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"Dystopien haben den Sinn, dass wir Kräfte entwickeln"
Den gesellschaftlichen Wandel mitgestalten: Theatern kommt dabei nach Auffassung von DT-Intendant Ulrich Khuon eine entscheidende Rolle zu. Sie könnten Gemeinschaft stiften und auf diese Weise "extrem viel" in Bewegung setzen.
Stücke wie Andres Veiels "Let Them Eat Money. Welche Zukunft?!", in dem es um mögliche Folgen aktueller Krisen geht, betrachtet Khuon als gesellschaftlich besonders Gewinn bringend: "Die Dystopien haben ja den Sinn, dass wir Kräfte entwickeln." Gesellschaften seien befähigt, aus Sorge, Angst oder Zorn zu sagen: Was müssen wir jetzt tun?
"Let them Eat Money" mit seinen vielen Programmen und Nachgesprächen provoziere den Einzelnen zu sagen, "wir müssen uns gemeinsam in Gang setzen und wir müssen Formen von Verbindung suchen. Die Leute gehen aus den Parteien raus, sie engagieren sich weniger als früher in Gruppen und dann sind sie frustriert, dass sie vereinzelt sind." Jetzt müsse man daran arbeiten, gemeinschaftliche Foren zu schaffen. Dafür seien die Künste "toll", weil sie die Orte dafür hätten, so der Intendant des Deutschen Theaters Berlin.
Theater würden seit geraumer Zeit den Forumgedanken und den der offenen Gesellschaft "über tausend Formate" verfolgen und so "extrem viel in Bewegung setzen". Auch ein Stück wie "Terror" von Ferdinand von Schirach sieht Khuon in dieser Entwicklung: Nach den Vorstellungen komme es meist zu Auseinandersetzungen im Publikum über Schuld und Verantwortung des Einzelnen im Rechtsstaat: "Es wird manchmal durch solche ästhetisch gar nicht überbordenden oder superinnovativen Formen im Diskurs etwas in Bewegung gesetzt, was unglaublich kräftig ist." (bth)
Nächste Vorstellungen von "Leat Them Eat Money. Welche Zukunft?!" am Deutschen Theater Berlin: 10. und 22. Januar 2019, jeweils 19:30 Uhr.
"Terror" wird gespielt am 29.12.2018 und 7. Januar 2019 jeweils 20 Uhr.