Und jetzt? Leben in populistischen Zeiten
Entdecken wir die utopische Idee der Demokratie neu. Machen wir klare Ansagen! Verlangen wir das Unmögliche! Wagen wir einen entschiedenen Blick nach vorn – in drei Thementagen im Deutschlandradio Kultur am 10., 17. und 24. Mai 2017.
Ja, Donald Trump ist grob, sexistisch, und er hat einen schlechten Geschmack. Aber nicht nur deswegen irritiert er die halbe Welt. Der Schock darüber, dass einer wie er Präsident des mächtigsten Landes werden konnte, sitzt so tief, weil die irritierte Hälfte der Welt spürt: Trump ist ein Symptom für Veränderungen, die Gewissheiten vergangener Jahrzehnte ins Wanken geraten lassen. Ein Symptom wie die durcheinander gewirbelte politische Landschaft in Frankreich; wie der Aufstieg des Populismus in ganz Europa.
Nie wieder Krieg? Nie wieder – Grenzen, Fremdenfeindlichkeit, Armut, Umweltzerstörung, Hass? Die Flüchtlingsströme haben gereicht, um das gute alte Europa mit seinen Werten und Idealen an den Rand des Scheiterns zu bringen, ganz ohne Trump. Man schottet sich ab und baut wieder Mauern: um Staaten, im Internet, im Handel, in der Politik. Populisten werden hoffähig, weil sich viele abgehängt und unbeachtet fühlen. Das neue Feindbild heißt Establishment und meint diejenigen, die den Neoliberalismus befördert und die soziale Ungleichheit in Kauf genommen haben. Schon vor Trump.
Wir erleben eine Revolte der Benachteiligten, aber auch jener, die viel besitzen und Angst haben, etwas zu verlieren. Und jener, die ihre Identität gefährdet sehen. Im Zeitalter der Digitalisierung ist es nicht mehr schwer, sich Gehör zu verschaffen. Das hat das politische Geschehen fundamental verändert, alle finden ihre Plattformen für alternative Fakten. Mit 140 Zeichen kann man den Nerv von Massen treffen. Und damit regieren – in atemberaubender Geschwindigkeit und Unmittelbarkeit.
Genug der Analysen. Höchste Zeit, Lösungen zu finden. Und zwar solche, die nicht nur rational, sondern auch emotional überzeugen. Ist die Fähigkeit, Stimmung zu machen nicht genau das, was von Populisten zu lernen wäre? Mit Emphase Forderungen zu stellen und uns nicht darum zu scheren, wie realistisch sie sind. Entdecken wir die utopische Idee der Demokratie neu. Machen wir klare Ansagen! Verlangen wir das Unmögliche! Wagen wir einen entschiedenen Blick nach vorn – in drei Thementagen im Deutschlandradio Kultur am 10., 17. und 24. Mai 2017.
UND JETZT?
1. Grenzen ziehen!
Grenzen sind dazu da, um sie zu überschreiten. So das Paradigma eines Denkens, das "Identität" als offen begriff, "Multi-Kulti" schon aus Prinzip begrüßte und die Meinungsfreiheit als Errungenschaft der Aufklärung entschieden verteidigte. Mittlerweile entwickeln sich aber auch im linksliberalen Milieu umgekehrte Sehnsüchte. Wieviel Toleranz vertragen wir? Müssen wir etwas tun gegen Hasskommentare im World Wide Web? Welche Grenzen braucht unsere Identität? Unsere Kultur? Unsere Freiheit? Oder könnten wir einfach weniger empfindlich sein?
2. Stimmung machen!
Wie sollen wir auf eine Politik reagieren, die mit Fake News operiert und die Gewaltenteilung in Frage stellt? Wie wichtig sind uns Themen, die von anonymen Massen in den Sozialen Netzwerken hochgejubelt werden? Wie erzeugt die "Lügenpresse" wieder Vertrauen? Sollen Medien Stimmung abbilden? Oder besser selbst für Stimmung sorgen?
3. Reich werden!
Wie machen wir die Reichen ärmer und die Armen reicher? Her mit eurem Geld! Her mit eurer Zeit! Her mit euren Privilegien! Aber wie? Brauchen wir eine globale Hilfssteuer? Weibliche Werte? Mehr Staat? Höhere Gehälter? Bedingungenloses Grundeinkommen? Mehr Bildungschancen? Oder einfach, und zwar schnell, eine Revolution?