Christian Linker: Dschihad Calling
dtv, München 2015
320 Seiten, 12,99 Euro
Jugendroman über eine schleichende Radikalisierung
In "Dschihad Calling" verliebt sich der 18-jährige Jakob in ein Mädchen aus der Salafistenszene und gerät selbst in radikale Kreise. Er sei überrascht, wie positiv muslimische Schülern auf sein Buch reagierten, sagt Autor Christian Linker.
Christian Linkers Jugendroman "Dschihad Calling" erzählt die Geschichte einer schleichenden Radikalisierung: Ein Junge verliebt sich in ein verschleiertes Mädchen und gerät über dessen Bruder immer tiefer in Salafistenkreise, bis er schließlich vor der Frage steht, ob er nach Syrien gehen soll, um dort für den IS zu kämpfen.
Er sei immer wieder überrascht, wie positiv die Reaktionen unter muslimischen Schülern auf sein Buch seien, sagt Linker. Zwar habe er sich große Mühe geben, zwischen dem Islam als Glaubensgemeinschaft und dem Salafismus als Splittergruppe sowie dem gewaltbereiten Islamismus zu unterscheiden. Aber der Islam werde natürlich kritisch betrachtet.
Junge Muslime stehen unter täglichem Rechtfertigungsdruck
Gerade junge Muslime begrüßten, dass es durch das Buch endlich mal einen Anlass gebe, über ihren Glauben zu diskutieren. Unter jungen Muslimen gebe es einen hohen Druck, sich zu erklären. "Die sind natürlich täglich unter so einem Rechtfertigungsdruck, ihre Religion zu erklären, sich selber ständig immer wieder zu distanzieren."
Die radikalen Gruppen seien vor allem attraktiv für Menschen, "die irgendwie auf der Flucht vor einer komplizierten Welt sind", sagt Linker. "Da wird zunächst einmal einfach eine starke Gemeinschaft geboten, ein Zugehörigkeitsgefühl, ein toller Zusammenhalt untereinander. Also im Grunde dasselbe, was man bei allen radikalen Gruppierungen findet."
Darüberhinaus spiele natürlich das Mystische und das Religiöse eine große Rolle. Das könne er als religiöser Mensche selbst nachvollziehen. "Heikel wird es natürlich an dem Punkt, wo man sich so sehr in seine Gruppe einigelt, dass die Empathie oder überhaupt der Blick für die Anderen abhandenkommt. Und da beginnt dann, glaube ich, der Weg auch in die Gewaltbereitschaft."