Misstrauen und Unwissen in Zeiten der Gewalt
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Nach der Ebola-Epidemie in Westafrika 2014 breitet sich das Virus erneut aus: im Kongo und in Uganda. Die Weltgesundheitsorganisation erwägt, eine internationale Notlage auszurufen. Wie gefährlich die Situation ist, erklärt der Arzt Maximilian Gertler.
Die Zahlen sind alarmierend: Seit August 2018 starben in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 1.300 Menschen an Ebola. Jetzt hat das Virus auch das Nachbarland Uganda erreicht. Die Weltgesundheitsorganisation hat deshalb für den heutigen Freitag eine Krisensitzung anberaumt. Sollte die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand ausrufen, könnten schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche greifen.
Die Bevölkerung misstraut den Ärzten
Ein gravierendes Problem dabei sieht der Arzt Maximilian Gertler allerdings im Misstrauen der Bevölkerung: Insbesondere im Ost-Kongo herrsche seit Jahren schlimmste Gewalt. Deshalb mache Ebola im Alltag der Menschen nicht so viel aus, wie man sich das hier vorstelle. Im Deutschlandfunk Kultur erklärte Gertler, der für Ärzte ohne Grenzen im benachbarten Ruanda war:
"Man vertraut uns nicht. Und wir sehen: Unsere tollen Erfahrungen in der Ebola-Bekämpfung und der neue Impfstoff helfen uns nicht allein, wenn die Bevölkerung sich vollkommen abgehängt fühlt und nicht verstehen kann, warum jetzt diese Aufmerksamkeit angesichts dieser wenigen zusätzlichen Toten in ihrem jahrelangen Leid."
Dabei sei die Situation "hochgefährlich" und das Virus nicht unter Kontrolle. Das liegt nach Darstellung Gertlers auch an mangelndem Wissen über die Ausbreitung des Virus - etwa beim Umgang mit infizierten Toten:
"Wenn es nicht verstanden wird, wie Ebola übertragen wird, dann kann man die Übertragung in der Bevölkerung nicht aufhalten."
"Wenn es nicht verstanden wird, wie Ebola übertragen wird, dann kann man die Übertragung in der Bevölkerung nicht aufhalten."
(bth)