Dvořák-Experiment

Klassik im Klassenzimmer

Nahaufnahme vom Körper einer Geige.
Eine Violine © picture-alliance/ dpa / Lehtikuva Ismo Pekkarinen
Von Ulrike Klobes |
Schüler aus ganz Deutschland erleben heute gemeinsam ein klassisches Konzert: Das NDR-Sinfonieorchester spielt Dvořáks 9. Sinfonie und überträgt das Konzert direkt in die Klassenzimmer. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen für diesen Tag.
Der Werkraum der Giesendorfer Grundschule im Südwesten Berlins hat sich an diesem Vormittag in eine kleine Panflötenfabrik verwandelt. Alle Kinder der 4A haben sich um einen der Arbeitstische gruppiert. Konzentriert vermessen sie lange hohle Plastikrohre, befestigen sie in einem Schraubstock und setzen sorgfältig die Säge an der markierten Stelle an.
"Man braucht ein langes Rohr, dann schneidet man das in 11, 13, 15 und 17 cm, dann muss man das abschneiden und schleifen und wenn man damit fertig ist, unten die Knete reinstecken und mit einem Holz durchstecken, dass es auch da so bleibt."
"Dann muss man die zwei Eisstiele daran machen und um die zusammenzuwickeln, haben wir davor Tesafilm rumgemacht, und danach haben wir die Schnur rumgewickelt."
Eine selbst gebaute Panflöte
Dominik und Henk halten stolz ihre fertigen Panflöten in der Hand. Die müssen jetzt noch richtig gestimmt werden. Dafür sorgt Isabel Stegner vom Education-Programm des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Berlin. Mit einem Holzstab drückt sie die Knete so lange an die richtige Stelle, bis der Ton mit ihrem Stimmgerät übereinstimmt.
"Wir hatten die herausfordernde Aufgabe, um die Übertragung aus Hamburg herum etwas zu basteln, was die Kinder begeistert. Jetzt einfach zu sagen, kommt her und guckt auf der Leinwand einem anderen Orchester zu, fanden wir jetzt nicht so prickelnd, und dachten, wir müssen irgendwas finden, wo die mitmachen können, und daraus entstand dann die Idee, diese Flöten zu bauen."
"Jetzt haltet ihr mal die Flöten so, dass das größte Rohr links und jetzt probieren wir das Ganze mal zu spielen ..."
Wer war dieser Dvořák eigentlich?
Was hier noch ein wenig holprig klingt, ist die Anfangsphrase aus dem zweiten Satz von Dvořáks 9. Sinfonie. Sie soll am großen Dvořák-Tag zusammen mit rund 400 anderen Flötenspielern und begleitet von einem Blechblasquintett im Berliner Haus des Rundfunks aufgeführt werden. Auch, wenn sich das Wissen darüber, wer dieser Dvořák eigentlich war, noch in Grenzen hält, vom Flötenbau sind die Schüler begeistert.
"Die finden das immer klasse, also sein eigenes Instrument auch zu haben. Es kommt immer sofort die Frage: Dürfen wir die mitnehmen? Und die haben auch ganz schnell den Anfang von der Melodie drauf und ich hoffe, dass die Lehrer das jetzt gut üben, weil wir vor Ort nicht so viel Zeit haben, dass es dann auch wirklich gut klingt, aber so wie es sich jetzt anlässt, ist es sehr vielversprechend."
"Dann kennen sie ein gewisses Repertoire und sie können gar nicht erst verschlossen werden."
Auch die Schulleiterin und Musiklehrerin Konstanze Kiesner ist vom Dvořák-Experiment angetan. Ginge es nach ihr, könnten derartige Projekte gar nicht früh genug ansetzen.
"Zu Hause ist die Begegnung mit klassischer Musik, zumindest in unserem Einzugsgebiet, nicht so weit gestreut. Und wenn sie es hier nicht zeitig kennenlernen, 5./6. Klasse, dann ziehen sie ab auf die Popmusik und dann ist es viel, viel schwerer, die Kinder zu erreichen."