Koks und Kiffen in Kinofilmen
Einst galt Drogenkonsum als Sinnbild für die Gegenkultur, etwa in Filmen wie "Easy Rider". Mittlerweile befasst sich Hollywood mit Koks, Crack und Heroin in knallharten politischen Thrillern.
Drei Typen am Lagerfeuer, 1969.
"Was macht gerade diese spezielle Droge so gefährlich?"
Wie tief die bürgerliche Angst vor dem Gras sitzt, zeigt Jack Nicholson in EASY RIDER, […]
"Dann wollen wir mal. Ja, wie mache ich das denn?"
"Weil der Cannabis-Horror gemäß der Devise "Alkohol ja, Pott nein" noch in den 60ern kultur- und systembildend war. Und entsprechend sind der Kiffer und sein Joint Ausdruck für den radikalen Bruch mit der Gesellschaft. Gegenkultur.
"Versuch mal das anstatt…"
...anstatt der Whiskey-Pulle.
"Das ist Gras."
"Ich habe schon genug Probleme mit dem Saufen und so. Ich meine, ich kann es mir nicht leisten, süchtig zu werden."
"Du musst den Rauch länger in der Lunge lassen, George!""
"Ich habe schon genug Probleme mit dem Saufen und so. Ich meine, ich kann es mir nicht leisten, süchtig zu werden."
"Du musst den Rauch länger in der Lunge lassen, George!""
"Easy Rider", der Mythos des Hippies, Woodstock-Feeling, Freiheit, Bewusstseinserweiterung - zu all dem gehörte einst der Joint. Was Joe Cocker in Woodstock sang, "Let's get Stoned", war Hymne dieser Gegenkultur und gleichzeitig Credo der Kifferfilme. Die "Cheech-und-Chong"-Filme in den 1970ern begründeten das Genre Stoner-Movies, das dem Kiffer huldigte mit Jay und Silent Bob in der New-Jersey-Filmreihe von Kevin Smith, in Michael Glawoggers "Contact High" oder sich kichernd verbeugte vor der dealenden Witwe in Nigel Coles "Grasgeflüster". Nicht zu vergessen natürlich: Jeff Bridges als Dude in "The Big Lebowski":
"Also, manchmal gibt es einen Mann, das ist der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und das, obwohl er ein total fauler Sack war. Vielleicht sogar der faulste Sack in ganz Los Angeles und Umgebung."
Faszinierende Ästhetik für den Rausch
Doch parallel zu den kiffenden Freaks erzählte das Kino immer auch die dunkle Seite. 1969 - "Easy Rider". Aber nur zwei Jahre später spielte Al Pacino das Elend der Heroinsucht in "Panic at Needle Park". Und mögen "Requiem for a dream" oder "Trainspotting" drei Jahrzehnte später für den Drogenrausch eine wilde, faszinierende Ästhetik finden, eine, die den Film visuell quasi sprengt, so erzählen Darren Aranofsky und Danny Boyle doch am Ende von dem Elend der Drogensucht. Und mit Gegenkultur …
… ist endgültig Schluss, wenn die Drogen zum großen Geschäft werden. Filmisches Zeichen nicht mehr der Rauch, der aufsteigt, sondern die Kreditkarte, die Line …
"Koks durch die Nase ziehen" - Akzent!
Die Nase Koks oder Crack oder Cystal Meth! Jegliche Unschuld gegenüber dem "Stoff" ist diesen Geschichten vollkommen abhanden gekommen. Die Pablo-Escobar-Netflix-Serie "Narcos" wie Denis Villeneuves Film "Sicario" zeigen, wie sich die Grenze zwischen Gut und Böse aufgelöst hat.
"Ist er von der CIA oder Sie?"
"Er ist Berater des Verteidigungsministeriums. So wie ich."
"Nein, ist er nicht."
"Er ist Berater des Verteidigungsministeriums. So wie ich."
"Nein, ist er nicht."
Diese Thriller erzählen, wie das Organisierte Verbrechen, wie die Kartelle, ganze Staaten zur Implosion bringen.
"Scheiße, Agent getroffen!"
"Rein da! Stürmen! Rein da!"
"Rein da! Stürmen! Rein da!"
Die Ordnung hat sich aufgelöst. Und Erfolge...
"Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, General."
Erfolge im Drogenkrieg.
"Ich weiß nicht, ob ich das Geringste ändern konnte."
In einer schlechten Welt ist Dope gut
Verkommen zu PR-Makulatur. Der wortmächtige oberste US-Drogenkämpfer in Steven Soderberghs "Traffic" ist unwissend und naiv. Solche Verlautbarungen Geschwafel:
"Eins des Kartelle muss von uns zerschlagen werden, entweder Juarez oder Tijuana. Weil wir ein Zeichen setzen müssen."
Es war einmal … es war einmal der Joint als Symbol des Widerstands gegen die verordnete Gesellschaft.
"Dope ist angeblich schlecht, aber in einer schlechten Welt ist es gut."
Doch dieser Satz der kiffenden Ophelia in Oliver Stones Drogenthriller "Savages" von 2012.
"Drogen sind eine rationale Reaktion auf den Wahnsinn."
Der Satz ist nur noch nostalgische Erinnerung an 68er-Zeiten. Eine naive wie absurde Geste angesichts des globalen, mörderischen Geschäftes, dass den Spät-Hippies in "Savages" um die Ohren fliegt.
Die Drogen tragen ihrerseits fundamental dazu bei, das zeigen uns diese Filme auch, dass die Welt immer wahnsinniger wird. Was sich im Drogenthriller in einer archaischen Brutalität entlädt, das ist im Vergleich zu den realen Bildern aus dem mexikanischen Drogenkrieg nahezu harmlos. "Sicario" oder "The Counselor" oder "No Country for Old Men" sind auch Geschichten über komplexe Geldströme. Legal, illegal, scheißegal, das sagen jetzt nicht mehr linke Polit-Aktivisten oder die kiffenden Hippies der Gegenkultur, nein, das ist das Credo der milliardenschweren Drogenbarone. Und wenn die eine Bande, wenn ein Kartell zerschlagen ist.
"Konnten Lado und Assul ein neues Kartell gründen, die Assulados."
Heute erzählt der Drogenthriller, ganz realistisch dabei, die klassische Sage von der Hydra neu. Schlägt man ihr einen Kopf ab, wachsen sofort neue nach.