Dimitry Glukhovsky, "Metro 2035", aus dem Russischen übersetzt von M. David Drevs
Heyne Verlag, 2016, 784 Seiten, 14,99 Euro
"Ich bin ein Kind des Kalten Krieges"
Dimitry Glukhovsky ist ein Spezialist für düstere Zukunftsszenarien. Gerade hat er den dritten Band seiner "Metro"-Trilogie vorgelegt: "Metro 2035". Der Autor erzählt, warum ihn die Moskauer Metro seit jeher fasziniert und wie sein Roman das System Putin widerspiegelt.
Dmitry Glukhovsky, 36-jähriger Autor, Journalist und Intellektueller, ist in Russland ein Literatur-Star. Berühmt wurde er duch seine "Metro"-Trilogie: Bücher, in denen er ein düsteres Zukunftsszenario von einer unbewohnbaren Welt nach dem Atomschlag beschreibt. Die Menschen haben sich längst in die Moskauer Metrostationen geflüchtet, wo sich eine Art neues Imperium gebildet hat - voll verfeindeter politischer Gruppierungen, die um das Lebensnotwendige kämpfen. Solidarität sucht man in den bunkerhaften Unterwelten der Metro vergeblich.
Faszination Metro
Glukhovsky, der in Moskau aufgewachsen ist, in Jerusalem studierte und sechs Sprachen spricht, hat gerade den dritten Band der "Metro"-Reihe –"Metro 2035" – veröffentlicht. Schon als Jugendlicher habe ihn die Moskauer Metro fasziniert - zumal sie nie nur U-Bahn war, sondern tatsächlich so gebaut worden sei, dass die Moskauer sie im Kriegsfall oder im Falle eines atomaren Angriffs als strahlensichern Zufluchtsort nutzen könnten.
"Als die Sowjetunion zerfallen ist, war ich nur zwölf. Ich bin noch ein Kind des Kalten Krieges. Diese Furcht vor Atomschlägen, diese stetigen Vorbereitungen für einen Atomkrieg waren schon ein sehr wichtiger Teil meiner Kindheit.
Warum ist Glukhovsky so fasziniert von der Metro? Sie funktioniere für ihn als Metapher - für eine verstrahlte, quasi verdorbene Welt, auf der kein freies und ungefährdetes Leben mehr möglich ist. Wie viele Journalisten, Schriftsteller und Oppositionelle gehen die Menschen - in jeder Hinsicht - in den Untergrund.
Parallele zur aktuellen Situation
Es fällt nicht schwer, die unmittelbare Parallele zur aktuellen politischen Situation in Moskau zu ziehen. Putin nenne die Oppositionellen "Nationalverräter", sagt Gluhovsky. Nach Putins Diskussion gehöre auch er selbst dazu. Geradezu grotesk sei dieses "Hitler-Vokabular", das der russische Präsident benutze, um kritische Intellektuelle zu verunglimpfen.
Russland - das sei keine Demokratie und keine Republik. "Stattdessen haben wir die Korruption." Im Westen sei dies "eine Krankheit", im Russland der Normalfall.