Dunkle Tage im September
Steven Spielberg hat sich filmisch mit dem israelisch-arabischen Dauerkonflikt auseinander gesetzt. In "München" geht es um eine Elitegruppe, die Jagd auf die Terrorgruppe "Black September" macht, die während der Olympischen Spiele im September 1972 in München israelische Sportler ermordete. Eric Bana und Hanns Zischler sind die Hauptdarsteller.
Er ist zum ersten Mal in München, der 37-jährige Australier Eric Bana, bekannt aus Filmen wie "Hulk" von Ang Lee oder "Troja" von Wolfgang Petersen. Vor zwei Jahren hatte ihm Steven Spielberg die Rolle des Mossad-Agenten Avner angeboten, der ein fünfköpfiges Spezialteam leitet, dass die palästinensischen Hintermänner des Münchener Attentats von 1972 in Europa liquidieren soll. Im Film ist dieser Avner deutscher Abstammung. Da passt es, dass Eric Banas Mutter aus Deutschland kommt und er selber noch über gewisse deutsche Sprachkenntnisse verfügt:
Eric Bana: "Nun es gab schon einen Punkt in meinem Leben, als ich Deutsch viel besser sprach als jetzt. Aber ich denke, es ist ein Vorteil, einen europäischen Hintergrund zu haben - mein Vater ist Kroate. Jeder, der von ausländischen Eltern abstammt, hat eine ganz andere Perspektive und Sicht auf die Welt. Das ist sehr hilfreich."
Den zweiten Deutschen im Mossad Team spielt Hanns Zischler, eher bekannt aus den Autorenfilmen wie "Im Laufe der Zeit" von Wim Wenders oder den Werken von Rudolf Thomé. International hat er bereits mit Costa Gavras "Amen" gedreht oder den israelischen Film "Walk on Water".
Wie genau Spielberg auf ihn kam, das weiß Zischler nicht. Im Film verkörpert er einen deutschen Juden, der aus Hitlerdeutschland geflohen ist und dann für den Mossad als Schläfer und Fälscher von Dokumenten tätig wird. Dass "München" nun zunächst fast nur politische Diskussionen auslöst, erregt Zischler.
Hanns Zischler: "Ich finde es allmählich etwas grotesk und bequem, nur immer über die Politik zu reden, die angeblich dort nicht, oder angeblich auf 'ne falsche Weise, wie auch immer, betrieben wird. Ich finde es deshalb wohlfeil, weil man kann natürlich sagen, er hätte doch…und warum hat er nicht das gemacht. Man soll über den Film erstmal reden. Der Film hat für mich etwas absolut Ungewöhnliches. Nicht wegen des Themas allein. Es ist ein Thriller- plus X. Er geht über den Thriller an einem ganz bestimmten Punkt ganz entscheidend und absichtsvoll hinaus… Er ist auch nicht angelegt wie ein Costa Gavras Film, der sagt ich habe sofort eine klare Botschaft: die Schafe und die Böcke. Das macht er nicht. Es ist ein Film, der im Zweifel stehen bleibt."
Wohl kaum jemand im Weltkino ist so einflussreich und erfolgreich wie Steven Spielberg. Lange hat er mit sich gerungen, einen Film zu diesem Thema zu drehen und sich auch mit seinen Eltern und seinem Rabbiner beraten. Nun wird er von arabischer Seite angegriffen, als Jude einen "Pro Israel"-Film gedreht zu haben, während radikale Juden und Amerikas Rechte Spielberg persönlich massiv kritisierten, weil er auch die Terroristen nicht als eindimensionale Monster zeigt.
Spielberg geht ernsthaft der Frage nach, was Rache, was Gegengewalt provoziert und ob sich so der Teufelskreis der Gewalt nicht nur weiter verschlimmert. Dabei hat Steven Spielberg mit seinem Drehbuchautor Tony Kushner klar gestellt, dass ihn die aktuellen Ereignisse in München und danach nur inspiriert haben. München ist eine Fiktion, auch wenn Eric Bana den Mossad-Agenten getroffen hat, den er nun verkörpert. Wie war das Verhältnis zwischen Fiktion und Fakten?
Eric Bana: "Nun, einige Fakten kann keiner bestreiten. Es gab elf israelische Sportler, die ermordet wurden. Es ist ein Fakt, dass es daraufhin eine Antwort gab und Terroristen getötet wurden. Wie man nun diese Fakten verknüpft, ist eine andere Sache. Waren es zwei oder vier Männer, gelbe oder rote Autos. Kugeln oder Bomben? Das ist historisch gesehen natürlich nicht unwichtig, aber für unseren Film und die Fragen, die er aufwirft, ist das irgendwie irrelevant. Hier hat sich das Kino Freiheiten erlaubt und dieser Film trägt eine Verantwortung als Thriller und Film und ist keine Dokumentation…"
Politische Diskussionen innerhalb des Teams habe es kaum gegeben, sagt Bana, der an der Arbeit mit Steven Spielberg vor allem schätzte, wie spontan und kollegial sich der amerikanische Ausnahmeregisseur verhielt. Bana legt Wert darauf, dass Spielberg kein verrücktes, einsames Genie auf seinem Regiestuhl ist. Zischler erzählt, dass bei Spielberg die Kameras immer laufen und Szenen bei kleineren Korrekturen sofort noch einmal gespielt werden.
Und doch wird nicht unnötig viel Material verdreht. Mehr als acht bis zehn Einstellungen einer Szene drehen Spielberg und sein polnischer Kameramann Janusz Kaminski nicht. Das hat Zischler beeindruckt, ebenso wie der Umstand, dass Spielberg immer offen ist für Angebote der Schauspieler. Gedreht wurde hauptsächlich auf Malta und in Budapest. Auf die Frage, warum man wohl bewusst nicht in München oder Israel drehte, reagiert Zischler zunächst sehr erheitert.
Hanns Zischler: "Bei der Aufgeregtheit mit der sozusagen die israelischen Medien nach dem Film reagiert haben, können sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn Spielberg darum gebeten hätte, dort einen Film zu drehen, möglichst unter Umgehung der Öffentlichkeit. Das ist einfach ausgeschlossen… Es ist einfach so, bei einem Team von 250 Leuten muss ich mich fragen, was kann ich aus Malta machen, was kann ich aus Budapest machen. Es ist gelungen, das ganze südliche Mittelmeer in Malta abzubilden und das nördliche plus den Kontinent in Budapest abzubilden. Warum nicht in Deutschland, liegt auf der Hand: München 1972 hätte ich erst wieder neu anmalen müssen. Ich hätte die Bäume kleiner machen müssen, alles das. Das sind 33 Jahre. Das geht nicht. Also muss ich mir irgendwie ein München selber erschaffen."
Nicht nur, weil "München" hauptsächlich in Europa gedreht wurde, ist dieser Film Spielbergs bisher wohl "europäischster" Film. Das liegt nicht zuletzt an der Auswahl der Darsteller: Neben Bana und Zischler spielen auch der nächste Bond-Darsteller Daniel Craig mit und die Franzosen Mathieu Kassovitz, Michael Londsdale und Valeria Bruno Tedeschi. Auch jüngere deutsche Stars wie Moritz Bleibtreu oder Meret Becker glänzen in ganz kleinen Rollen und reden sogar in der englischen Originalfassung des Films meist nur Deutsch. Es ist auch diese Professionalität, selbst für kleine Rollen mit bekannten Darstellern zu arbeiten, die eine Steven-Spielberg-Produktion auszeichnet.
Eric Bana: "Nun es gab schon einen Punkt in meinem Leben, als ich Deutsch viel besser sprach als jetzt. Aber ich denke, es ist ein Vorteil, einen europäischen Hintergrund zu haben - mein Vater ist Kroate. Jeder, der von ausländischen Eltern abstammt, hat eine ganz andere Perspektive und Sicht auf die Welt. Das ist sehr hilfreich."
Den zweiten Deutschen im Mossad Team spielt Hanns Zischler, eher bekannt aus den Autorenfilmen wie "Im Laufe der Zeit" von Wim Wenders oder den Werken von Rudolf Thomé. International hat er bereits mit Costa Gavras "Amen" gedreht oder den israelischen Film "Walk on Water".
Wie genau Spielberg auf ihn kam, das weiß Zischler nicht. Im Film verkörpert er einen deutschen Juden, der aus Hitlerdeutschland geflohen ist und dann für den Mossad als Schläfer und Fälscher von Dokumenten tätig wird. Dass "München" nun zunächst fast nur politische Diskussionen auslöst, erregt Zischler.
Hanns Zischler: "Ich finde es allmählich etwas grotesk und bequem, nur immer über die Politik zu reden, die angeblich dort nicht, oder angeblich auf 'ne falsche Weise, wie auch immer, betrieben wird. Ich finde es deshalb wohlfeil, weil man kann natürlich sagen, er hätte doch…und warum hat er nicht das gemacht. Man soll über den Film erstmal reden. Der Film hat für mich etwas absolut Ungewöhnliches. Nicht wegen des Themas allein. Es ist ein Thriller- plus X. Er geht über den Thriller an einem ganz bestimmten Punkt ganz entscheidend und absichtsvoll hinaus… Er ist auch nicht angelegt wie ein Costa Gavras Film, der sagt ich habe sofort eine klare Botschaft: die Schafe und die Böcke. Das macht er nicht. Es ist ein Film, der im Zweifel stehen bleibt."
Wohl kaum jemand im Weltkino ist so einflussreich und erfolgreich wie Steven Spielberg. Lange hat er mit sich gerungen, einen Film zu diesem Thema zu drehen und sich auch mit seinen Eltern und seinem Rabbiner beraten. Nun wird er von arabischer Seite angegriffen, als Jude einen "Pro Israel"-Film gedreht zu haben, während radikale Juden und Amerikas Rechte Spielberg persönlich massiv kritisierten, weil er auch die Terroristen nicht als eindimensionale Monster zeigt.
Spielberg geht ernsthaft der Frage nach, was Rache, was Gegengewalt provoziert und ob sich so der Teufelskreis der Gewalt nicht nur weiter verschlimmert. Dabei hat Steven Spielberg mit seinem Drehbuchautor Tony Kushner klar gestellt, dass ihn die aktuellen Ereignisse in München und danach nur inspiriert haben. München ist eine Fiktion, auch wenn Eric Bana den Mossad-Agenten getroffen hat, den er nun verkörpert. Wie war das Verhältnis zwischen Fiktion und Fakten?
Eric Bana: "Nun, einige Fakten kann keiner bestreiten. Es gab elf israelische Sportler, die ermordet wurden. Es ist ein Fakt, dass es daraufhin eine Antwort gab und Terroristen getötet wurden. Wie man nun diese Fakten verknüpft, ist eine andere Sache. Waren es zwei oder vier Männer, gelbe oder rote Autos. Kugeln oder Bomben? Das ist historisch gesehen natürlich nicht unwichtig, aber für unseren Film und die Fragen, die er aufwirft, ist das irgendwie irrelevant. Hier hat sich das Kino Freiheiten erlaubt und dieser Film trägt eine Verantwortung als Thriller und Film und ist keine Dokumentation…"
Politische Diskussionen innerhalb des Teams habe es kaum gegeben, sagt Bana, der an der Arbeit mit Steven Spielberg vor allem schätzte, wie spontan und kollegial sich der amerikanische Ausnahmeregisseur verhielt. Bana legt Wert darauf, dass Spielberg kein verrücktes, einsames Genie auf seinem Regiestuhl ist. Zischler erzählt, dass bei Spielberg die Kameras immer laufen und Szenen bei kleineren Korrekturen sofort noch einmal gespielt werden.
Und doch wird nicht unnötig viel Material verdreht. Mehr als acht bis zehn Einstellungen einer Szene drehen Spielberg und sein polnischer Kameramann Janusz Kaminski nicht. Das hat Zischler beeindruckt, ebenso wie der Umstand, dass Spielberg immer offen ist für Angebote der Schauspieler. Gedreht wurde hauptsächlich auf Malta und in Budapest. Auf die Frage, warum man wohl bewusst nicht in München oder Israel drehte, reagiert Zischler zunächst sehr erheitert.
Hanns Zischler: "Bei der Aufgeregtheit mit der sozusagen die israelischen Medien nach dem Film reagiert haben, können sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn Spielberg darum gebeten hätte, dort einen Film zu drehen, möglichst unter Umgehung der Öffentlichkeit. Das ist einfach ausgeschlossen… Es ist einfach so, bei einem Team von 250 Leuten muss ich mich fragen, was kann ich aus Malta machen, was kann ich aus Budapest machen. Es ist gelungen, das ganze südliche Mittelmeer in Malta abzubilden und das nördliche plus den Kontinent in Budapest abzubilden. Warum nicht in Deutschland, liegt auf der Hand: München 1972 hätte ich erst wieder neu anmalen müssen. Ich hätte die Bäume kleiner machen müssen, alles das. Das sind 33 Jahre. Das geht nicht. Also muss ich mir irgendwie ein München selber erschaffen."
Nicht nur, weil "München" hauptsächlich in Europa gedreht wurde, ist dieser Film Spielbergs bisher wohl "europäischster" Film. Das liegt nicht zuletzt an der Auswahl der Darsteller: Neben Bana und Zischler spielen auch der nächste Bond-Darsteller Daniel Craig mit und die Franzosen Mathieu Kassovitz, Michael Londsdale und Valeria Bruno Tedeschi. Auch jüngere deutsche Stars wie Moritz Bleibtreu oder Meret Becker glänzen in ganz kleinen Rollen und reden sogar in der englischen Originalfassung des Films meist nur Deutsch. Es ist auch diese Professionalität, selbst für kleine Rollen mit bekannten Darstellern zu arbeiten, die eine Steven-Spielberg-Produktion auszeichnet.