nun aber, sich abzunützen.
Wenn Johan, Petra und Agnes auf den Kondoren landen und der Diktator dank ihrer Intervention plötzlich beschließt, dass es doch viel netter ist, kein von allen gehasster Mistkerl mehr zu sein, dann macht das angesichts der gegenwärtigen Lage der Welt einen reichlich naiven Eindruck.
Und auch Johans Begegnungen mit Obama oder Ban Ki-moon sind zwar witzig, aber auch ein wenig ziellos: Es entsteht der Eindruck, als habe Jonasson seine leichte Hand verloren, und der Versuch, dies mit viel Slapstick zu kaschieren, macht die Sache auch nicht besser.
Was bleibt, ist ein Roman, der zwar flott und unterhaltsam ist, sich aber insgesamt zu leichtgewichtig präsentiert, um wirklich zu überzeugen.