Leere Regale

Warum Hamstern überflüssig ist

08:28 Minuten
In einem Supermarkt hängt an einem leere Speiseöl-Regal der Hinweis, dass Verbraucher nur jeweils eine Flasche kaufen dürfen.
Pflanzenöl und Mehl sind in vielen Supermärkten "aus" - dabei gibt es bei uns noch genug Lebensmittel, sagt Veronika Grimm. © picture alliance / Eibner-Pressefoto / Fleig
Veronika Grimm im Gespräch mit Ute Welty |
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Wegen des Ukraine-Kriegs kommt es in den Supermärkten wieder zu Hamsterkäufen. Zwar steigen hierzulande die Preise, doch würden Lebensmittel nicht knapper. Das gelte aber nicht für die ganze Welt, sagt die Wirtschaftsexpertin Veronika Grimm.
In der Coronakrise war es Klopapier, nun sind es hauptsächlich Mehl und Speiseöl: Im Supermarkt hat das Hamstern wieder begonnen. Viele befürchten, Lebensmittel könnten wegen des Kriegs in der Ukraine knapp werden.
Eine Angst, die hierzulande bislang ziemlich unbegründet ist, sagt Veronika Grimm. Sie ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Wirtschaftsweise.

Knappheiten vorrangig im Globalen Süden

Echter Mangel und hausgemachte Knappheit seien in den Daten aufgrund von Hamsterkäufen „noch schwer zu unterscheiden“, sagt Grimm. Feststellen lasse sich indes, dass die Preise für Lebensmittel steigen.
Aufgrund der hohen Gaspreise sei Düngemittel teurer geworden, was wiederum zu einer eingeschränkten Lebensmittelproduktion führe. Echte Knappheiten seien im Globalen Süden zu beobachten, aber weniger in Deutschland: „Wir werden steigenden Lebensmittelpreise beobachten, es gibt aber noch keine Indikatoren dafür, dass tatsächlich Lebensmittel fehlen.“

Entwicklungsländer vor großer Hungerkrise

Vor allem in den Entwicklungsländern sei die Gefahr einer Hungerkrise in diesem Jahr „sehr groß“, so die Wirtschaftsexpertin. Russland und die Ukraine hätten einen großen Anteil am Export von Agrarprodukten. Ihr Anteil liege jeweils zwischen 10 und 20 Prozent.
Afrikanische Länder würden sehr umfangreich aus der Ukraine beliefert. Diese Ausfuhren fehlten nun. Grimm prognostiziert deswegen „die dritte große Krise in diesem Jahrzehnt“.

Wir könnten etwas dagegen tun

Grimm zufolge ließen sich die Härten abfedern. Getreide etwa werde in Europa in großem Umfang für Futtermittel genutzt. „Man könnte die Getreidepreise auf dem Weltmarkt absenken, indem man etwa Futtermittel für Kühe, Schweine und Geflügel reduziert, also weniger Kraftfutter gibt.“
Damit würde zwar die Mast der Tiere verlängern. Dies schade aber nicht. „Insofern könnte man den Weltmarkt entlasten, indem man einfach umdisponiert und mehr für die direkte Lebensmittelversorgung produziert“, so Grimm.
(ckü)
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