Ein Alleskönner, der es in sich hat
Das Mittelmeerkraut hat sich mittlerweile als Topfpflanze in unseren Küchen etabliert. Es wächst den ganzen Sommer über auf sonnigen Fenstersimsen und Balkonen. Sofern man es regelmäßig düngt, liefert es täglich frische Blätter. Unvermeidlich wird es vom Image der Gesundheit umwabert, wie alle grünen Kräutlein, die langweilige Salate geschmacklich etwas aufbessern.
Wie "gesund" ist denn Basilikum?
Die Heilkundigen dieser Welt haben nicht gezögert, das Basilikum (zu Deutsch das "Königliche") über den grünen Klee zu loben. Seit alters her nutzen sie die Pflanze so gegen ziemlich alles, wofür die Medizin Namen ersonnen hat: insbesondere bei Appetitlosigkeit, Würmern, Erschöpfung, Schwerhörigkeit, Wespenstichen, Zahnweh, Tripper, Schnupfen, Kopfschmerzen, Frauenleiden und Schlangenbissen. Nicht zu vergessen die Verwendung der Samen als Aphrodisiakum. Eine typische Karriere als Naturheilmittel also.
Und was bewirkt es tatsächlich?
Das ätherische Öl – und darauf beruht die Wirkung – ist in der Tat nicht ohne. Es geht gewissermaßen über Leichen; in diesem Falle die "Leichen" von Krankheitserregern und Schädlingen. Denn es tötet zahlreiche Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze. Empfindlich auf Basilikumöl reagieren zum Beispiel der Erreger des Milzbrands, Bacillus anthracis oder der Eitererreger Staph. aureus. Es ist wirksam gegen die Erreger der Giardiasis, einem üblen Darminfekt durch Protozoen.
Auch eine Reihe von Stechmücken wie Anopheles, Aedes und Culex, die Krankheiten wie Malaria übertragen, bezahlen die Bekanntschaft mit Basilikumöl gewöhnlich mit ihrem Leben. Es hilft gegen einige Nematoden, die beispielsweise als Pflanzenschädlinge bekannt sind.
Nicht anders in der Küche: Basilikum macht auch diversen Lebensmittelkeimen den Garaus wie beispielsweise Listerien. Das dürfte ein wichtiger Hinweis für die Verwendung als Gewürz sein. Es wirkt, wollte man es überspritzt formulieren, wie eine Handvoll Pestizide.
Könnte ich also das Kraut zur Behandlung von Infekten nutzen?
Leider nein, denn man kann sich auf die Effekte nicht verlassen. Das hängt damit zusammen, dass gewissermaßen jede Pflanze, jede Ölcharge eine andere Zusammensetzung hat. Basilikum ist eine uralte Kulturpflanze, die sich wohl immer wieder mal mit nahe verwandten Arten gekreuzt hat, was zu einer großen Vielfalt geführt hat. Die ätherischen Öle der einzelnen Sorten unterscheiden sich in so hohem Maße, dass es nicht möglich ist, ihre Wirkung auch nur annähernd vorherzusagen. Das ist übrigens ein Grundproblem der Kräutermedizin. Meistenteils hat man keine Ahnung, was da wirklich drin ist und was davon dann wie wirkt. Wohl auch aus diesem Grund ist Basilikum bei uns nicht als "pflanzliches Arzneimittel" zugelassen.
Wenn es wie ein "Pestizid" wirkt, muss ich dann mit Nebenwirkungen rechnen?
Ja. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Warnung des ehemaligen Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV) vor einigen Jahren? Der regelmäßige Verzehr von Basilikum und einigen anderen Gewürzen, die alle von Natur aus eine Substanz namens Methyleugenol enthalten, war aus Sicht der Behörde ziemlich fragwürdig. Methyleugenol ist ein wichtiger Aromastoff des Basilikums, aber auch vieler anderer Gewürze. Es wird zudem synthetisch hergestellt und zur Aromatisierung und Parfümierung verwendet. Dem Bundesinstitut blieb damals keine andere Wahl. Tierversuche hatten gezeigt, dass dieser Stoff in ungewöhnlich niedriger Dosierung in mehreren Tierarten und in vielen Organen Krebs auslöst. Also gar kein Vergleich zu so langweiligen Stoffen wie Acrylamid in Pommes oder Cumarin in Zimt.
Wenn Methyleugenol so riskant ist, dann könnte es ja auch einen Nutzen haben?
Die pharmakologischen Wirkungen sind nicht von Pappe und auch wiederum andere, als die des Basilikums. Methyleugenol (MEG) verhindert im Tierversuch bei Allergien einen anaphylaktischen Schock. Im Verdauungstrakt löst MEG Krämpfe. Der vermutlich kurioseste Effekt ist: MEG ist ein Betäubungsmittel, zumindest für Versuchstiere, es wirkt sedativ-hypnotisch. Das Resultat entspricht einer Anaesthesie. Vielleicht hat unsere Liebe zu den Kräutern aus dem Süden ja ganz andere Gründe als unserm kritischen Verstand vielleicht lieb ist.
Sollen wir den Konsum von Basilikum einschränken?
Produkte mit einem pharmakologischen Nutzen können logischerweise auch schaden. Für die Mehrzahl der Menschen sollte Basilikum kein Risiko darstellen, ja für viele wird das Kraut sogar von Vorteil sein. Schließlich ist es eine uralte bewährte Kulturpflanze. Dennoch halte ich es für sinnvoll, Schwangeren und Kleinkindern kein "gesundes" Basilikum – insbesondere nicht in Form von Gesundheitstees – aufzudrängen. Gleichermaßen ist bei Leberproblemen hochdosiertes Basilikum zum Beispiel in Form von Pesto eher zu meiden. Wer es liebt, kann es essen, wer es nicht mag, sollte auch wirklich die Finger davon lassen.
Literatur:
Blaschek W et al (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. CD-ROM; Springer, Heidelberg 2005
Johnson JD, Abdo KM: Methyleugenol in the diet: toxicological and pathological aspects. Reviews in Food and Nutrition Toxicity 2005; 3: 1-60
De Guzman CC, Siemonsma JS: Plant Resources of South-East Asia. Vol 13: Spices. PROSEA, Bogor 1999
Die Heilkundigen dieser Welt haben nicht gezögert, das Basilikum (zu Deutsch das "Königliche") über den grünen Klee zu loben. Seit alters her nutzen sie die Pflanze so gegen ziemlich alles, wofür die Medizin Namen ersonnen hat: insbesondere bei Appetitlosigkeit, Würmern, Erschöpfung, Schwerhörigkeit, Wespenstichen, Zahnweh, Tripper, Schnupfen, Kopfschmerzen, Frauenleiden und Schlangenbissen. Nicht zu vergessen die Verwendung der Samen als Aphrodisiakum. Eine typische Karriere als Naturheilmittel also.
Und was bewirkt es tatsächlich?
Das ätherische Öl – und darauf beruht die Wirkung – ist in der Tat nicht ohne. Es geht gewissermaßen über Leichen; in diesem Falle die "Leichen" von Krankheitserregern und Schädlingen. Denn es tötet zahlreiche Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze. Empfindlich auf Basilikumöl reagieren zum Beispiel der Erreger des Milzbrands, Bacillus anthracis oder der Eitererreger Staph. aureus. Es ist wirksam gegen die Erreger der Giardiasis, einem üblen Darminfekt durch Protozoen.
Auch eine Reihe von Stechmücken wie Anopheles, Aedes und Culex, die Krankheiten wie Malaria übertragen, bezahlen die Bekanntschaft mit Basilikumöl gewöhnlich mit ihrem Leben. Es hilft gegen einige Nematoden, die beispielsweise als Pflanzenschädlinge bekannt sind.
Nicht anders in der Küche: Basilikum macht auch diversen Lebensmittelkeimen den Garaus wie beispielsweise Listerien. Das dürfte ein wichtiger Hinweis für die Verwendung als Gewürz sein. Es wirkt, wollte man es überspritzt formulieren, wie eine Handvoll Pestizide.
Könnte ich also das Kraut zur Behandlung von Infekten nutzen?
Leider nein, denn man kann sich auf die Effekte nicht verlassen. Das hängt damit zusammen, dass gewissermaßen jede Pflanze, jede Ölcharge eine andere Zusammensetzung hat. Basilikum ist eine uralte Kulturpflanze, die sich wohl immer wieder mal mit nahe verwandten Arten gekreuzt hat, was zu einer großen Vielfalt geführt hat. Die ätherischen Öle der einzelnen Sorten unterscheiden sich in so hohem Maße, dass es nicht möglich ist, ihre Wirkung auch nur annähernd vorherzusagen. Das ist übrigens ein Grundproblem der Kräutermedizin. Meistenteils hat man keine Ahnung, was da wirklich drin ist und was davon dann wie wirkt. Wohl auch aus diesem Grund ist Basilikum bei uns nicht als "pflanzliches Arzneimittel" zugelassen.
Wenn es wie ein "Pestizid" wirkt, muss ich dann mit Nebenwirkungen rechnen?
Ja. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Warnung des ehemaligen Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV) vor einigen Jahren? Der regelmäßige Verzehr von Basilikum und einigen anderen Gewürzen, die alle von Natur aus eine Substanz namens Methyleugenol enthalten, war aus Sicht der Behörde ziemlich fragwürdig. Methyleugenol ist ein wichtiger Aromastoff des Basilikums, aber auch vieler anderer Gewürze. Es wird zudem synthetisch hergestellt und zur Aromatisierung und Parfümierung verwendet. Dem Bundesinstitut blieb damals keine andere Wahl. Tierversuche hatten gezeigt, dass dieser Stoff in ungewöhnlich niedriger Dosierung in mehreren Tierarten und in vielen Organen Krebs auslöst. Also gar kein Vergleich zu so langweiligen Stoffen wie Acrylamid in Pommes oder Cumarin in Zimt.
Wenn Methyleugenol so riskant ist, dann könnte es ja auch einen Nutzen haben?
Die pharmakologischen Wirkungen sind nicht von Pappe und auch wiederum andere, als die des Basilikums. Methyleugenol (MEG) verhindert im Tierversuch bei Allergien einen anaphylaktischen Schock. Im Verdauungstrakt löst MEG Krämpfe. Der vermutlich kurioseste Effekt ist: MEG ist ein Betäubungsmittel, zumindest für Versuchstiere, es wirkt sedativ-hypnotisch. Das Resultat entspricht einer Anaesthesie. Vielleicht hat unsere Liebe zu den Kräutern aus dem Süden ja ganz andere Gründe als unserm kritischen Verstand vielleicht lieb ist.
Sollen wir den Konsum von Basilikum einschränken?
Produkte mit einem pharmakologischen Nutzen können logischerweise auch schaden. Für die Mehrzahl der Menschen sollte Basilikum kein Risiko darstellen, ja für viele wird das Kraut sogar von Vorteil sein. Schließlich ist es eine uralte bewährte Kulturpflanze. Dennoch halte ich es für sinnvoll, Schwangeren und Kleinkindern kein "gesundes" Basilikum – insbesondere nicht in Form von Gesundheitstees – aufzudrängen. Gleichermaßen ist bei Leberproblemen hochdosiertes Basilikum zum Beispiel in Form von Pesto eher zu meiden. Wer es liebt, kann es essen, wer es nicht mag, sollte auch wirklich die Finger davon lassen.
Literatur:
Blaschek W et al (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. CD-ROM; Springer, Heidelberg 2005
Johnson JD, Abdo KM: Methyleugenol in the diet: toxicological and pathological aspects. Reviews in Food and Nutrition Toxicity 2005; 3: 1-60
De Guzman CC, Siemonsma JS: Plant Resources of South-East Asia. Vol 13: Spices. PROSEA, Bogor 1999