Der große Verwandlungskünstler Hollywoods wird 80
"Die Reifeprüfung", "Die Unbestechlichen" oder "Kramer gegen Kramer" - Dustin Hoffman zählt zu den großen Charakterdarstellern Hollywoods. Am Dienstag wird der zweifache Oscar-Gewinner 80 Jahre alt.
"Ich hole einen Arzt."
Sagt Joe zu Rizzo.
"Ich will aber keinen Arzt. - Du bist krank und brauchst einen Arzt. Basta! - Nein, der Arzt ruft doch sofort die Polizei. Bist du denn dämlich? - Aber, was soll ich denn mit dir machen? - Bring mich nach Florida."
Der Gigolo Joe - Jon Voight - und sein Freund Rizzo - Dustin Hoffman - in New York in einer abbruchreifen Wohnung. Zwei Jahre, nachdem er in "Die Reifeprüfung" den kalifornischen College-Studenten "gab", der eine Affäre mit einer reifen Frau hat, zwei Jahre, nachdem der Star "geboren" war, spielte Dustin Hoffman 1969 in Asphalt-Cowboy diesen todkranken Kleinkriminellen Rizzo. Gab ihm mit seinem Hinken, den öligen Haaren, diesem gehetzten Blick des gerade mal eben noch Überlebenden eine Verlorenheit, die tief ins Mark traf. Ein gigantischer Auftritt. Ob Dustin Hoffman dabei wie Robert De Niro oder Robert Redford oder die anderen Großen seiner Generation Method Acting praktizierte oder welche Methode auch immer - nach zehn erfolglosen Jahren auf dem Theater übrigens -, das spielte keine Rolle, wenn uns seine Figuren packten. Das Dustin-Hoffmansche schauspielerische Credo dazu lautete: Am besten, du hast den Mut, unattraktiv zu sein, nicht körperlich unattraktiv, sondern sei schwach, so, wie die Menschen schwach sind.
Der Gigolo Joe - Jon Voight - und sein Freund Rizzo - Dustin Hoffman - in New York in einer abbruchreifen Wohnung. Zwei Jahre, nachdem er in "Die Reifeprüfung" den kalifornischen College-Studenten "gab", der eine Affäre mit einer reifen Frau hat, zwei Jahre, nachdem der Star "geboren" war, spielte Dustin Hoffman 1969 in Asphalt-Cowboy diesen todkranken Kleinkriminellen Rizzo. Gab ihm mit seinem Hinken, den öligen Haaren, diesem gehetzten Blick des gerade mal eben noch Überlebenden eine Verlorenheit, die tief ins Mark traf. Ein gigantischer Auftritt. Ob Dustin Hoffman dabei wie Robert De Niro oder Robert Redford oder die anderen Großen seiner Generation Method Acting praktizierte oder welche Methode auch immer - nach zehn erfolglosen Jahren auf dem Theater übrigens -, das spielte keine Rolle, wenn uns seine Figuren packten. Das Dustin-Hoffmansche schauspielerische Credo dazu lautete: Am besten, du hast den Mut, unattraktiv zu sein, nicht körperlich unattraktiv, sondern sei schwach, so, wie die Menschen schwach sind.
"The best thing you can do as an actor - I think - is to have the courage, to be unattractive. That doesn´t just be physical unattractive but to be weak. As people are weak."
Für ihn habe das immer bedeutet, sagt Dustin Hoffman, nicht Kino-menschlich, sondern wie ein realer Mensch zu wirken.
"To me what it means to bo anti- oder not movie-human. But to be human-human."
Außenseiter und Grenzgänger
Und das gab er ihnen immer mit, manchmal komisch, manchmal dramatisch, tragisch oder melancholisch: dem Entertainer Lenny Bruce im Film "Lenny", dem investigativen Journalisten in "Die Unbestechlichen", dem jüdischen Studenten in "Der Marathon-Mann", dem Schauspieler, der sich als Frau verkleidet in "Tootsie", dem alleinerziehenden Vater in "Kramer gegen Kramer". Der Film, für den Dustin Hoffman seinen ersten Oscar bekam. Außenseiter, Grenzgänger, aber auch die unterkomplexen Mainstream-Figuren wie in Wolfgang Petersen "Outbreack - Lautlose Killer" waren nie Superhelden, nie "movie-human", sondern - wie Dustin Hoffman sagte - "human-human".
Ende der 1990er-Jahre, spätestens mit den 2000er-Jahren fand Dustin Hoffmann nicht mehr die großen Rollen. In den Mainstream-Produktionen wie "Hook" oder "Sphere" spielt er solide. Nicht mehr. Der Schauspieler selbst klagte über den Mangel an guten Drehbüchern.
In "Asphalt-Cowboy" von 1969 gibt es die klassische Szene, in der Dustin Hoffman als Rizzo zusammen mit Jon Voight durch New York geht und beim Überqueren einer Straße fast von einem Taxi angefahren wird. Er brüllt im Original: "Ich gehe hier! Ich gehe hier!"
War die Szene spontan improvisiert, wie Dustin Hoffman in Interviews erzählte, oder mehrfach geprobt mit einem Taxifahrer als Komparsen, wie der Produzent später erklärte? Am Ende von "Wag the dog" - 1997 im Kino - will der Filmproduzent Motss, gespielt von Dustin Hoffman, die verlogene Medienkampagne zur Wiederwahl eines korrupten Präsidenten, die er inszeniert hat, auffliegen lassen.
Große Schauspielkunst
"Sehen Sie sich das doch an, das Ganze ist ein totaler Scheiß-Schwindel. Und es sieht 100 Prozent echt aus."
Ob als Rizzo in "Asphalt-Cowboy", als Indianer-Kriegs-Veteranen in "Little big man", als Autist in "Rain Man" oder oder oder, solch einen "Scheiß-Schwindel" hat Dustin Hoffman uns in den großen Rollen seiner Karriere, der kleine, drahtige, quirlige, immer ein wenig erstaunt schauende Mann, er hat ihn uns im besten Sinne als wahrhaftig verkauft. Denn was interessiert uns, um noch einmal an die Taxi-Szene mit Rizzo zu erinnern, ob das improvisiert oder nach Drehbuch gespielt war. Und der Satz, den sein Filmpartner, der alte britische Groß-Mime Laurence Oliver, ihm am Set von "Der Marathon-Mann" gesagt hat, als der junge Kollege sich mit schlaflosen Nächten auf den Part des schlaflosen Marathon-Läufers vorbereitete: "Warum probierst du es nicht mit schauspielern? Das ist doch viel einfacher!", den hat Dustin Hoffman immer wieder, auf wunderbare, auf unnachahmliche Weise sowieso umgesetzt. Dustin Hoffmans Arbeit, seine Filme, das alles hat nichts, nichts mit Verwandlungs-, sondern mit Schauspiel-, mit großer Schauspielkunst zu tun. Menschen spielen.