Berg-Drama "Drei Winter"

Szenen einer Ehe

10:31 Minuten
Marco und Anna sitzen auf einer Bank vor einem Haus. Um sie herum ist die Landschaft weiß und verschneit. Beide schauen eher missmutig drein.
Marcos und Annas Liebe ist behutsam und schön – zunächst... © Grandfilm
Michael Koch im Gespräch mit Patrick Wellinski · 17.12.2022
Audio herunterladen
"Drei Winter" erntete bei der Berlinale Lob und wird Schweizer Kandidat für den Auslands-Oskar. Regisseur Michael Koch erzählt, was ihn zu der Geschichte inspiriert hat, welche Wirkung die Landschaft auf ihn hatte und welche Bedeutung der Chor hat.
„Es ist bestimmt eine andere Seherfahrung, die man mit so einem Film macht als mit einem klassischen Oskar-Film“, sagt Regisseur Michael Koch. Er habe sich aber sehr gefreut, dass die Schweiz den Film für den Auslands-Oskar ausgewählt hat.
Er sei vor einiger Zeit in New York und L.A. gewesen und habe versucht, den Amerikanern das Steinegucken nahezubringen, mit dem der Film beginnt, wie er erzählt. „Da braucht man etwas Geduld.“

Recherche in entlegenen Tälern und Dörfern

„Ich habe vor vielen Jahren eine junge Frau getroffen in einem entlegenen Bergdorf in der Schweiz“, erzählt Michael Koch. Sie habe ihm von ihrem Mann erzählt, der sich aufgrund eines Tumors stark in seiner Persönlichkeit verändert habe. „Ich war sehr berührt von der Art und Weise, wie sie mit diesen Veränderungen umgegangen ist.“
Die innere Ruhe und Gelassenheit der Frau habe ihn seither nachhaltig beschäftigt. „Ich wollte dem auf den Grund gehen: Woher nimmt sie diese Kraft, diese Gelassenheit, dem doch heftigen Schicksal etwas entgegenzuhalten?“

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Die eher dokumentarische Recherche habe ihn die entlegenen Täler und Dörfer geführt. Er sei in Ställen gewesen, in Küchen und auf Alpen und habe gemerkt: „Neben der Geschichte sind es eigentlich diese Leute, die mich interessieren.“ Dieser Ort, wie da gelebt wird, auch im Verhältnis zur Natur.
Der Ort, an dem wir geboren sind, wo wir uns aufhalten, präge uns natürlich, sagt Koch. „Gerade so ein Ort, wo die Natur sehr unmittelbar zu spüren ist und sehr stark.“ Das habe auch einen Einfluss darauf, wie wir uns in schwierigen Situationen verhalten, glaubt der Filmemacher.
Großartige Kulisse: Eine Frau steht auf einem Berg, im Hintergrund Bergspitzen. Die Schweizer Bergwelt ist Schauplatz des Dramas "Drei Winter".
Großartige Kulisse: Die Schweizer Bergwelt ist Schauplatz des Dramas. © Grandfilm
In der Bergwelt sei mehr als anderswo spürbar, „dass man eben nicht alles unter Kontrolle“ haben kann, meint er. Schneelawinen, Felsstürze, starke Wetterumbrüche – all das präge das Bewusstsein der Menschen vor Ort, dass man sich damit abfinden muss.
„Das ist eine sehr prägende Erfahrung. Die hat mich interessiert, und der bin ich nachgegangen.“

Der Chor als gliederndes Element

Durch die Laiendarsteller und die Drehorte sei der Film stark im Dokumentarischen verwurzelt, sagt Koch. Dem habe er eine fiktionale Geschichte und eine klare formale Gestaltung gegenüberstellen wollen. Der Chor sei ein Element, das die Geschichte unterteilt und sie auch als Geschichte lesbar macht.
Der Regisseur Michael Koch auf einem Porträtfoto. Er lächelt zurückhaltend, im Hintergrund sind unscharf ein Baum und eine Mauer zu erkennen.
Setzt auf Laienschauspieler: Regisseur Michael Koch. © Bernhard Keller
„Natürlich wollte ich meine Geschichte in einer Bergwelt ansiedeln, die interessanter ist als das Postkartenbild, was viele im Kopf haben“, sagt Regisseur Koch. Das Leben in den Bergen sei selten einfach nur schön.

Oft ist es auch sehr rau. Oft ist es brutal.

Michael Koch

Die Hänge sind steil, die Arbeit ist hart. Ein solcher Ort strahle eine andere Energie aus als ein schmuckes Bergdorf. „Ich glaube, dadurch ist das Verhältnis zu dem Land, das bestellt wird, sehr intensiv.“
(ros)
Mehr zum Thema