"Man hat die Epidemie nicht ernst genommen"
Bei Ebola hätten staatliche Akteure und Hilfsorganisationen zu spät reagiert, kritisiert Maximilian Gertler von "Ärzte ohne Grenzen". Auch die Pharmaindustrie müsse mehr in die Erforschung von Impfstoffen investieren.
Der Mediziner Maximilian Gertler, Mitglied im Vorstand der Organisation "Ärzte ohne Grenzen", hat bessere Hilfen und mehr medizinische Forschung in den Ebola-Gebieten Westafrikas gefordert.
Die Entwicklung von Medikamenten müsse von rein marktwirtschaftlichen Mechanismen gelöst werden, sagte Gertler im Deutschlandradio Kultur. Seine Organisation versuche schon seit Jahren, das Thema Pharmaindustrie auf die politische Agenda zu bringen:
"Dass wir in vielen Regionen, wo wir tätig sind, Krankheiten erleben, gegen die wir keine wirklich guten Medikamente oder Impfstoffe zur Verfügung haben."
Ebola sei eigentlich eine "Ausnahme-Erkrankung", an der trotz dieser schrecklichen Epidemie verhältnismäßig wenig Menschen gestorben seien, betonte Gertler:
"Aber jedes Jahr sterben anderthalb Millionen Menschen auf der Welt an Tuberkulose, an multiresistenten Formen, für die wir keine guten Medikamente zur Verfügung haben."
Länderübergreifende Hilfe ist notwendig
In den Ebola-Gebieten Westafrikas seien lange Zeit zu wenig Maßnahmen erfolgt, kritisierte Gertler vor dem Hintergrund der heutigen Ebola-Konferenz in Berlin, zu der "Ärzte ohne Grenzen" eingeladen hatte. Erst habe man die Epidemie nicht ernst genommen, dann habe man lange Zeit mit Hilfsleistungen gezögert. Notwendig sei auch eine umspannende Hilfe über alle drei Ländergrenzen hinweg, damit es keine weiteren Erkrankungen mehr gebe:
"Wir haben im letzten Jahr sehen müssen, was passiert, wenn man sich nur auf einzelne Regionen fokussiert. Dann spielt diese Epidemie Hase und Igel mit uns."