Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Antonello Manacorda
Sinfonie in der Kammer
Sein letztes Konzert in der verkürzten Corona-Saison spielt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin an diesem Abend als Rundfunkkonzert im Sendesaal im Berliner Haus des Rundfunks. Antonello Manacorda dirigiert Werke von Richard Strauss, Arnold Schönberg und Wolfgang Amadeus Mozart.
Es gilt immer in diesen Zeiten, aus der Not eine Tugend zu machen. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin spielt jetzt nicht im großen Saal der Philharmonie und nach wie vor ganz ohne Publikum. Das hier gibt es nur bei uns im Radio und im Internet – was die Programme angeht, ist es eine große Chance: Das konnten alle Beteiligten schon bei unserem ersten Orchesterkonzert am 17. Juni feststellen: Orchestermusikerinnen und -musiker und Dirigenten können hie und da Stücke programmieren, die sonst nicht so leicht reinzunehmen sind.
Große Chance für Besonderes
Das ist an diesem Abend vor allem die Kammersinfonie op. 9 von Arnold Schönberg. 15 Instrumente sieht der Wiener Meister darin vor: Das ist kein richtiges Orchester, vor allem was die Streichergruppe angeht. Das ist ein Sonderfall der Literatur – aber es ist Musik wie geschaffen für Corona-Bedingungen. Und die Distanz, die die Ausführenden zueinander wahren müssen, die tut dem Werk sehr gut. Es wird transparent und klingt logisch, zugleich spürt man, dass es Schönberg in diesem harmonischen und melodischen Korsett nicht mehr lang würde aushalten können.
Antonello Manacorda ist überhaupt erst das zweite Mal beim DSO Berlin. Er lebt in Berlin und ist ja seit vielen Jahren künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam. Dort hat er einen hochgelobten Zyklus mit allen Sinfonien Franz Schuberts und von Felix Mendelssohn Bartholdy gemacht. Diese Einspielungen hat Deutschlandfunk Kultur als Partner mitproduziert. Er ist auch weltweit als gefragter Operndirigent unterwegs. Aber das geht ja derzeit noch gar nicht, selbst wenn die Grenzen schon wieder offen sind – Oper und Chorgesang werden momentan noch besonders kritisch gesehen.
Zum Programm spricht er mit Volker Michael:
Die "Metamorphosen" von Richard Strauss, sie stehen heute Abend am Anfang. Ein seltsames Trauerstück - Strauss hat sie 1945 geschrieben und "Studie für 23 Solostreicher" genannt.
Musik eines alten Mannes?
Er war alt, sehr alt, aber noch nicht am Ende seiner Kreativität. Angesichts dessen, was passiert war, wirkt diese Musik schon ein wenig bedenklich. Trotz Shoah und Völkermord und Millionen Kriegstoten beweint Strauss allein den Untergang Dresdens und der klassisch-deutschen Kultur.
In diesem ausschweifenden Werk meditiert er über Motive aus dem langsamen Satz von Beethovens "Eroica". Dieses Werk wirkt immer wieder rätselhaft – aber Metamorphosen bringen in der Natur ja oft rätselhafte Wesen hervor. Unverkrampft und offen, aber nicht weniger tiefgründig wirkt dagegen Wolfgang Amadeus Mozarts große g-Moll-Sinfonie KV 550, eines seiner bekanntesten Werke. Die gibt es an diesem Abend am Schluss unserer Live-Übertragung.
Live aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks Berlin
Richard Strauss
"Metamorphosen" für 23 Solo-Streicher
"Metamorphosen" für 23 Solo-Streicher
Arnold Schönberg
Kammersinfonie für 15 Solo-Instrumente Nr. 1 E-Dur op. 9
Kammersinfonie für 15 Solo-Instrumente Nr. 1 E-Dur op. 9
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550
Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550