Ehrungen für vier Produktionen

Von Bernd Sobolla |
In der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Deutschen Kurzfilmpreise 2011 verliehen. Der Kurzfilm ist noch immer ein Genre, das vor allem als Experimentierfeld verstanden wird.
Bernd Neumann: "Dass der Kurzfilm eine wichtige Bedeutung hat für das Filmschaffen generell. Und das durch die Tatsache, dass ich einen zusätzlichen Preis im nächsten Jahr vergeben werde, erneut ein Auftrieb für die Kreativen stattfindet, die mit dem Kurzfilm befasst sind."

Insgesamt fünf Mal trat Kulturstaatsminister Bernd Neumann heute Abend ans Mikrofon, um die Deutschen Kurzfilmpreise persönlich zu überreichen. Den Preis für den Besten Spielfilm bis 30 Minuten Länger erhielt Regisseur Thomas Stuber für sein Werk von "Hunden und Pferden".

Filmausschnitt:
"Piet, Piet! Nur ein Schritt. So alt bist du doch nicht. Das ist erblich da kann man nichts machen."

Ein Mann, einsam und arm, tut alles für seinen alten Hund, der eine schlimme Krankheit hat. Er zieht sogar auf die Pferderennbahn, um das Geld für eine Operation zu gewinnen. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte in starken Schwarz-Weiß-Bildern. Auffallend war bei den diesjährigen Filmen, dass die meisten Werke eine relativ ernste Grundhaltung zeigten.

Die Regisseure reflektieren über das Leben oder zumindest einen Lebensabschnitt. In "Leben lassen" zum Beispiel führt Felix Charin einen dementen, pflegebedürftigen alten Mann - einen ehemaligen SS-Offizier - und eine russische Altenpflegerin zusammen. Als sie seine SS-Tätowierung sieht, seine Vergangenheit erahnt, beginnt sie russische Lieder auf dem Akkordeon zu spielen, teils um sich zu beruhigen, teils um den alten Mann anzugreifen.

Musik:
"Hör auf damit!"

In dem Dokumentarfilm "Veronika" porträtiert Mark Michel die 18-jährige Veronika. Sie ist Autistin, sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen, aber gut hören und kommuniziert über das Schreiben. Sie erfindet das Sandmädchen als Metapher für ihren körperlichen und psychischen Zustand, den sie poetisch beschreibt, und Anne Löper malt dazu wunderschöne Animationsbilder auf Sand.

Veronika: "Ich muss meinen Sand abklopfen, um in mein Leben zu treten. Was macht ihr mit dem Sand, den ich überall verstreue? Findet ihr ihn? Baut ihr ihn ein oder stört er nur eure Funktion. Ich habe Hoffnung auf ein spannendes, erfülltes Leben. Mein Leben wird mit Lieben, Loben und Lachen angefüllt sein."
Und dann gibt es auch noch Filme, die wollen einfach nur richtig gut unterhalten. Eric Schmitt und Stephan Müller zum Beispiel, die den Preis für den besten Spielfilm bis sieben Minuten Länge erhielten, zeigen mit ihrem Werk "In diesem Film sehen sie Folgendes", eine Krimigeschichte mit Protagonist und Bösewicht, Schönheit und wartender Oma. Allerdings stellen sie alle Vorstellungen von klassischem Erzählkino auf den Kopf, indem der Erzähler all das schildert, was wir ohnehin sehen würden oder vielleicht gar nicht wissen möchten.

"Anscheinend entscheidet sich der junge Mann jetzt das Fahrrad zurückzulassen und sich auf eigene Faust zurückzuschlagen. Auftritt des Gegenspielers. Der Musik nach zu urteilen handelt es sich hierbei um einen echten Bösewicht: Brille, Schnauzer, Klemmbrett. Die Horrorgestalt des Verwaltungsbeamten. Stimmungswechsel: weiches Licht, ruhige Musik. Die Filmschönheit macht sich ausgehfertig. Man fragt sich: Wofür um 13 Uhr nachmittags?"

Ob Spiel-, Dokumentar- oder Experimentalfilme, die diesjährigen nominierten Filmemacher überzeugen mit ihrem Mut, das alltägliche Leben auf vielfältige, ungewöhnliche und spannende Weise zu erzählen. Wobei auffällt, dass die meisten Werke auf ihre visuelle Kraft setzen und mit wenigen Dialogen auskommen.

Obgleich die Filmemacher, die heute nominiert waren oder sogar gewonnen haben, einen wichtigen Schritt gemacht haben, um sich in Filmbranche zu etablieren, hält sich zum Beispiel Erik Schmitt in seiner Gewinner-Euphorie zurück. Ihm geht es gar nicht darum, möglichst bald TV-Spielfilme für die Hauptsendezeit zu drehen.

Erik Schmitt: "Sondern für uns ist wichtig, dass wir das Genre Film in allen Facetten irgendwie ausleuchten. Dass wir Kurzfilme machen, dass wir experimentelle Filme machen, dass wir Langfilme machen, dass wir mehrteilige Filme machen, dass wir Epen schreiben. Und dass wir auch wieder Einminüter raushauen. Das Medium Film in all seinen Facetten ausnutzen. Von Musik bis zu Fotos, bis hin zu Bildern und mit allem rumspielen und gucken, was entsteht, wenn man die Bauklötze neu ordnet."