Arabella Steinbacher, Violine
Antoine Tamestit, Viola
Dresdner Philharmonie
Leitung: Marek Janowski
Von Haydn zu Hindemith - Klangbrücken I
Drei Abende gestaltet Dirigent Marek Janowski für Deutschlandfunk Kultur: er kombiniert Sinfonien von Joseph Haydn mit Kammermusik von Paul Hindemith. Klassische Unterhaltungsmusik wird durch raue, desillusionierte Musik geerdet.
Dirigent Marek Janowski spannt eine große Klangbrücke von 150 Jahren. Auf der einen Seite die hochbezahlten, hochgelobten und beliebten Sinfonien eines Joseph Haynds, andererseits erklingt Musik, die im 20. Jahrhundert entstanden ist.
Die Pariser Konzertgesellschaft "Concert de la Loge Olympique" fasste damals ein Orchester von 60 Musikern. Für damalige Zeiten war das eine enorme Größe. Haynd wurde gebeten, einige Sinfonien zu komponieren. Der Bitte wurde ein mehr als großzügiges Honorar hinterlegt. Zwei dieser sehr unterhaltsamen Werke sind der Rahmen für Hindemiths Kammermusiken.
Wilde Musikalität
Diese entstanden in den 1920er Jahren. Sie sind mit einem anti-romantischen Gestus konzipiert, dunkel und bedrohlich steigen die Bläser in Opus 36 Nr. 3 ein. Die laute Lebendigkeit der 20-er Jahre wird darin transportiert.
Die Besonderheit in diesem Fall: die Solovioline steht einem größeren Bläser- und Streicherapparat gegenüber, bei dem die Geigen aber ausgespart sind. Solo-Violine wird hier also wörtlich genommen.
Der Mann der Bratsche
Hindemith war auf der Suche nach einem "unverbrauchten" Instrument und entdeckte für sich die Bratsche. Ein altes Instrument, schon immer in der Streicherfamilie präsent, aber fast nie im Rampenlicht. Hindemith schrieb viel für die dunklere Klangfarbe der Viola - er selbst spielte sie regelmäßig neben der Violine.
Die Kammermusik Nr. 4 steigt mit einem hektischen, trotzigen Gestus ein - die Viola muss sich virtuos präsentieren. Aber auch sehnsuchtsvolle Farben tauchen auf. Diese werden im letzten Satz, der "Variante eines Militärmarsches" unterbrochen. Doch der Marsch verliert sich unvermittelt und plötzlich - die Sinnlosigkeit des Krieges lässt sich nicht besser kommentieren.
Die beiden Solisten Arabella Steinbacher und Antoine Tamestit haben kurzfristig ihre Zusagen für diesen außergewöhnlichen Radio-Zyklus gegeben und sind nach Dresden gekommen.
Live aus dem Kulturpalast Dresden
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 82 C-Dur ("L'Ours")
Sinfonie Nr. 82 C-Dur ("L'Ours")
Paul Hindemith
Kammermusik Nr. 4 op. 36 Nr. 3 für Violine und größeres Kammerorchester
Kammermusik Nr. 4 op. 36 Nr. 3 für Violine und größeres Kammerorchester
Paul Hindemith
Kammermusik Nr. 5 op. 36 Nr. 4 für Bratsche und größeres Kammerorchester
Kammermusik Nr. 5 op. 36 Nr. 4 für Bratsche und größeres Kammerorchester
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 87 A-Dur
Sinfonie Nr. 87 A-Dur