Dürre, Starkregen, Stürme – Wie wappnen wir uns gegen den Klimawandel?
Darüber diskutiert Vladimir Balzer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Meteorologin Katja Horneffer und dem Stadtplaner Wolfgang Dickhaut. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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Wie wappnen wir uns gegen den Klimawandel?
92:32 Minuten
Hitzewellen, sintflutartiger Regen, Stürme: Der Klimawandel hat längst Folgen für Natur und Mensch. Experten warnen, dass es schon 2050 in Deutschland so heiß werden könnte wie im südlichen Europa. Wie können wir uns schützen?
Weltweit nehmen die Wetterrekorde zu und damit die Hitzewellen – auch in Deutschland. Neun von zehn der heißesten Jahre in Deutschland lagen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte.
Im Rekordsommer 2019 meldeten im Juli mehr als 60 Wetterstationen gleichzeitig über 40 Grad. Das gab es noch nie, seit in Deutschland gemessen wird.
Das Wetter wird unberechenbarer
"Ein Sommer, wie wir ihn derzeit haben, wird in 30, 40 Jahren das Normale sein", sagt Dr. Katja Horneffer, Diplom-Meteorologin und Leiterin des ZDF-Wetterteams.
Mit allen Folgen, die sich schon heute abzeichnen: "Anhaltende Trockenheit, die sich zur Dürre auswächst, beeinträchtigt die Landwirtschaft, die Ernte, die Trinkwasserversorgung und steigert die Wald- und Buschbrandgefahr. Starkregen führt zu Überflutungen und Schlammlawinen. Massive Neuschneemengen begünstigen Lawinen – wie in den Alpen im Herbst 2019. Immer häufiger auftretende Unwetter mit heftigem Hagelschlag und starken Stürmen gefährden die Ernte, aber auch Glasfassaden und Solaranlagen."
Ihre Beobachtung: "Die globale Erwärmung lässt das Wetter unberechenbarer werden."
Wie können Städte gekühlt werden?
"Wie kann ich mehr Grün in die Stadt reinbringen, das sich verträgt mit den Belastungen durch den Verkehr?" Diese Frage beschäftigt Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut, Leiter des Bereichs "Umweltgerechte Stadt- und Infrastrukturplanung" an der Hafencity Universität Hamburg.
Er erforscht, wie sich Städte auf den fortschreitenden Klimawandel vorbereiten und gekühlt werden können. Zum Beispiel durch gezieltes Nutzen von Regenwasser, die Begrünung von Dächern und Fassaden, das Pflanzen klimaresistenter Bäume.
Plädoyer für eine andere Stadtplanung
Gerade wurde sein Projekt "Blue-Green-Streets" mit dem "Bundespreis Stadtgrün 2020" ausgezeichnet. Damit werde eine Win-win-Lösung erprobt, so Wolfgang Dickhaut: Standorte für Straßenbäume werden mit einem unterirdischen System versehen, das Regenwasser speichern kann. So ist es weg von der Straße, gleichzeitig können die Bäume in Trockenperioden gespeist werden.
"Und wenn die Bäume Wasser haben, ergibt sich mehr Kühle in diesen Gebieten. So ein ausgewachsener, großer Baum verdunstet in der Größenordnung 300 Liter Wasser am Tag", erklärt er.
Dafür müsse letztlich Platz in den Städten geschaffen werden, das erfordere eine andere Stadt– und Verkehrsplanung. Damit verbunden sei das Bohren dicker Bretter - bei den politisch Verantwortlichen. Aber, so die Erfahrung des Forschers: "Derzeit ist ein besseres Zeitfenster als noch vor 10, 15 Jahren. Es gibt ein großes Bewusstsein, dass etwas geändert werden muss."
(sus)