Jan Vogler, Violoncello
Dresdner Festspielorchester
Leitung: Constantinos Carydis
Französischer Romantik-Flash
Die Spätromantik in Frankreich lebt von großer Besetzung, ausladenden Melodien und überwältigender Emotionalität. Wie das mit einem Orchester klingt, das mit alten Instrumenten besetzt ist, bringt der Intendant und Cellist Jan Vogler zu Gehör.
Das Dresdner Festspielorchester findet sich jedes Jahr neu für die Saison zusammen. Dafür kommen Musiker zusammen, die sich auf historische Aufführungspraxis spezialisiert haben. In diesem Jahr erlebt das Orchester einen neuen Gastdirigenten: den Griechen Constantinos Carydis, der vor allem viele Opern dirigiert.
Sein Ziel in diesem Konzert ist es, dem Originalklang der französischen Romantik auf die Spur zu kommen. Gerade die Musik von Hector Berlioz in dieser Besetzung zu erleben, ist ein spannendes Musikabenteuer.
Berlioz setzte für die Sinfonik in seinem Land neue Impulse. Zum einen übernahm er Effekte aus der Oper für rein orchestrale Musik, zum anderen forderte er eine enorme Besetzung für den Konzertsaal. Seine "Symphonie fantastique", sein Opus 14, begründete auch einen neuen Begriff der Programmmusik: Berlioz unterlegte dem Verlauf seiner Musik eine mystisch-düstere Geschichte.
Liebesbotschaft in Musik
Das Werk entstand aus einer fast obsessiven Liebesvorstellung heraus: Berlioz hatte sich Hals über Kopf in eine junge irische Schauspielerin verliebt, die in Paris für Shakespeare-Gastspiele weilte. Er himmelte sie an, schrieb unermüdlich Briefe, die die junge Frau aber nicht beantwortete. Berlioz war nur ein Bewunderer von vielen.
Berlioz schmiedete schließlich einen anderen Plan: Mit seinem neuen Werk wollte er sie bei einem erneuten Besuch in der Stadt beeindrucken. Das gelang: Harriet Smithson registrierte die große Zugewandtheit des Komponisten, sie wurden ein Paar und heirateten sehr schnell. Aber das Glück hielt nur eine gewisse Zeit. Das Paar trennte sich wieder nach einigen gemeinsamen Jahren.
Von der Oper her gedacht
Die Oper "Les Francs-Juges" blieb unvollendet. Aber die Ouvertüre fand Berlioz so gelungen, dass er sie im Pariser Konservatorium zur Uraufführung brachte. Es ist eines der frühesten Werke Berlioz' für Orchester, das sich bis heute im Repertoire gehalten hat. Den Rest der Oper vernichtete der Komponist, aber nicht ganz, einige Momente hat er in späteren Werken, zum Beispiel in seiner "Symphonie fantastique", wieder aufgegriffen.
Jan Vogler ist nicht nur der Intendant der Dresdner Musikfestspiele, er ist auch aktiver Musiker. Und so ist er während des Festivals auch immer als Solist zu erleben. Dieses Mal in dem ersten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns.
Gemeinsamer Musikstrom statt Virtuosen-Pranzerei
Der Celloklang wird vom Orchesterklang regelrecht umarmt und auch nicht mehr los gelassen. Beide Parts hat Camille Saint-Saëns so ineinander komponiert, dass keiner ohne den anderen zu hören ist: keine ausgiebige Orchestereinleitung ohne Solisten, keine solistische Kadenz ohne das Orchester - sondern immer währendes gemeinsames Spiel um- und miteinander.
(cdr)
Aufzeichnung des Konzertes vom 30. Mai 2019 im Kulturpalast Dresden
Hector Berlioz
Ouvertüre zur Oper "Les Francs-Juges" op. 3
Ouvertüre zur Oper "Les Francs-Juges" op. 3
Camille Saint-Saëns
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33
Hector Berlioz
"Symphonie fantastique" op. 14
"Symphonie fantastique" op. 14