Wie Ärzte in Westafrika den Ernstfall trainieren
Noch vor ein paar Monaten kamen neue Zahlen zu Ebola-Infektionen und Ebola-Todesfälle im Minutentakt - dann wurde es ruhig um die Epidemie. Doch vorbei ist der Kampf noch lange nicht. Das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut hat nun ein Programm zum Ebolatraining auf die Beine gestellt.
"Wir sind jetzt hier in den Laboren des KCCRs in Kumasi."
Michael Nagel führt durch die Flure des Kumasi Zentrums für gemeinschaftliche Forschung für Tropenmedizin in Ghana. Hier werden Tropenkrankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und das Chikungunya-Virus erforscht.
Der deutsche Bakteriologe ist auf dem Weg in den wichtigsten Raum des Instituts: das BSL3. Die Abkürzung steht für Biologische Schutzstufe 3. Es ist die zweithöchste Schutzstufe, die es für diese Forschungslabore gibt.
"Hier befinden wir uns gerade in der Schleuse."
Arbeiten ohne Kontakt mit der Patientenprobe
Will man diese Räume betreten, muss man zunächst die Schuhe wechseln. Straßenschuhe sind verboten. Dadurch will man sicherstellen, dass später beim Rausgehen keine Mikroorganismen über die Schuhsohle das Labor verlassen. Nach dem Schuhwechsel öffnet Michael Nagel die Tür. Man spürt die Lüftung, es ist auch kühler hier als in der Schleuse.
"Wir sind jetzt gerade in unserem BSL3-Labor. Und hier führen wir eben auch die Ebola-Diagnostik oder die Inaktivierung von Filoviren durch."
Der Forscher zeigt auf einen Kasten, der mitten im Raum steht.
"Gerade an diesem Gerät sehen wir jetzt eben wunderschön, dass man eben daran arbeiten kann, ohne selbst mit der Patientenprobe in Kontakt zu kommen und in dieser kleinen Einheit, geschützt durch diese mehreren Lagen Handschuhe, können wir eben jetzt die Proben entsprechend inaktivieren, also unschädlich machen."
Ebolaviren sicher untersuchen
Michael Nagel zeigt auf die verschiedenen Öffnungen. An einer Seite ist eine rundliche Öffnung zu sehen, so groß wie eine DVD – der Eingang für die Ebolaproben.
"Die werden hier durch diese Einschleuse-Mechanismen eingebracht, in diesem Fall hier."
An der Rückseite ist ebenfalls eine Schleuse zu sehen. Dort werden Müllbeutel angebracht, in denen die Proben nach den Untersuchungen sicher entsorgt werden können.
"Der Vernichtungsbeutel wird angebracht und unmittelbar nach dem Benutzen auch direkt dann in unserem BSL3-Laborselber selber, im Autoklaven wie vorgeschrieben, vernichtet."
Der Laborrundgang ist beendet. Hier in Kumasi können Ebolaviren sicher untersucht werden. Denn bislang gab es dort keine präventiven Maßnahmen, geschweige denn Protokolle, wann und wie Ebolaproben standardisiert und sicher untersucht werden können. Denn Ebolavieren sind auch außerhalb des Körpers, etwa in Körperflüssigkeiten, hoch ansteckend.
"Wie verpacke ich Ebolaproben?"
Abhilfe will das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut schaffen und hat dazu ein Programm zum Ebolatraining auf die Beine gestellt. Seit Januar trainiert die deutsche Virologin Tabea Binger vor Ort Forscher, technische Assistenten und Mitarbeiter von Gesundheitsämtern aus verschiedenen westafrikanischen Ländern, die mit Ebolaproben in Berührung kommen können, etwa weil sie Proben transportieren müssen.
"Das Training ist eine Woche lang - hauptsächlich Vorlesung über Ebola, über Viren allgemein, über Sicherheitsvorkehrungen: wie ziehe ich mich an, wenn ich Ebolaproben entgegennehme? Wie verpacke ich Ebolaproben? Wie handhabe ich diese Proben?"
Jeweils sieben Leute pro Gruppe werden erst theoretisch geschult, dann im Labor.
"Und dann geht das relativ schnell in den praktischen Teil über, wo das alles geprobt wird, wir haben eine so genannte Glove-Box, in der das Virus inaktiviert wird. Das sieht aus wie zwei Katzenklos, die übereinander gestülpt sind."
Diese teilweise durchsichtige Box aus Plexiglas ist das wichtigste Element des Trainings. Man kann mithilfe von riesigen Gummihandschuhen in der Box die Proben bearbeiten, ohne Gefahr zu laufen, sich anzustecken. Damit können die Experten die gefährlichen Proben sicher entnehmen, unschädlich machen, untersuchen und vernichten.
"Das ist super, wenn Leute gerade aufgeregt sind"
"Und dann machen wir PCR-Diagnostik damit, das wird auch trainiert von vorne bis hinten, einmal durchgemacht. Wir haben ein ziemlich leichtes Kit, was wir benutzen dafür. Das ist Idiotensicher letztendlich, aber es ist super fürs Feld, gerade wenn Leute aufgeregt sind und gerade bei solchen Proben."
Zwei Lösungen müssen im richtigen Verhältnis gemischt werden, die Ebola-Probe kommt dazu und wird in einem Gerät automatisch untersucht. Dieses einfache Prinzip sei wichtig, so Tabea Binger, vor allem für Leute, die wenig Routine haben. Obwohl die Schulungsteams flexibel sind und auch in andere Länder reisen kommen die meisten Kollegen zu ihnen nach Kumasi.
"Das Training findet hauptsächlich in Ghana statt. Jede Trainingseinheit bekommt eine komplette Laborausrüstung und die wird dann in den Ländern selber etabliert und aufgebaut."
Nach Benin, Togo und Burkina Faso wurden diese Einheiten bereits gebracht. Im November wurden nun Forscher aus Mauretanien trainiert.
"Ja, es ist so, dass die Länder im Zweifel, dass Ebola nochmal wiederkommen sollte, dass die dann vorbereitet sind."