"Echtzeit"-Sendung

Perspektivwechsel

Cliff Muskiet zeigt die Uniform der Fluggesellschaft Braniff International, die in den Jahren 1965-1966 getragen wurde.
Cliff Muskiet zeigt die Uniform der Fluggesellschaft Braniff International, die in den Jahren 1965-1966 getragen wurde. © privat
Moderation: Katja Bigalke |
Es geht um den Perspektivwechsel heute in der Echtzeit. Um einen anderen, vielleicht auch einfach nur geschärften Blick auf die uns umgebende Welt, der das Gewohnte mit der Frage konfrontiert: Muss das eigentlich so sein?
Mode in der Luft: Stewardessen-Outfits damals und heute
Cliff Muskiet im Gespräch mit Katja Bigalke
Fluguniformen zum Beispiel – müssen die immer langweilig aussehen, blau, unauffällig, businessmäßig? Müssen sie nicht. Früher, als das Fliegen noch glamourös war, gab es fantastische Uniformen: bunt, lustig, sexy, extravagant oder einfach nur verrückt wie zum Beispiel diese bonbonfarbenen, psychedelischen 60er Jahre Kreationen der amerikanischen Airline Braniff, bei denen zum spacigen Stewardessenoutfit auch eine Art durchsichtiger Astronautenhelm gehörte. Zum Glück, muss man sagen, gibt es den Niederländer Cliff Muskiet, der diese Schätze vergangener Luftfahrt Jahrzehnte sammelt und auf seiner Website www.uniformfreak.com zeigt. Mit dem passionierten KLM-Flugbegleiter haben wir vor der Sendung gesprochen.
Manchmal braucht es einen anderen Blickwinkel, um neue Lösungen zu finden. Zum Beispiel in der Wohnungsfrage. Galt es im New York der 80er-Jahren noch als Zumutung, in einem 24-qm-Schuhkarton leben zu müssen, wird es heute als großer Segen empfunden. Zumal wenn es Tageslicht gibt und ein gemeinschaftlich genutztes Wohnzimmer, wie im gerade fertiggestellten Carmel Building an der Upper Eastside. Sollten wir also überall nur noch Micro-Apartment-Türme hochziehen?
Was früher ein kleines kanadisches Punk-Magazin war ist heute ein Medien-Imperium: Vice Media – mittlerweile aus New York. Und hier wären wir wieder bei unserem Thema: die online und Printzeitschrift ist vor allem deshalb so berühmt und erfolgreich weil sie den Perspektivwechsel gewagt hat und den Beruf des Journalisten quasi noch mal neu erfunden hat. Junge Reporter, die sich manchmal recht draufgängerisch in ziemlich harte, manchmal skandalöse und auch seltsame Situationen hineinstürzen und darüber kritisch, manchmal witzig, immer aber persönlich berichten. Ob die schrägen Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten auch auf dem neuen Sender Viceland, der womöglich auch nach Europa kommen soll, laufen werden, ist noch nicht bekannt. Sicher ist das der Sender im Februar in den USA on air geht.
Wer etwas Zeit mitbringt, kann den Perspektivwechsel übrigens auch beim Fotoworkshop für Blinde üben. In Berlin gibt es so etwas. Im Rahmen einer Ausstellung in einer Galerie in Weißensee wurde auch Sehenden gezeigt, wie das ist "blind" Fotos zu schießen.