E-Stonia und der Euro

Von Christoph Kersting |
Immer eine Nasenlänge voraus: Während die baltischen Nachbarn Lettland und Litauen auf eine Euro-Einführung vom Jahr 2014 an hoffen, hat ihn Musterknabe Estland schon seit Silvester. Doch die stabile estnische Krone hat viele Anhänger.
Vor zwölf Tagen, zum Jahreswechsel, haben sich 1,3 Millionen Esten von ihrer Krone verabschiedet, die fast 20 Jahre lang auch ein Symbol war für die endlich errungene Unabhängigkeit nach dem Ende der Sowjetunion. Als erstes der drei baltischen Länder hat Estland am 1. Januar den Euro eingeführt.

Die kleinste der drei Republiken galt lange Zeit als Musterland im Baltikum, aber auch hier haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtert. Angesichts der Krise in anderen Euro-Ländern sind nicht alle Esten vom Nutzen der Euro-Einführung überzeugt.

Nach Angaben der Zentralbank waren nur wenige Minuten nach Mitternacht überall in dem nicht einmal die Fläche Niedersachsens umfassenden Land 867 Geldautomaten bereit, Euroscheine auszuspucken. Doch wirkliche Begeisterung für die neue Währung kommt in Estland nicht auf, laut Umfragen hätten 40 Prozent der Esten lieber ihre stabile Krone behalten.

Viele sehen in ihrer Aufgabe vor allem ein Stück weit den Verlust nationaler Identität. Trotzdem hat die Bevölkerung ohne öffentlichen Aufruhr einen harten Sparkurs erduldet, um die Maastricht-Kriterien für den Beitritt zur Währungsunion zu erfüllen. Estland verfügt nun in der EU über die solidesten Staatsfinanzen, was nicht heißt, dass die Krise für die Menschen hier schon überwunden ist.
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