Ende des Booms?
07:46 Minuten
Seit letzten Sommer sind auch in Deutschland Elektro-Tretroller in Großstädten erlaubt. Sie sollen die Klima- und Mobilitätswende mit vorantreiben. Viele ärgern sich aber auch über noch mehr innerstädtischen Verkehr. Eine Bilanz aus München.
Es ist noch dunkel an diesem Wintermorgen. In einer Gewerbehalle der Münchner Vorstadt leuchten Hunderte roter und grüner Lichter in engen regelmäßigen Abständen. Daniele Capasso, ein Mann, Mitte 40, mit Dreitagebart und grauem Kapuzenpulli, steht stolz inmitten Reihen von weißen E-Scootern.
"Das wäre jetzt unser Lager. Das kleine. Es ist sehr groß. Da werden die Scooter aufgeladen und dort werden die Scooter vorbereitet – und die werden dann rausgeliefert."
Um 6 Uhr früh beginnt die Schicht von Daniele Capasso beim Anbieter Lime. Rasch scannt er mit seinem Handy die Codes einer Reihe E-Scooter ein, die in den vergangenen drei Stunden an der Steckdose hingen, dann schiebt er sie in seinen Miet-Sprinter. Ein paar Meter weiter fährt ein Kollege eine Proberunde mit einem frisch aufgeladenen Roller, ein anderer Kollege schraubt an einer Bremse herum.
"Am Morgen, früh, kommt auch immer ein Mechaniker. Bevor man die in die Zone, wo man rausliefert, rausgibt, testet er alles, ob die Bremse funktioniert, ob das Licht fahrtüchtig ist."
"Wo müssen Sie immer mal wieder ran?"
"Meistens ist es immer die Bremse. In der letzten Zeit sind auch viele Displays, die beschädigt worden sind. Aber unsere Mechaniker sind Profis – und die machen das alles."
Im Laderaum des Transporters stehen eng gepackt 40 E-Scooter. Los geht’s. Etwas missmutig registriert Daniele Capasso die Tropfen auf der Windschutzscheibe.
"Eigentlich hätte es schönes Wetter sein sollen. Regen."
Kein schönes Wetter, um die Elektroroller in der Stadt zu verteilen. Aber auch kein schönes Wetter, um mit den Elektrorollern durch die Stadt zu fahren. Lohnt sich das Geschäft mit hippen Modefahrzeugen im Winter überhaupt? Ein Anruf bei Jashar Seyfi, dem Deutschland-Chef von Lime.
"Was man definitiv sagen kann, ist, dass Scooter-Sharing ein saisonales Geschäft ist. Das haben wir auch kommen sehen. Wir haben Erfahrung aus Wintermonaten in anderen Ländern gesammelt, beispielsweise mit Frankreich oder mit skandinavischen Ländern, um zu sehen, was auf uns zukommt. Und auch in Deutschland hat sich bestätigt: Auch in Deutschland ist Scooterfahren ein saisonales Geschäft."
Das heißt, im Winter greifen deutlich weniger zum E-Scooter. Wie viel weniger, das lässt Jashar Seyfi offen. Doch mit dem ersten Halbjahr in Deutschland ist er sehr zufrieden.
"Wir sind ja mit Lime in über 130 Städten weltweit unterwegs und haben in Berlin zum Beispiel nach 80 Tagen die Ein-Million-Fahrten-Marke geknackt, was für uns weltweit Rekord war. Auch das zeigt, wie gut unser Service hier in Deutschland aufgenommen wurde."
"Das wäre jetzt unser Lager. Das kleine. Es ist sehr groß. Da werden die Scooter aufgeladen und dort werden die Scooter vorbereitet – und die werden dann rausgeliefert."
Um 6 Uhr früh beginnt die Schicht von Daniele Capasso beim Anbieter Lime. Rasch scannt er mit seinem Handy die Codes einer Reihe E-Scooter ein, die in den vergangenen drei Stunden an der Steckdose hingen, dann schiebt er sie in seinen Miet-Sprinter. Ein paar Meter weiter fährt ein Kollege eine Proberunde mit einem frisch aufgeladenen Roller, ein anderer Kollege schraubt an einer Bremse herum.
"Am Morgen, früh, kommt auch immer ein Mechaniker. Bevor man die in die Zone, wo man rausliefert, rausgibt, testet er alles, ob die Bremse funktioniert, ob das Licht fahrtüchtig ist."
"Wo müssen Sie immer mal wieder ran?"
"Meistens ist es immer die Bremse. In der letzten Zeit sind auch viele Displays, die beschädigt worden sind. Aber unsere Mechaniker sind Profis – und die machen das alles."
Im Laderaum des Transporters stehen eng gepackt 40 E-Scooter. Los geht’s. Etwas missmutig registriert Daniele Capasso die Tropfen auf der Windschutzscheibe.
"Eigentlich hätte es schönes Wetter sein sollen. Regen."
Kein schönes Wetter, um die Elektroroller in der Stadt zu verteilen. Aber auch kein schönes Wetter, um mit den Elektrorollern durch die Stadt zu fahren. Lohnt sich das Geschäft mit hippen Modefahrzeugen im Winter überhaupt? Ein Anruf bei Jashar Seyfi, dem Deutschland-Chef von Lime.
"Was man definitiv sagen kann, ist, dass Scooter-Sharing ein saisonales Geschäft ist. Das haben wir auch kommen sehen. Wir haben Erfahrung aus Wintermonaten in anderen Ländern gesammelt, beispielsweise mit Frankreich oder mit skandinavischen Ländern, um zu sehen, was auf uns zukommt. Und auch in Deutschland hat sich bestätigt: Auch in Deutschland ist Scooterfahren ein saisonales Geschäft."
Das heißt, im Winter greifen deutlich weniger zum E-Scooter. Wie viel weniger, das lässt Jashar Seyfi offen. Doch mit dem ersten Halbjahr in Deutschland ist er sehr zufrieden.
"Wir sind ja mit Lime in über 130 Städten weltweit unterwegs und haben in Berlin zum Beispiel nach 80 Tagen die Ein-Million-Fahrten-Marke geknackt, was für uns weltweit Rekord war. Auch das zeigt, wie gut unser Service hier in Deutschland aufgenommen wurde."
Zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung
Mit einer ersten Bilanz tun sich auch Branchenkenner noch schwer. Fakt ist: In München waren es im Sommer drei Anbieter zu Beginn, inzwischen sind sieben Anbieter im Rennen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei aber immer noch gemischt, sagt der Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung der Stadt München Andreas Mickisch.
"Wir als Verwaltung haben über den Sommer schon eine erkleckliche Anzahl von Beschwerden erhalten, die sich darauf beziehen, dass die Nutzer nicht genügend Freiraum lassen zwischen Bushaltestellen oder mit den Rollern die Gehwege verstellen."
Gerade für Rollstuhlfahrer oder Sehbehinderte seien falsch abgestellte E-Scooter ein Problem. Dennoch gesteht man auch in der Stadtverwaltung zu.
"Die Anbieter bemühen sich sehr, das Ganze geregelt ablaufen zu lassen."
Dieses Bild versucht auch Mitarbeiter Daniele Capasso zu vermitteln. Wenn er frisch aufgeladene E-Scooter wie hier am Münchner Olympiapark aufstellt, dann nah beieinander in Reih und Glied, die Lenker alle zur selben Seite gelehnt.
"Ich stelle es immer wieder schön auf, dass es auch schön aussieht und präsent ist."
Auch Lime-E-Scooter in der Nähe schiebt Capasso oft zu Dreiergruppen zusammen – mehr dürfen laut der freiwilligen Selbstverpflichtung von Anbietern und Stadt nicht an einem Ort stehen. Um Benzin zu sparen, sammelt Daniele Capasso E-Scooter, deren Akku leer ist, nebenbei mit seinem Sprinter ein. Daniele Capasso deutet auf sein Smartphone.
"Das ist die App von Lime. Da wird angezeigt, z.B. rot oder violett… da kann man drauftippen, dann sieht man, wie viel Prozent die Akkus noch haben und dann holen wir sie ab, dass man sie wieder aufladen kann im Lager."
Manchmal lassen sich die E-Scooter, die als violette Punkte auf dem Stadtplan seiner Handy-App erscheinen, nicht einfach finden.
"Die sind ja überall verteilt. Es kann sein, dass sie im Gebäude drin sind, es kann sein, sie sind im Haus, es kann sein, sie sind verbuddelt im Laub – weil die Leute das auch verstecken. Es kann sein, dass der Scooter in der Isar liegt, wo man ihn rausfischen muss."
"Wir als Verwaltung haben über den Sommer schon eine erkleckliche Anzahl von Beschwerden erhalten, die sich darauf beziehen, dass die Nutzer nicht genügend Freiraum lassen zwischen Bushaltestellen oder mit den Rollern die Gehwege verstellen."
Gerade für Rollstuhlfahrer oder Sehbehinderte seien falsch abgestellte E-Scooter ein Problem. Dennoch gesteht man auch in der Stadtverwaltung zu.
"Die Anbieter bemühen sich sehr, das Ganze geregelt ablaufen zu lassen."
Dieses Bild versucht auch Mitarbeiter Daniele Capasso zu vermitteln. Wenn er frisch aufgeladene E-Scooter wie hier am Münchner Olympiapark aufstellt, dann nah beieinander in Reih und Glied, die Lenker alle zur selben Seite gelehnt.
"Ich stelle es immer wieder schön auf, dass es auch schön aussieht und präsent ist."
Auch Lime-E-Scooter in der Nähe schiebt Capasso oft zu Dreiergruppen zusammen – mehr dürfen laut der freiwilligen Selbstverpflichtung von Anbietern und Stadt nicht an einem Ort stehen. Um Benzin zu sparen, sammelt Daniele Capasso E-Scooter, deren Akku leer ist, nebenbei mit seinem Sprinter ein. Daniele Capasso deutet auf sein Smartphone.
"Das ist die App von Lime. Da wird angezeigt, z.B. rot oder violett… da kann man drauftippen, dann sieht man, wie viel Prozent die Akkus noch haben und dann holen wir sie ab, dass man sie wieder aufladen kann im Lager."
Manchmal lassen sich die E-Scooter, die als violette Punkte auf dem Stadtplan seiner Handy-App erscheinen, nicht einfach finden.
"Die sind ja überall verteilt. Es kann sein, dass sie im Gebäude drin sind, es kann sein, sie sind im Haus, es kann sein, sie sind verbuddelt im Laub – weil die Leute das auch verstecken. Es kann sein, dass der Scooter in der Isar liegt, wo man ihn rausfischen muss."
Verkehr ist nicht sicherer geworden durch E-Scooter
E-Scooter im Fluss. Solchen Vandalismus beklagt man bei Lime deutschlandweit. Dennoch sei der Umgang mit den Rollern hierzulande im internationalen Vergleich noch zivilisiert, sagt Deutschland-Chef Jashar Seyfi. Der Verkehr ist durch die modischen Roller allerdings auch in Deutschland nicht sicherer geworden.
In München, wie in vielen anderen Großstädten, greifen die Kunden gern nach einer Mass Bier noch zum E-Scooter. Rund 800 Fälle von Alkohol am Lenker habe es bisher gegeben, heißt es bei der Stadt: Die Folgen reichten von Bußgeldern bis hin zu Führerscheinüberprüfungen. Andreas Mickisch.
"Und da kann man wirklich nur nochmal appellieren an die Nutzer in ihrem Verkehrsverhalten, dass sie wirklich mit einem Fahrzeug im Straßenverkehr unterwegs sind."
In diesen Tagen will die Stadt mit den Anbietern diskutieren: Sie überlegt, Abstellzonen für E-Scooter einzurichten – was gerade an Knotenpunkten wie dem Hauptbahnhof für mehr Ordnung sorgen könnte. Darüber würden sich auch die Anbieter freuen. Im Gegenzug fordert die Stadt aber:
"Dass die Anbieter das auch mit entsprechenden Möglichkeiten versehen, dass man die Roller außerhalb dieser Zonen nicht abstellen kann."
Die Apps könnten entsprechend programmiert werden. Davon halten die Anbieter aber gar nichts. Von Parkverbotszonen für Elektroroller halten sie nicht viel.
"Wenn Sie jetzt beispielsweise rund um den Kölner Dom eine Verbotszone definieren, dann kann da keiner mehr den Scooter abstellen, was erstmal gut ist – was aber leider dazu führt, dass sich dann die Scooter um die Verbotszone herum ansammeln."
Mit Verbotszonen verschöbe sich das Problem nur in die Nebenstraßen hinein. In München hat man zur Oktoberfestzeit eine temporäre Verbotszone eingerichtet. Die habe sich bewährt, ebenso wie die permanente Obergrenze für E-Scooter im Innenstadtbereich, sagt Andreas Mickisch von der Stadt München.
"Wenn wir jetzt davon ausgehen müssen, dass möglicherweise noch andere Anbieter kämen und wir diese Obergrenze aufheben würden, dann würde die Anzahl explosionsartig ansteigen und dann wären die Themen wie verkehrsbehinderndes Abstellen noch deutlich herausfordernder zu bewältigen."
"Und da kann man wirklich nur nochmal appellieren an die Nutzer in ihrem Verkehrsverhalten, dass sie wirklich mit einem Fahrzeug im Straßenverkehr unterwegs sind."
In diesen Tagen will die Stadt mit den Anbietern diskutieren: Sie überlegt, Abstellzonen für E-Scooter einzurichten – was gerade an Knotenpunkten wie dem Hauptbahnhof für mehr Ordnung sorgen könnte. Darüber würden sich auch die Anbieter freuen. Im Gegenzug fordert die Stadt aber:
"Dass die Anbieter das auch mit entsprechenden Möglichkeiten versehen, dass man die Roller außerhalb dieser Zonen nicht abstellen kann."
Die Apps könnten entsprechend programmiert werden. Davon halten die Anbieter aber gar nichts. Von Parkverbotszonen für Elektroroller halten sie nicht viel.
"Wenn Sie jetzt beispielsweise rund um den Kölner Dom eine Verbotszone definieren, dann kann da keiner mehr den Scooter abstellen, was erstmal gut ist – was aber leider dazu führt, dass sich dann die Scooter um die Verbotszone herum ansammeln."
Mit Verbotszonen verschöbe sich das Problem nur in die Nebenstraßen hinein. In München hat man zur Oktoberfestzeit eine temporäre Verbotszone eingerichtet. Die habe sich bewährt, ebenso wie die permanente Obergrenze für E-Scooter im Innenstadtbereich, sagt Andreas Mickisch von der Stadt München.
"Wenn wir jetzt davon ausgehen müssen, dass möglicherweise noch andere Anbieter kämen und wir diese Obergrenze aufheben würden, dann würde die Anzahl explosionsartig ansteigen und dann wären die Themen wie verkehrsbehinderndes Abstellen noch deutlich herausfordernder zu bewältigen."