Henri Dutilleux
„Métaboles" für großes Orchester
Maurice Ravel
Klavierkonzert G-Dur
Zoltán Kodály
Tänze aus Galánta
Igor Strawinsky
Suite aus dem Ballett "Der Feuervogel" (1919)
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Mit einem Pariser Programm gedenken die Musikerinnen und Musiker des DSO Berlin an die Menschen in der Ukraine. © Unsplash / Andri Wyss
Raffiniertes Paris
Paris im 20. Jahrhundert steht in diesem Konzert im Mittelpunkt. Die quirlige Metropole, gierig nach neuen Klängen, inspirierte Komponisten wie Dutilleux, Ravel und Strawinsky. Das Pultdebüt von Lionel Bringuier widmet das Orchester den ukrainischen Menschen.
Der aus Nizza stammende, französische Dirigent Lionel Bringuier hat eine steile Karriere hingelegt. Er war vier Jahre Chef des Zürcher Tonhalle-Orchesters. Inzwischen arbeitet er ausschließlich freischaffend. Und das international. Mitgebracht hat Lionel Bringuier aus Frankreich die Klaviersolistin Lise de la Salle.
Freud und Leid
Es war ihr erster Auftritt nach einigen Wochen Pause: Vor zwei Monaten hat Lise de la Salle ein Kind zur Welt gebracht. Eigentlich ein freudiges Musikereignis in der Philharmonie am 24. Februar. Doch war es Tag Eins der russischen Invasion der Ukraine. Der Krieg ist mitten in Europa. Was kann Musik da ausrichten?
Zu Beginn richtete Benjamin Dries, ein Mitglied des Orchestermanagements, einige Worte an das Publikum. Vor wenigen Monaten hat das Orchester erst in Kiew das Babyn-Yar-Gedenkkonzert gespielt. Nun wollten alle mit ihren bescheidenen Mitteln, mit ihrer Musik, einen Beitrag zum Frieden leisten.
Ein stiller Meister
Das erste Werk des Abends ist ein Klassiker der französischen Moderne:das Orchesterwerk „Métaboles“ von Henri Dutilleux. Dieser Komponist stand immer etwas am Rande der Musikentwicklung, weil er keine lauten Worte fand, um sein Komponieren zuerklären, weil er sich keiner Richtung oder Schule angeschlossen hat. Stattdessen widmete er sich seiner Musik mit immensem Feingefühl und Akkurratesse.
Der Jazz bei Ravel
Auch Lise de la Salle findet Spuren des Jazz im G-Dur-Klavierkonzert von Maurice Ravel. "Im Finale sind die Rhythmen und Harmonien sehr jazzy. Im Kopfsatz gibt es diesen speziellen Swing, der immer etwas unregelmäßig ist, man muss einmal nach links oder nach rechts ausweichen, anstatt geradeaus durchzuspielen. Alle Akzente kommen vor oder nach dem Schlag, niemals gerade."
Abstecher nach Ungarn
1933 entstanden „die Tänze aus Galánta“. Kodály selbst schrieb dazu: „Galánta ist ein kleiner ungarischer Marktflecken an der alten Bahnstrecke Wien–Budapest, wo der Verfasser sieben Jahre seiner Kindheit verbrachte."
Lionel Bringuier gefällt an diesem Stück besonders, dass „Kodály uns in fünfzehn Minuten in eine andere Welt bringt, in eine andere Atmosphäre. Es gibt dieses unglaublich schöne Klarinettensolo. Das sind Themen, die er in seiner Kindheit gehört hat.“
Pariser Karrierekick
Mit dem Ballett "Der Feuervogel" wurde Strawinsky schlagartig berühmt. Mit russischen Kollegen brachte er das Werk am 1910 im Pariser Théatre National de l´Opéra durch das Ensemble Ballets Russes zur Uraufführung. Paris war damals offen für neue Klänge, für Experimente.
Strawinsky beschwört in diesem Ballett angenehme und märchenhafte Bilder. Der Feuervogel hilft dem Prinzen, die gefangenen Mädchen aus den Fängen des bösen Zauberers Katschtej zu befreien.
Aufzeichung vom 24. Februar 2022 aus der Philharmonie Berlin
Lise de la Salle, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Lionel Bringuier