Als der Film rauskam, hatte ich ja schon mit Drogen zu tun. Zwar noch nicht mit harten Drogen, aber ich war in der Szene unterwegs. Uns hat das eher interessiert als abgeschreckt. Es war nicht so, dass wir gesagt haben: 'Gut, dass wir das gesehen haben, das machen wir auf keinen Fall.' Ganz im Gegenteil.
Drogensucht
Der Drogenrausch war anfangs faszinierend, später hinderte er Jürgen dann am Leben. © Getty Images / Alexander Spatari
Als die Welt ihre Farbe verlor
28:51 Minuten
Den ersten Vollrausch hat Jürgen als Teenager, schnell landet er bei Kokain und Heroin - ein Ausbruch aus dem konservativen Milieu, in dem er Ende der 1960er-Jahre aufwächst. Doch bald muss er feststellen, dass er in den Drogen nicht findet, was er sucht.
Jürgen wächst Ende der 1960er-Jahre in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Sein Umfeld ist konservativ geprägt und erwartet von ihm einen konventionellen Lebensweg mit Ausbildung, Haus, Familie.
Jürgen aber will am liebsten nur Musik machen. Er sehnt sich nach Freiheit - und landet in der Drogensucht.
„Es hat mich tatsächlich interessiert, dass man sich etwas einwirft und in einen anderen Aggregatzustand kommt“, erzählt er. Fasziniert ist Jürgen auch von Christiane F., deren Geschichte zu dieser Zeit veröffentlicht wird.
Nach Schulabschluss und Lehre, die er unter Drogeneinfluss absolviert, sucht er die große Freiheit in der Stadt seiner Sehnsucht: Berlin.
Im Entzug verliebt er sich
Doch die Stadt hält nicht, was er sich von ihr verspricht. Schon bald spritzt er sich das erste Mal Heroin. Sein Leben bewältigt er nur noch mit Drogen. Musik macht Jürgen kaum noch. Träume, Ziele, Pläne verschwinden. Für ihn ist es in dieser Zeit so, als könne er dabei zusehen, wie die Welt um ihn herum ihre Farbe verliert.
Ich komme aus einer Gegend, guck dich um: alles grün! Da bin ich groß geworden: Natur, Kleinstadt. Und auf einmal stehe ich im Wedding, in einem grauen Bezirk. Da habe ich richtig Depressionen gekriegt. Ich wollte auch nicht einfach zurückgehen, weil ich dachte, dann komme ich als Loser zurück. Das konnte ich nur kompensieren, indem ich noch mehr Drogen genommen habe.
Als er merkt, dass es immer weiter bergab geht, findet er mit Unterstützung seiner Mutter den Weg in ein Berliner Wohnprojekt für drogenabhängige Menschen. Hier hat Jürgen die Möglichkeit, sich zu erholen. Er nimmt nun keine Drogen mehr. Es geht ihm psychisch und physisch besser.
Etwa drei Jahre lang lebt er dort, bleibt clean und lernt sogar eine Frau kennen, in die er sich verliebt: Moni. Doch als Moni eines morgens verschwunden ist und Jürgen klar wird, dass sie wieder Drogen nimmt, gerät auch er wieder in den Strudel der Abhängigkeit.
Auf Facebook hat sich Jürgen mit seiner Geschichte bei Deutschlandfunk Kultur gemeldet. Marius Elfering hat ihn in der Nähe von Hamburg besucht. In dieser Episode unseres Podcasts Plus Eins erzählt er die Geschichte eines Menschen, der sich auf der Suche nach dem eigenen Weg verliert - und inzwischen seit 29 Jahren drogenfrei lebt.