Bücher über den Krieg in der Ukraine
Welche Kriegs-Bilder kann man zeigen, welche verletzen die Würde von Kriegsopfern? Eine Frage, mit der Kriegsreporter wie Katrin Eigendorf ständig konfrontiert sind. © IMAGO / NurPhoto / IMAGO / Oleg Pereverzev
„Wahrheit schlägt Desinformation“
44:49 Minuten
Wie kann man über Krieg schreiben? Welche Bilder erfassen das Leid, welche Worte die Wahrheit? Die Reporterin Katrin Eigendorf und die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk stehen vor diesen Herausforderungen: Ihre Bücher erzählen von der Ukraine.
Als der Medienberater des ukrainischen Innenministeriums die Kriegsreporterin Katrin Eigendorf in einen Kiefernhain zu nur notdürftig verscharrten Leichen führt, entschließt sie, nicht zu filmen. „Man muss ein Werteraster mitnehmen in solche Situationen“, sagt Eigendorf. Es sei wichtig, dass sie als Journalistin diese Situation gesehen habe, aber sie dem Zuschauer zu zeigen, respektiere nicht die Würde der Toten. Seit fast 30 Jahren berichtet Eigendorf aus Russland, aus dem Tschetschenienkrieg, aus dem Irak, aus Afghanistan und nun aus der Ukraine.
Der bestdokumentierte Krieg der Geschichte
In ihrem Buch „Putins Krieg“ erzählt Eigendorf, wie sie den Beginn des Angriffs auf die Ukraine erlebt hat, wie ihre Arbeit in und um Kiew aussah. „Es ist der bestdokumentierte Krieg der Geschichte. So viele Ukrainer posten ihre Erlebnisse in den sozialen Medien", sagt sie. Für Eigendorf ist die Folge ihrer Beobachtungen eindeutig: „Authentizität und Wahrheit schlägt Desinformation“ und die Propaganda-Narrative Russlands.
Die Autorin Tanja Maljartschuk wurde 1983 in Iwano-Frankiwsk in der Westukraine geboren, seit über zehn Jahren lebt sie in Wien. Aber schreiben kann sie nicht mehr, seit dem 24. Februar 2022. „Viele meiner Freunde, meine Familie sind in der Ukraine. Und ich bin innerlich zerrissen“, sagt sie. Trotzdem versucht Maljartschuk schreibend zu vermitteln: „Ich kann Ukrainisch, ich kann Deutsch. Ich versuche, auf dieser Brücke zwischen diesen zwei Welten eine Übersetzerin zu sein.“
Vergiftete Landschaften
In ihrem Essayband „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“ fügt Tanja Maljartschuk den aktuellen Ereignissen einen historischen Hintergrund hinzu. Die Autorin schreibt von der eigenen Suche nach einer ukrainischen Identität. „Erst spät habe ich erfahren, dass das Dorf, wo ich viele Sommer bei meiner Großmutter verbracht habe, zu 60 Prozent jüdisch war vor dem Zweiten Weltkrieg. Das sind vergiftete Landschaften.“
Im Deutschlandfunk Kultur sprechen die Autorinnen über die Bedeutung von Kultur und Sprache im Krieg, über die Zerrissenheit der Ukraine, über die anhaltenden Folgen historischer Verbrechen durch Stalin und Hitler – und die Verantwortung des Westens für die Ukraine.