Battle Rap der Virologen via Twitter?
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Der Virologe Christian Drosten wird von seinem Kollegen Alexander Kekulé für eine Studie kritisert, aber das lässt er sich nicht gefallen und kontert per Twitter. Das kommt gut an. Aber offenbar wird dadurch etwas mehr in Drosten gesehen, als er ist.
"Kekulé macht Stimmung", schreibt der Virologe Christian Drosten auf Twitter über den Kollegen Alexander Kekulé, der Drosten Fehler in dessen umstrittener Studie vorgeworfen hat. "Seine Darstellung ist tendenziös. Er kennt unsere Daten nicht und zitiert falsch. Kekulé selbst könnte man nicht kritisieren, dazu müsste er erstmal etwas publizieren." Kekulé sei "zum Glück bisher der Einzige", der sich so verhalte. "In unserer Community spielt er keine Rolle."
So viel Schlagfertigkeit kommt bei einigen Twitterern gut an: Da ist von "Battle" die Rede, von "Hip Hop Vibes". Drosten wird zum Battle-Rapper stilisiert. Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch sieht in Drostens Tweets allerdings keine "Punchlines" und auch keinen "Diss".
Drosten habe in seiner Kommunikationskultur "versucht, komplett bei sich zu bleiben, und die Umgangsformen der Wissenschaft stark nach außen zu tragen", so Stefanowitsch. "Das kann zu dieser Art von Wahrnehmungsaufspaltung führen, die wir anhand dieser Tweets erleben."
Die Streitlustigkeit erklärt der Sprachwissenschaftler sich so: "Drosten hat gemerkt: Egal, wie sehr man versucht, wissenschaftlich zurückhaltend zu kommunizieren, sich persönliche Äußerungen zu verkneifen, wenn die 'Bild'-Zeitung oder andere Akteure Lust haben, einen zu skandalisieren, machen sie's trotzdem. Vielleicht ist er deswegen weniger zurückhaltend."