Dresdener Semperoper unter neuer Leitung

"Wir sind ja sowas wie eine kleine UNO"

Menschen stehen vor der Semperoper in Dresden und lauschen dem Gesang eines Tenors und einer Sopranistin, die in einer warmen Sommernacht Opernarien darbieten
"Ich denke, dass man sicher aufeinander zugehen sollte, statt nur auszugrenzen", sagt Peter Theiler in Bezug auf die gespaltene Gesellschaft in Dresden. © picture alliance/dpa / Wolfgang Kumm
Peter Theiler im Gespräch mit Elena Gorgis |
Sechs Jahre lang hatte die Semperoper keinen Intendanten, jetzt hat Peter Theiler die Leitung übernommen. "Ich möchte auch zeigen, wie pluralistisch solch eine Theatergesellschaft funktioniert", sagte er zu Beginn der Spielzeit.
Die Dresdener Semperoper hat unruhige Zeiten hinter sich. Seit vor sechs Jahren die Intendantin Ulrike Hessler plötzlich gestorben war und ihr Nachfolger Serge Dorny entlassen wurde, noch bevor er sein Amt angetreten hatte, war der Intendantenposten verwaist. Jetzt hat der Schweizer Peter Theiler das Amt übernommen, er war vorher zehn Jahre lang Generalintendant am Staatstheater Nürnberg.

Nur mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, reicht nicht

"Es gibt keine apolitische Kunst" hatte Theiler bereits erklärt und in diesem Sinne wolle er auch die Semperoper leiten. Auf die Pegida-Bewegung in Dresden angesprochen, sagte er:
"Es gilt die Toleranz, es gilt die Vernunft und es gilt auch die Arbeit aus der Kulturinstitution heraus, für die Toleranz und die Aufklärung zu arbeiten. Ich denke, dass man sicher aufeinander zugehen sollte, statt nur auszugrenzen. Nur mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, das reicht nicht. Das tun wir nicht, das tun die Anderen schon."
Peter Theiler, der neue Intendant für die Semperoper ab der Spielzeit 2018/19, steht im Foyer der Oper, aufgenommen im Juli 2018
Peter Theiler, Intendant der Semperoper in Dresden© picture alliance/dpa / ZB / Monika Skolimowska
Das heiße nicht, faule Kompromisse zu machen, so Theiler, sondern miteinander sachlich umzugehen:
"Wo das nicht möglich ist, ist es halt nicht möglich. Es gibt immer Menschen, mit denen man nicht reden kann".
Er sei aber überzeugt, dass sich die meisten Menschen in ein Gespräch verwickeln lassen und unter Umständen auch überzeugen lassen würden, so der Intendant. " Ich meine, dass man die politische Arbeit, die man hat, auch als verantwortlicher Leiter eines großen Kulturinstituts wie der Semperoper wahrnehmen muss", sagt der 62-Jährige.

Theater als UNO im Kleinen

Dieser politische Ansatz werde sich auch im Programm niederschlagen, verrät der Intendant. Es werde ein Begleitprogramm mit Diskussionsforen geben.
"Ich möchte auch zeigen, wie pluralistisch solch eine Theatergesellschaft funktioniert. Wir sind ja sowas wie eine kleine UNO, mit Menschen aus über 40 Nationen. Wenn das nicht mit Toleranz und gegenseitiger Akzeptanz funktionieren würde, dann würde so ein Betrieb gar nicht erst den Vorhang aufmachen können", meint Intendant Peter Theiler.
(beb)
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