Die Ausstellung "Schmähung–Provokation–Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung" ist vom 20. Februar bis 23. April im 2020 im Buchmuseum SLUB der Landesbibliothek Dresden zu sehen.
Schon Cicero schmähte seine Gegner
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Shitstorms, Hasskommentare, Twitter-Tiraden: Hetze ist allgegenwärtig. Doch Beleidigungen sind ein uraltes Phänomen, wie eine Schau in Dresden zeigt. Denn Schmähungen haben nicht nur negative Facetten, wie Kurator Felix Prautzsch erklärt.
Cicero ging in Reden frontal auf seine Gegner los, Catull schrieb Schmähgedichte und Luther nutzte den Buchdruck, um Reformationsverweigerer anzugreifen. Die Wurzeln heutiger Hasskommentare reichen weit in die Geschichte zurück. Die Ausstellung "Schmähung–Provokation–Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung" will aber nicht nur die zerstörerische Wirkung auf die Beschimpften zeigen.
Schmähung im Dienst einer guten Sache
"In der Schmähung und Diskreditierung des Gegners geht es immer auch um die Mobilisierung des eigenen Lagers", sagt Kurator Felix Prautzsch. Herabsetzung könne demnach "gleichermaßen gemeinschaftszerstörend wie gemeinschaftsstiftend" sein - und sogar im Dienste einer guten Sache stehen. So habe Cicero "im Dienste der Demokratie und Meinungsfreiheit" gegen Marc Anton gewettert, der sich zum Diktator aufschwingen wollte.
Natürlich zeigt die Ausstellung auch aktuelle Beispiele von Hass und Hetze. So setzt sie sich mit einem Shitstorm gegen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auseinander, der im Oktober 2019 unglücklich von einer Bühne gestolpert war. Es gehe um "Kommunikationslogiken", die Medien wie Twitter begünstigten, so Prautzsch.
Die Schau ist ein Ergebnis eingehender Forschung: Die Technische Universität Dresden untersucht das Thema in einem eigenen Forschungsbereich: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung".
(bth)
Das Bundeskabinett verabschiedet eine Verschärfung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes, um Hass und Hetze im Netz besser begegnen zu können. Die Änderungen erläutert Johannes Kuhn im Gespräch mit Stephan Karkowsky. Das Gespräch hören Sie hier:
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