Dresdner Philharmonie spielt Trilogie unter Marek Janowski

Von Haydn zu Hindemith - Klangbrücken III

Der Dirigent vor seinen weit auseinander sitzenden Orchestermitgliedern.
Marek Janwoski hat die Haydn-Hindemith-Trilogie konzipiert. © Dresdner Philharmonie / Oliver Killig
Moderation: Stefan Lang |
Wenn die klassische Sinfonie von Joseph Haydn auf die kammermusikalische von Paul Hindemith trifft, werden die großen klanglichen Unterschiede klar aufgezeigt. Aber auch, dass Hindemith jene Klassik immer im Hinterkopf hatte.
Es war die Idee von Marek Janowski, sein großes Orchester, die Dresdner Philharmonie, für ein Programm mit Haydn und Hindemith zu begeistern. Dabei hat er drei Abende konzipiert - und sein Orchester gedrittelt. Jeden Abend spielt das Orchester also in einer neuen Zusammensetzung - so konnten alle Musikerinnen und Musiker sich in Haydn und Hindemith vertiefen.
Der Dirigent schaut einen Musiker an und gibt ihm einen Einsatz.
Marek Janowski hat jedem Musiker der Dresdner Philharmoniker ermöglicht, ein Radiokonzert zu spielen.© Dresdner Philharmonie / Oliver Killig
Auch am dritten Abend greift das Konzert auf folgendes Konzept zurück: Zwei Haydn-Sinfonien sind die Pole, zwischen denen zwei Kammermusiken des Bürgerschrecks Paul Hindemith erklingen.

Haydn - Pariser Liebling

Haydn kannte Paris nur von Zeichnungen, aber ganz Paris kannte Haydn. Er war für die Pariser Kulturschickeria und eben auch für die Kulturkenner gleichermaßen Genie. Haydn konnte groß besetzen und wusste um die technische Perfektion der Pariser Musikkollegen.
Als dann auch noch die aus Österreich stammende Marie Antoinette eine Lieblingssinfonie erkor, wurde dieses Werk kurzerhand mit dem Beinamen "La Reine" betitelt. Die französische Königin war Protektorin der Konzertreihe "Concerts de la Loge Olympique". Haydn hatte in dieser Sinfonie Nr. 85 unter anderem eine französische Romanze eingebaut, die Antoinette noch kurz vor ihrer Hinrichtung leise sang.

Hindemith - der Bürgerschreck

Er war ein Komponist, der gern provozierte. Mit grellen Dissonanzen, mit hastigen Rhythmen - vergleichbar bunt und kantig, wie die Expressionisten seiner Zeit malten. Er wollte ein Anti-Künstler sein. Und so schuf er mit seinem Klavierkonzert, der Kammermusik Nr. 2 für obligates Klavier, ein Werk, in dem der Solist athletisch sein Können zeigt - ein neobarockes Konzert mit aggressiv-lärmendem Humor. Francesco Piemontesi wird der Solist an diesem Abend sein.
Der Pianist steht neben einem aufgeklappten Flügel, in dem sich goldene Lichter spiegeln.
Francesco Piemontesi wird Hindemiths sogenanntes Klavierkonzert aus den 20-er Jahren spielen.© Francesco Piemontesi / Marco Borggreve
Zuvor spielt Iveta Apkalna die Kammermusik Nr. 7 für Orgel und Kammerorchester. 1927 bekam Hindemith einen Auftrag des Frankfurter Rundfunks - das Radio war das begeistert aufgenommene, schnell wachsende, neue Medium. Eine neue Orgel sollte eingeweiht werden. Der Schwager des Komponisten war damals Leiter des Senders. Und Hindemith komponiert hierfür die prächtigste der Kammermusiken.

Von wegen feierlich

Dieses Mal dreisätzig, also ganz konventionell, ja klassisch angelegt. Der Orgel werden Bläser, etliche Celli und Kontrabässe zur Seite gestellt. Fanfarenartig eröffnet der erste Satz. Und Hindemith vermag die Bläser- und Orgelregister derart zu verschmelzen, dass man manchmal nicht so recht weiß, wer gerade am Zug ist. Iveta Apkalna ist in diesem Fall Solistin - in einem Werk, das die Feierlichkeit des damaligen Momentes kräftig humorvoll und mit viel Spiellaune unterläuft.
Die Organistin steht in einem hellen Raum und schaut in die Kamera.
Die lettische Organistin Iveta Apkalna ist eine der führenden Organistinnen der Musikszene.© Iveta Apkalna / Maxim Schulz
Live aus dem Kulturpalast Dresden
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 86 D-Dur
Paul Hindemith
Kammermusik Nr. 2 op. 36 Nr. 1 für obligates Klavier und 12 Solo-Instrumente
Paul Hindemith
Kammermusik Nr. 2 op. 36 Nr. 1 für Orgel und und Kammerorchester
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 85 B-Dur "La Reine"

Iveta Apkalna, Orgel
Francesco Piemontesi, Klavier
Dresdner Philharmonie
Leitung: Marek Janowski

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