Kommandantensitz unter dem Hammer
Das letzte noch vollkommen intakte Gebäude des ehemaligen Vernichtungslagers Belzec soll in zwei Wochen versteigert werden. Ein deutsches Bildungswerk wehrt sich dagegen - und will die frühere Kommandantur als Erinnerungsort erhalten.
Rund 450.000 Menschen wurden zwischen März und Dezember 1942 im nationalsozialistischen Vernichtungslager Belzec ermordet. Das Töten erfolgte im Rahmen der sogenannten "Aktion Reinhardt", der planmäßigen Ermordung der jüdischen Bevölkerung Polens.
Die ehemalige Lagerarchitektur ist heute kaum noch sichtbar
Von der ursprünglichen Lagerarchitektur ist heute, ähnlich wie in Sobibór und Treblinka, fast nichts mehr zu sehen. In Belzec gibt es noch zwei für die Lagergeschichte zentrale Gebäude. Im "Lokschuppen" waren unter anderem Zwangsarbeiter untergebracht. Später wurden dort die Habseligkeiten der Ermordeten – Kleidung, Taschen, Wertgegenstände – für den Weitertransport vorsortiert. Das Gebäude wurde laut dem Bildungswerk "Stanizlaw Hantz" ehemals an einen privaten Investor verkauft. Nur die Mauern stehen noch.
Das Mindestgebot für die "Kommandantur" beträgt 38.000 Euro
Noch erhalten ist hingegen die ehemalige Kommandantur. Das Bauernhaus liegt mitsamt Funktionsgebäude und großem Grundstück gegenüber der heutigen Gedenkstätte – und soll nun verkauft werden. Der Eigentümer, die polnische Bahn, will es am 22. Juni versteigern. Mindestgebot ist 38.000 Euro. Das Bildungswerk will mitbieten und hat zusammen mit polnischen Partnern eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um das Gebäude als Erinnerungsort zu sichern.
Über den Konflikt spricht Christine Watty im "Kompressor" wir mit dem Journalisten und Polen-Experten Martin Sander.