"Düsseldorf mon amour"
Für den Film "Düsseldorf mon amour" haben sich Ensemblemitglieder des Düsseldorfer Schauspielhauses gemeinsam mit dem Regisseur Luc Perceval und dem Dramaturg und Autor Thomas Jonigk in die japanische Welt Düsseldorfs begeben. Die Stadt gilt als die größte japanische Kolonie der Welt - mit eigenen Läden, Schulen und Restaurants. Das Ergebnis des Experiments soll im Fernsehen ausgestrahlt und in den Spielplan des Schauspielhauses eingebracht werden.
Zehn Schauspieler des Ensembles, der Regisseur Luc Perceval und der Dramaturg und Autor Thomas Jonigk betreiben seit über zwei Jahren eine theatralische Recherche. In persönlichen Begegnungen, die mit der Kamera dokumentiert werden, möchten sie etwas über Fremdheit und Assimilation, über kulturelle Gegensätze und mentale Unterschiede herausfinden. Jeder Schauspieler hat einen Kontakt aufgebaut zu einem Düsseldorf lebenden Japaner - seit den 50er Jahren ist die Stadt die größte japanische Kolonie der Welt. Aber die japanischen Einwohner Düsseldorfs führen ein Leben in beinah hermetisch abgeschlossenen Kreisen: mit eigenen Läden, eigenen Schulen und Restaurants. In vielen der Geschäfte, Banken und Firmenniederlassungen bleiben die japanischen Angestellten unter sich.
Unter dem von Marguerite Duras und ihrem Roman "Hiroshima - mon amour" entlehnten Projekt-Titel "Düsseldorf mon amour" sind nun Schauspielerinnen und Schauspieler des Düsseldorfer Ensembles je einem Vertreter oder einer Vertreterin dieser unbekannten Nachbarn immer wieder begegnet: beim Kochen in der heimischen Küche oder auf einem Spaziergang am Rhein, im buddhistischen Tempel oder in der Karateschule. Mit leichter Hand, witzig, anrührend, und immer genau beobachtend hat Luc Perceval diese Treffen mit der Kamera dokumentiert. Das Ergebnis nennt der Regisseur, der jetzt gemeinsam mit Thomas Jonigk erste Eindrücke des Films gab und das Projekt erläuterte und kommentierte, eine Dokusoap. Denn die Begegnungen laufen nicht völlig ungelenkt und zufällig ab, sondern die deutsch-japanischen Paare konzentrieren sich auf bestimmte Themen und Situationen, so dass die einzelnen Episoden sich wie Facetten eines Gesamtbildes montieren lassen. Konkrete Reaktionen und Abläufe aber, so betont Perceval, habe er nicht inszeniert, sondern lediglich dokumentiert.
Mit einem von Sympathie und Respekt gelenkten Blick gelingt es Perceval, die Fremdheit sichtbar zu machen unter der Oberfläche der Gespräche: Wann und wo wird gelacht? Welche Momente überraschen den Gesprächspartner oder berühren ihn peinlich? Der Film ist überhaupt nicht darauf aus, kulturelle Unterschiede zuzukleistern, im Gegenteil macht er sie sehr deutlich - ebenso wie die Möglichkeit, sie in eine Annäherung einzubeziehen und fruchtbar zu machen. Das Ergebnis des theatralischen Experiments ist ab November in neun Folgen im ZDF-Theaterkanal zu sehen. In der nächsten Spielzeit will auch das Düsseldorfer Schauspielhaus das Material in einer noch nicht genau geplanten Form in den Spielplan einbringen.
"Düsseldorf - mon amour" steht in einer ganzen Reihe von Projekten, die einen neuen Trend auf den Spielplänen aufzeigen: Die Theater wollen, wie Luc Perceval es formulierte, den geschützten Raum der Bühne verlassen und sich einbringen in das politische und soziale Leben ihrer Stadt. Das Anliegen ist aller Ehren wert, und der entstehende Film scheint nachdenklich, klug und dabei noch sehr unterhaltsam zu sein. Allerdings fragt man sich nach der Preview, ob das Thema, das die Theatermacher am meisten interessiert hat, nicht vielleicht doch das Theater ist. Wie die Schauspieler dem Fremden, der neuen Situation, dem unbekannten Menschen begegnen, das zeigt doch zugleich den Prozess der Aneignung einer Figur, einer Rolle.
Die reflektierenden Gespräche mit Perceval, die in den Film hineingeschnitten sind, geben Aufschluss über Gedankengänge, Fragen, Verhaltensweisen, Beobachtungen und Gefühle, die zum Handwerkszeug des Schauspielers gehören. Um die vorletzte Jahrhundertwende schrieb der russische Theaterreformator Konstantin Stanislawski sein bis heute einflussreiches Buch "Die Arbeit des Schauspielers an der Rolle".
Vielleicht hat Luc Perceval - auch oder vor allem, unbewusst oder mit hintersinniger Absicht - einen filmischen Essay zum selben Thema vorgelegt.
Unter dem von Marguerite Duras und ihrem Roman "Hiroshima - mon amour" entlehnten Projekt-Titel "Düsseldorf mon amour" sind nun Schauspielerinnen und Schauspieler des Düsseldorfer Ensembles je einem Vertreter oder einer Vertreterin dieser unbekannten Nachbarn immer wieder begegnet: beim Kochen in der heimischen Küche oder auf einem Spaziergang am Rhein, im buddhistischen Tempel oder in der Karateschule. Mit leichter Hand, witzig, anrührend, und immer genau beobachtend hat Luc Perceval diese Treffen mit der Kamera dokumentiert. Das Ergebnis nennt der Regisseur, der jetzt gemeinsam mit Thomas Jonigk erste Eindrücke des Films gab und das Projekt erläuterte und kommentierte, eine Dokusoap. Denn die Begegnungen laufen nicht völlig ungelenkt und zufällig ab, sondern die deutsch-japanischen Paare konzentrieren sich auf bestimmte Themen und Situationen, so dass die einzelnen Episoden sich wie Facetten eines Gesamtbildes montieren lassen. Konkrete Reaktionen und Abläufe aber, so betont Perceval, habe er nicht inszeniert, sondern lediglich dokumentiert.
Mit einem von Sympathie und Respekt gelenkten Blick gelingt es Perceval, die Fremdheit sichtbar zu machen unter der Oberfläche der Gespräche: Wann und wo wird gelacht? Welche Momente überraschen den Gesprächspartner oder berühren ihn peinlich? Der Film ist überhaupt nicht darauf aus, kulturelle Unterschiede zuzukleistern, im Gegenteil macht er sie sehr deutlich - ebenso wie die Möglichkeit, sie in eine Annäherung einzubeziehen und fruchtbar zu machen. Das Ergebnis des theatralischen Experiments ist ab November in neun Folgen im ZDF-Theaterkanal zu sehen. In der nächsten Spielzeit will auch das Düsseldorfer Schauspielhaus das Material in einer noch nicht genau geplanten Form in den Spielplan einbringen.
"Düsseldorf - mon amour" steht in einer ganzen Reihe von Projekten, die einen neuen Trend auf den Spielplänen aufzeigen: Die Theater wollen, wie Luc Perceval es formulierte, den geschützten Raum der Bühne verlassen und sich einbringen in das politische und soziale Leben ihrer Stadt. Das Anliegen ist aller Ehren wert, und der entstehende Film scheint nachdenklich, klug und dabei noch sehr unterhaltsam zu sein. Allerdings fragt man sich nach der Preview, ob das Thema, das die Theatermacher am meisten interessiert hat, nicht vielleicht doch das Theater ist. Wie die Schauspieler dem Fremden, der neuen Situation, dem unbekannten Menschen begegnen, das zeigt doch zugleich den Prozess der Aneignung einer Figur, einer Rolle.
Die reflektierenden Gespräche mit Perceval, die in den Film hineingeschnitten sind, geben Aufschluss über Gedankengänge, Fragen, Verhaltensweisen, Beobachtungen und Gefühle, die zum Handwerkszeug des Schauspielers gehören. Um die vorletzte Jahrhundertwende schrieb der russische Theaterreformator Konstantin Stanislawski sein bis heute einflussreiches Buch "Die Arbeit des Schauspielers an der Rolle".
Vielleicht hat Luc Perceval - auch oder vor allem, unbewusst oder mit hintersinniger Absicht - einen filmischen Essay zum selben Thema vorgelegt.