Juulen: so cool wie gefährlich
Auf den Pausenhöfen der USA ziehen viele Schüler an der neuen E-Zigarette Juul. Die ist inzwischen so populär, dass Konkurrenzprodukte aus dem Markt gedrängt werden. Rauchen sei eben immer noch cool, sagt der Werbeexperte Karsten Kilian.
Den Marketingprofessor Karsten Kilian erinnert der Hype um die E-Zigarette Juul daran, wie einst viele Jugendliche zu Alko-Pops griffen. Denn wie die alkoholischen Getränke, schmeckt auch Juul wenig bitter. "Dass es abhängig macht, durchschaut nicht jeder 14-, 15- oder 16-Jährige", sagt Kilian. Er hält es für wahrscheinlich, dass wie in den USA bald auch auf deutschen Pausenhöfen Juul geraucht wird.
Die E-Zigarette sieht aus wie ein USB-Stick, riecht nicht und enthält trotzdem viel Nikotin. Seit diesem Monat wird sie auch in Deutschland verkauft. Entwickelt wurde die E-Zigarette von zwei Stanford-Studenten. Seit 2015 ist sie in den USA erhältlich und erfolgreich. Sie hat einen Marktanteil von 72 Prozent. "Ein Hammer", sagt Kilian. Denn Juul setzt sich gegen Konzerne wie Philipp Morris durch, die über Milliardenbudgets verfügen.
Unter den Juul-Konsumenten sind viele Erstraucher
Verantwortlich sei dafür auch ein Marketingkonzept, das bereits beim Namen beginne. "Der ist sehr clever gewählt", sagt Kilian. Er suggeriere, Juul sei "ein Juwel des Rauchens". Zudem verleihe die E-Zigarette seinem Besitzer Jugend, Coolness und Rebellentum. "Das sind genau die gleichen Probleme, die wir früher bei der Zigarette hatten." Auch Warnhinweise würden da wenig helfen, sagt Kilian. Die hätten manchmal sogar den gegenteiligen Effekt.
Das Problem: Im Gegensatz zu Alko-Pops macht Juul schnell abhängig. In den USA ziehen Schüler schon im Unterricht an der E-Zigarette. Die Lehrer bemerken dies selten, denn Juul dampft nicht und riecht nicht. Unterdessen wirbt Juul damit, weltweit Raucher entwöhnen zu wollen. Doch das sei angesichts der Berichte aus den USA wenig glaubwürdig, sagt Kilian. "In den USA rauchen das junge Menschen, die Erstraucher sind."