Ein beleidigendes Buch?

Von Tobias Wenzel |
Es komme ihm so vor, als hätte er sein ganzes Leben lang Sicherheitsfragen beantworten müssen, so Salman Rushdie etwas genervt im Frühjahr 2006 während der Vorstellung seines Romans "Shalimar der Narr". Auch auf seinen Lesereisen würde es keine Sicherheitsvorkehrungen mehr geben.
Bis ins Jahr 2000 war das noch anders: Wer eine Lesung Rushdies erleben wollte, musste einen Sicherheitscheck über sich ergehen lassen, wie man ihn vom Flughafen her kennt.

Und das alles wegen eines Buches. 1988 erschien im englischen Original Rushdies Roman "Die Satanischen Verse", in dem auch das Leben des Propheten Mohammeds beschrieben ist. Muslimische Leser fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt, auch deshalb, weil einige Prostituierte im Roman die Namen der Frauen des Propheten trugen.

Der Protest weitete sich zum Skandal aus, als am 14. Februar 1989 der iranische Revolutionsführer Khomeini Rushdie in seiner Fatwa zum Tode verurteilte und die Muslime aller Länder dazu aufrief, den Autor und "alle, die mit dieser Veröffentlichung zu tun haben" umzubringen. Er schrieb ein millionenschweres Kopfgeld aus. Rushdie distanzierte sich vom Vorwurf der Blasphemie, stand unter Polizeischutz und musste sich jahrelang versteckt halten.

Um Morddrohungen zu umgehen, gründeten Verleger aus Deutschland, der Schweiz und Österreich die Verlagsgemeinschaft "Artikel 19". Darunter erschien die deutsche Übersetzung.

Im Juli 1991 verübten Attentäter Anschläge auf den italienischen sowie den japanischen Übersetzer der "Satanischen Verse". Der Japaner erlag seinen Verletzungen.
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