Zwei Jazzmusiker und die Stille
Seit langem planten die dänische Sängerin Cæcilie Norby und der schwedische Bassist Lars Danielsson ein Album als Duo aufzunehmen. "just the two of us" versammelt nun 13 Stücke. Eigene Kompositionen und Überraschende Neuinterpretationen, viele noch nie live gespielt.
"Es ist so, dass wir seit mehr als zehn Jahre als Duo zusammenarbeiten, aber wir haben nie als Duo Aufnahmen gemacht. Wir wollten das schon oft, aber es kamen immer andere Projekte dazwischen. Letztes Jahr vor Weihnachten beschlossen wir dann, ins Studio zu gehen, um ein bisschen was auszuprobieren, einfach drauflos zu spielen. So fing alles an und es fühlte sich so natürlich an, dass wir beschlossen, dieses Projekt zu dem weiterzuentwickeln, was es heute ist."
Da der 57-jährige schwedische Bassist Lars Danielsson und die 51-jährige dänische Sängerin Cæcilie Norby ein eigenes Studio besitzen, stand dem Ausprobieren nichts im Weg. Rasch einigten sie sich auf zwei Dutzend Lieder, die sie aufnehmen wollten. Für einige instrumentale Titel, die Lars Danielsson für seine eigene Band komponiert hatte, schrieb Cæcilie Norby Texte. 13 Stücke sind nun auf ihrem Album "just the two of us" gelandet. Sieben davon stammen aus ihrer beider Feder, denn beide sind es gewohnt, selbst zu komponieren, haben seit ihrem Zusammenleben weiterhin eigene Projekte verfolgt und Alben unter eigenem Namen mit eigenen Kompositionen veröffentlicht. Da konnten sie sich allerdings stets auf ihre eigene Band verlassen. Diesmal gab es nur Lars Danielssons Bass und Cello. Eine ungewöhnliche Herausforderung:
"Für mich ist das Duo etwas ganz Besonderes, denn ich muss auf die Musik ganz anderes reagieren, als wenn ich mit einer Gruppe spiele. Hier gibt es kein Schlagzeug, kein Klavier, keine Gitarre bis auf einen Titel, bei dem ich Gitarre spiele, aber wenn ich Bass spiele, dann muss ich ihn so spielen, dass man die anderen Instrumente nicht vermisst. Ich denke dabei vor allem an die Musik von Bach. Er versteht es, Musik für nur zwei Instrumente zu schreiben und man hört alles, jeden Akkord, die Rhythmen, die Melodie.
Man kann das wie ein Theaterstück mit einer Menge toller Kostüme, Bühnenbilder und Farben sehen und dann entfernt man alles bis auf den Kern. Man kann dasselbe Stück mit nur einem Stuhl und einem Stock aufführen und alles, was man darstellen möchte, macht man mit diesen Dingen. Man kann damit erreichen, dass bei den Menschen im Kopf dieselben Bilder entstehen. Wir machen sozusagen Sketsche wie von einem ganzen Orchester. Es hängt von dem ab, was im Kopf des Hörers stattfindet, ob sich die Lücken füllen."
Ein paar freie Passagen in jedem Song
Das gelingt Cæcilie Norby und Lars Danielsson in der Tat hervorragend. Man vermisst wirklich nichts. Es gibt sogar ein Stück, das nur von der Stimme der Sängerin und einem Udu, einem vasenformigen Schlaginstrument, getragen wird. Da beide Jazzmusiker sind, kommt auch die Improvisation nicht zu kurz. In jedem Arrangement gibt eine paar freie Passagen sowohl für die Sängerin als auch den Bassisten, die man als solche kaum wahrnimmt und wahrscheinlich nur bemerkt, falls man die Stücke und ihre Abwandlungen live im Konzert erlebt. Wichtig ist ihnen, dass jedes Stück in sich geschlossen ist und die Musik ohne Brüche fließt. Für Lars Danielsson haben die Duo-Aufnahmen aber noch eine spezielle Eigenart.
"Ich nenne das gar nicht Duo, sondern Trio, denn da bin ich, da ist Cæcilie und die Stille und die ist ganz wichtig, wenn wir spielen, denn wenn man die Stille nutzt, dann ergibt das einen ganz anderen Klang."
Das Stück ‘Wondrous Story’, ein Weihnachtslied stammt von dem dänischen Komponisten Carl Nielsen, einem Zeitgenossen von Richard Strauss. Es ist eine der fünf Fremdkompositionen auf dem Album und zeigt schon die Bandbreite des musikalischen Universums der beiden. Beide haben einen ähnlichen Hintergrund. Sie fingen mit Pop- und Rockmusik an, machten Ausflüge in die Klassik, bevor sie sich dem Jazz zuwandten. Für dieses Album haben sie einen Song von Joni Mitchell und zwei von Abbey Lincoln ausgewählt, beides Sängerinnen, die Cæcilie Norby verehrt. Hinzukommt noch "Hallelujah" von Leonard Cohen.
11 der 13 Titel auf der Platte sind Neuinterpretationen, erstmals im Studio aufgenommen, noch nie live gespielt. Doppelt so viele haben sie eingespielt, aber nicht alles passte, findet jedenfalls Lars Danielsson:
"Es war sehr gut, nicht nur die besten Versionen wählen zu können, sondern auch die, die am besten zusammenpassen. Es ist, wie wenn man eine Symphonie schreibt, es muss fließen. Zudem langweile ich mich sehr rasch in der Musik. Ich mag es, wenn etwas anderes kommt, als ich es gedacht habe. Das gefällt mir besonders an der Musik, diese Kombination von Vergnügen und Überraschungen."
Das kann man bestätigen: Es ist ein Duoalbum voll angenehmer Überraschungen, ein kleiner, glitzernder, musikalischer Diamant.