Bonnier-Verlage heben Kopierschutz auf
Ab dem 1. Juli wollen die Bonnier-Verlage auf harten Kopierschutz für E-Books verzichten. Das sei ein sinnvoller Schritt, meint der Journalist und Piraterie-Experte Lars Sobiraj: Auf dem Markt zähle letztendlich die Kundenfreundlichkeit eines Produkts.
Die Bonnier-Verlage heben jetzt - wie einige andere Verlage zuvor auch - den harten Kopierschutz für ihre E-Books auf: Ab dem 1. Juli soll ein Wasserzeichen den bisherigen sogenannten harten Kopierschutz ablösen. Er schrieb bisher vor, das die jeweiligen Titel nur auf dem eigenen Lesegerät genutzt und nicht an Dritte weiter gegeben werden durften.
Der Schritt in Richtung Wasserzeichen sei sehr sinnvoll, sagte Lars Sobiraj, Journalist und Betreiber der Webseite "Tarnkappe.info", im Deutschlandradio Kultur:
"Entscheidend wird letztendlich sein, wie kundenfreundlich Produkte sind. Und so ein harter Kopierschutz sorgt natürlich bei den Kunden eher für Unmut. Und dafür, dass sie möglicherweise doch eher zur Schwarzkopie greifen, weil sie dann mit dem Werk machen können, was sie wollen."
Bei dem Verfahren des weichen Kopierschutzes über das Wasserzeichen würden die Daten des Käufers eines digitalen Werkes im Hintergrund hinterlegt werden, erläuterte Sobiraj:
"Ich kann sie selber nicht sehen. Sie stören auch nicht beim Abspielen. Wenn ich aber dieses E-Book zum Beispiel bei einem Sharehoster hochlade, öffentlich zur Verfügung stelle oder über eine Internet-Tauschbörse anbiete, dann kann ich als derjenige ausgemacht werden, der das Buch weiter gegeben hat."
Marktnische E-Books
Sobiraj verwies darauf, dass der Verkauf von E-Books sich nach wie vor in einer Marktnische bewege. Über 90 Prozent aller Bücher würden immer noch in gedruckter Form verkauft werden:
"Ich glaube, die Verlage sind sich da nicht so ganz sicher, wie sie mit der ganzen Sache umgehen sollen. Es gibt natürlich die Möglichkeit, gegen Piraten vorzugehen, indem ich versuche, illegale Seiten mit juristischen Mitteln herunterzunehmen. Das ist aber ziemlich aussichtslos."
Ist die Kulturflatrate eine Lösung?
Er glaube auch nicht, dass eine Kulturflatrate oder Streaming-Dienste eine Lösung des Problems sein könnten, meinte Sobiraj. Damit würden vermutlich zu wenig Umsätze erzielt werden:
"Und dann muss man ja auch fragen: Wie verteile ich das dann? Will ich jedes genutzte Werk zählen? Und das dann exakt dem Urheber weiterreichen? Das ist ja ein Riesenaufwand."