Ebola-Medikamente

"Es geht hier um Risikoabwägung"

Eine Person in einem weißen Anzug sitzt mit Mundschutz in einem Labor und arbeitet mit einer Blutprobe
Bei Gesunden müsse man die Nebenwirkungen ungetesteter Medikamente stärker beachten, sagt der Mediziner Stephan Becker © dpa / picture alliance
Moderation: Hanns Ostermann und Matthias Hanselmann |
Angesichts der hohen Sterblichkeit von Ebola-Erkrankten ist ein Heilversuch auch mit nicht zugelassenen Medikamenten geboten. Das findet der Virologe Stephan Becker. Doch er warnt vor einem präventiven Einsatz bei Gesunden.
Der Virologe Stephan Becker ruft zu einem differenzierten Einsatz noch nicht zugelassener Medikamente gegen Ebola auf. Man müsse unterscheiden zwischen Erkrankten und jenen, die präventiv behandelt werden sollen. Das seien zwei "völlig verschiedene Fälle", so der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Marburg.
Man wird Nebenwirkungen in Kauf nehmen
Vor allem müsse man die möglichen Nebenwirkungen bedenken: "Es geht hier um eine Risikoabwägung. Wenn jemand zu 70 Prozent stirbt an der Erkrankung, wird man diese Nebenwirkungen in Kauf nehmen." Vorsichtiger müsse man bei der präventiven Gabe an Gesunde sein - etwa an jene, die möglicherweise in Kontakt mit Ebola-Patienten kämen. Man behandle schließlich gesunde Menschen und müsse die Nebenwirkungen viel kritischer betrachten.
Vorsicht auch bei zugelassenen Medikamenten
Becker mahnte auch zur Vorsicht bei der Anwendung von Medikamenten, die für andere Krankheiten, nicht aber speziell für Ebola entwickelt wurden: Keines dieser zugelassenen Medikamente habe eine Wirksamkeit im Tierexperiment bisher gezeigt - zumindest nicht in dem "Goldstandard-Tiermodell": bei Affen. "Insofern, glaube ich, muss man auch mit diesem Ansatz sehr vorsichtig sein", sagte der Mediziner.
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