Ebola-Epidemie

"Tiefes Misstrauen gegen die Helfer"

Mehr als 1600 Fälle von Ebola wurden in Westafrika gemeldet, 900 Menschen starben. Doch die Vorbehalte gegenüber den Helfern sind groß. Das liege an deren mangelnder interkultureller Sensibilität, meint der Medizinethnologe Hansjörg Dilger.
Er beobachte "ein tiefes Misstrauen gegen die Helfer", sagte Dilger am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Die liege daran, dass "ähnliche Interventionen in früheren Zeiten bei anderen Krankheiten, bei Impfkampagnen, bei HIV / Aids nicht immer in dem Sinne positiv wahrgenommen wurden". Aber auch schlechte Erfahrungen mit dem staatlichen Gesundheitssystem, spielten eine Rolle: "Die Leute haben sich ein Stück weit damit abgefunden, für sich selbst sorgen zu müssen."
"Darauf einlassen, wie diese Menschen leben"
Um das Vertrauen der Infizierten und ihrer Verwandten zu gewinnen, müssten sich die Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen "ein Stück weit darauf einlassen, wie diese Menschen gelebt haben, bevor Ebola ausgebrochen ist", so Dilger. "Es ist eine Möglichkeit, nachzuvollziehen oder zu verstehen: Was beschäftigt die Leute? Oder was sind sozusagen ihre großen Anliegen in Bezug auf die Bestattung oder in Bezug auf den Schutz vor Krankheit?" Wenn die Berührung der Toten im Bestattungsritual eine große Rolle spielt, könnte man zum Beispiel Schutzanzüge zur Verfügungen stellen oder rituelle Gegenstände desinfizieren.
Bei ehemaligen Ebola-Epidemien, zum Beispiel im Kongo, sei man in Bezug auf religiöse Rituale kooperativer vorgegangen, sagt Dilger. Dass diese Sensibilität diesmal fehlt, liege am hohen Druck auf die Helfer. Die Krankheit breite sich diesmal in einer Schnelligkeit aus, "wie sie auch in anderen Fällen nicht so markant war".
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