Arbeiten, Häuser bauen, Steuern zahlen

Eine Kinderstadt als Sommercamp

10:00 Minuten
"Eingagsschild" des Kindersommercamps Düsseldörfchen in Düsseldorf.
Das Kindersommercamp Düsseldörfchen in Düsseldorf. © Deutschlandradio / Eren Önsöz
Eren Önsöz im Gespräch mit Martin Böttcher |
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Im Sommercamp „Düsseldörfchen“ können Kinder spielerisch lernen, wie es ist, eigenes Geld zu verdienen und auch Steuern zu zahlen. So manch einer entpuppt sich dabei schon in jungen Jahren als Pfennigfuchser.
Über Geld spricht man ja eigentlich nicht, aber wie man in diesen inflationsgeplagten Zeiten sehen kann: Geld ist eben doch ein Thema und das führt uns nach Düsseldorf ins Düsseldörfchen. Das ist ein Sommercamp, wo in der Ferienzeit Hunderte Kinder fast wie Erwachsene leben. Sie übernachten dort zwar nicht, verbringen aber jeden Tag dort.
Es gibt Stadtversammlungen, Wahlkämpfe, ein Rathaus, eine Zeitung und auch eine Bank. Die Kinder lernen, wie Politik, Wirtschaft und das Gemeinwesen funktionieren - und sie haben auch ihr eigenes Geld.
Auf ihre kleine Welt sind sie ziemlich stolz. So wie Noah, der dort im Sommercamp war: „Das ist wie eine Stadt für uns und wir arbeiten hier – um Geld zu verdienen“

Schon als Kind nach der Stechuhr arbeiten?

Die Kinder haben zwar ihre eigene Stadt und gehen in den Ferien arbeiten, eine Stechuhr wie für manche Erwachsene gibt es aber nicht, erzählt unsere Autorin Eren Önsöz, die sich im Sommercamp umgesehen hat: „Aber sie bekommen jeden Morgen bunte Bändchen an den Arm, die signalisieren: Wir sind Bürger dieser Stadt. Geschaut wird allerdings schon, ob jedes Kind noch seine gelbe Arbeitskarte hat. Darauf wird dokumentiert, wie viele Stunden jedes Kind gearbeitet hat. Den Bereich, in dem sie arbeiten wollen, können sie sich frei aussuchen.“
Kinder stehen in einem Raum.
Auch im Düsseldörfchen müssen sich die Kinder „beim Meldeamt“ erst einmal anmelden. © Deutschlandradio / Eren Önsöz
So gibt es im Düsseldörfchen verschiedene Spielbereiche: das Modehaus, das Kunstatelier, eine Schreinerei, den Autohof, das Rathaus und auch eine Zeitung. Chefredakteurin des Düsselblatts ist die zwölfjährige Maja, die gerade eine Werbeanzeige über eine Bank erstellt. So habe sich die Bank einen Artikel gewünscht, in dem steht, dass das Bargeld in der Bank sicher sei.
„Die Bank zahlt der Zeitung natürlich Geld für die Anzeige – und der Wirtschaftskreislauf im Düsseldörfchen läuft!“, sagt Eren Önsöz. Die Kinder könnten sich aber auch selbstständig machen. Wie Matthea und ihre Freundinnen, die in ihrer selbsterrichteten Holzhütte Pancakes verkaufen - für einen "Düsseleuro" pro Stück.

Nichts geht ohne Steuern

Wie im echten Leben müssen die Kinder in Düsseldörfchen auch Steuern zahlen, zweimal einen Düsseleuro pro Woche. So soll auch der neunjährige Max gerade seine Abgaben für die Woche an Meike zahlen. Max sieht das aber nicht ein - schließlich war er die ganze Woche krank gewesen. "Jeder Bürger muss Steuern zahlen, unabhängig davon, ob er krank ist oder nicht", sagt Meike. "Das ist vom Bürgermeisteramt so beschlossen worden, dass man Steuern zahlen muss. Ohne Unterschiede." Und schon lenkt Max ein.
Max sei in Geldangelegenheiten immer besonders fuchsig gewesen erzählt Eren Önsöz. Ansonsten hätten die Kinder ohne Unmut ihre Steuern gezahlt.
„Max hat auch die Selbstständigkeit vorgezogen und sogar mal ein Wettbüro betrieben. Um die Steuerzahlungen ist er trotzdem nicht herumgekommen. Die regierende Partei 'Evolution' hatte das Gesetz beschlossen und basta. Von den Steuergeldern wurden aber Spaßevents finanziert – und sogar ein Pool errichtet. Da konnten die rund 300 Kinder im Dorf nicht meckern.“
Ein Kind hält Spiegeld in der Hand.
Die einzige zulässige Währung im Düsseldörfchen: der Düsseleuro.© Deutschlandradio / Eren Önsöz
Der Düsseleuro sei übrigens die einzige Währung, mit der man in Düsseldörfchen bezahlen könne, sagt Eren Önsöz, dafür sei sie aber sehr stabil.
"Selbst ein Umtausch von Euro in Düsseleuro ist nicht möglich. Und ein Wasserzeichen schützt vor Falschgeld. Dieses Jahr verdienen die Kinder vier Düsseleuro pro Stunde. Beamte und Bankangestellte sogar etwas mehr. Das hat die amtierende Regierung so beschlossen.“

Und wenn man nicht arbeiten möchte?

Dennoch dreht sich im Sommercamp nicht alles ums Geld. So müssten die Kinder nicht arbeiten gehen und könnten auch einfach nur Pingpong spielen, in den Werkbereichen kreativ sein und sich trotzdem an den Bürgermeisterwahlen beteiligen oder bei der Stadtversammlung einbringen, berichtet Eren Önsöz.
Es ist eben wie im richtigen Leben: Wer ein paar Düsseleuro in der Tasche hat, der kann sich auch etwas im Bistro, auf dem Markt oder bei den Stadtfesten leisten.

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