Der Kampf gegen den Eichenprachtkäfer
04:50 Minuten
Der Eichenprachtkäfer frisst sich - der Name sagt es - durch Eichen. In Branitz versucht man alles, um die Bäume und das Gartendenkmal Fürst-Pückler-Park zu retten. Es ist ein Rennen gegen die Zeit.
Ein holländisches Rentnerpärchen lehnt seine Tourenräder an eine alte Eiche gleich neben der Schlossgärtnerei. Radlerpause im Fürst-Pückler-Park in Branitz bei Cottbus. Christoph Haase kommt den Sandweg entlang. Feste Schuhe, Jeans, die Thermoskanne in der Hand. Er ist hier der Fürst-Pückler-Experte, Gartendenkmalpfleger und stellvertretender Parkleiter.
"Wir stehen hier in der Gärtnerei", sagt er. "Das ist eigentlich so eine richtig schöne grüne Oase. Wenn wir jetzt aber mal nach außen gucken – an den Gehölzrand, gleich daneben gibt es diese Eiche, wo die Baumkrone schon ganz viele Löcher hat." Arg zerzaust steht die Eiche am Rand. Aber immerhin, sie steht noch. 400 andere alte Eichen mussten in den letzten Monaten gefällt werden.
"Wir stehen hier in der Gärtnerei", sagt er. "Das ist eigentlich so eine richtig schöne grüne Oase. Wenn wir jetzt aber mal nach außen gucken – an den Gehölzrand, gleich daneben gibt es diese Eiche, wo die Baumkrone schon ganz viele Löcher hat." Arg zerzaust steht die Eiche am Rand. Aber immerhin, sie steht noch. 400 andere alte Eichen mussten in den letzten Monaten gefällt werden.
Folgen des Klimawandels
"Das macht uns Angst", sagt Haase. "Auf diese Baumarten war seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden Verlass. Und jetzt funktioniert das nicht mehr." Der Parkleiter bittet zum Rundgang und erzählt: Vor 175 Jahren legte Fürst Hermann von Pückler-Muskau hier den englischen Landschaftsgarten an – inklusive Ananasanbau.
Heute kämpfen Haase und seine Kollegen gegen die Folgen des Klimawandels. Die Buchen hat es als Folge der Dürren zuerst erwischt, wie überall in Deutschland. Dann aber traf es in Branitz auch die Eichen. "Da haben wir das erste Mal einen akuten Schädlingsbefall bei den Eichen bekommen", sagt Haase, "nämlich den Eichenprachtkäfer. Und den schauen wir uns jetzt Mal an."
Larven zerstören Leitungsbahnen der Bäume
Agrilus Biguttatus – der Alptraum eines jeden Parkdirektors. Ausgewachsen zwischen acht und 13 Millimetern groß, metallisch glänzend, mal grün, mal blau. Haase biegt links ab, in die Pücklerallee. Nicht preußisch in Reihe stehen hier die Eichen, sondern englisch, also leicht versetzt zueinander.
"Und wenn man dann mal ein bisschen näher an den Baum herantritt", sagt er, "dann sehen wir hier an der Borke der Eiche so schwarze nässende Flecken." Haase beugt sich nach vorne, fährt mit dem Finger über die furchige Baumrinde, umkreist einen Fleck: "Und unter diesen schwarzen, nassen Stellen befinden sich die Larven des Eichenprachtkäfers, die sich hier unter der Rinde schön durch das Kambium fressen und dem Baum seine Lebensgrundlage nehmen, das heißt: die Leitungsbahnen zerstören."
Das Kambium transportiert für den Baum die Flüssigkeit von den Wurzeln bis in die Spitze, und die Käferlarve nagt sich quer durch die Leitungen. "Dieser Baum wird also innerhalb kürzester Zeit absterben, ein Baum, der schätzungsweise hier schon mehr als einhundert Jahre steht."
Das Kambium transportiert für den Baum die Flüssigkeit von den Wurzeln bis in die Spitze, und die Käferlarve nagt sich quer durch die Leitungen. "Dieser Baum wird also innerhalb kürzester Zeit absterben, ein Baum, der schätzungsweise hier schon mehr als einhundert Jahre steht."
Fällen, bevor die Kettenreaktion losgeht
Haase zuckt mit den Schultern, blickt hilflos, ein wenig resigniert: Was soll er machen?
"Ich kann diesen Käfer auch nicht bekämpfen. Wir haben bei einer Art Krisentreffen sofort auch Rat vom Pflanzenschutzamt eingeholt, von Baumsachverständigen, von Forstwissenschaftlern. Man greift ja nach jedem Strohhalm, weil man einfach nicht wahrhaben will, dass dieser Baum verloren geht."
Doch alle Experten halfen nichts. Das Urteil ist eindeutig: "Man muss diese Bäume fällen, noch bevor die Käferlarven schlüpfen, weil dann die Kettenreaktion erst richtig losgeht. Dann wird der benachbarte Baum befallen, dann der nächste." Und das nicht nur hier in Brandenburg. Sondern auch in vielen Teilen Nordeuropas, in Sibirien, in Nordafrika.
Ein Sanitärhieb wäre am besten, aber...
Der Gartendenkmalpfleger richtet sich auf, blickt die Pücklerallee entlang. Zwischen den großen alten Eichen erinnern Baumstümpfe an das Werk des Killerkäfers: "In der Forstwirtschaft hätte man alle Eichen entnommen, einen sogenannten Sanitärhieb durchgeführt. Das können wir nicht machen, wir hätten unser Gartendenkmal innerhalb weniger Wochen zerstört."
In den nächsten Wochen muss Haase mit seinen Kollegen wieder alle Eichen inspizieren und festlegen, welche Bäume als nächstes fallen – "und dann ist davon auszugehen, dass im Winter wieder weitere Bäume fallen müssen. Sie sehen ja die jungen Eichen da drüben, die sind vielleicht 15 Jahre alt, die trifft es genauso wie die Altbäume. Das haben wir in Branitz gemerkt, der Käfer macht keinen Unterschied."