Jaron Lanier: "Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst"
Hofmann & Campe, 2018
208 Seiten, 14 Euro
"Verlasst die sozialen Netzwerke!"
07:29 Minuten
Jaron Lanier ist ein Internet-Guru der ersten Stunde. In seinem fünften Buch fordert der Informatiker dazu auf, die sozialen Netzwerke zu verlassen. Warum, das hat er Christoph Drösser bei einem Hausbesuch erklärt.
"Man kann meinungsstark auftreten, ohne sich gleich andern gegenüber daneben zu benehmen."
Das sagt Jaron Lanier über die reale Welt – außerhalb von Facebook, Twitter oder anderen Online-Foren. Er selbst habe früh festgestellt, dass er selbst sich in solchen Online-Kommunikationsräumen wie ein Schwein verhält. In seinem neuesten Buch zählt er unter anderem deshalb zehn Gründe auf, warum wir alle unsere Social Media Accounts löschen sollten. Vorerst. Denn wir machten uns sonst extrem manipulierbar.
"Ein großer Teil der Energie in diesen Systemen kommt von gefälschten Profilen, gefälschten Nachrichten, gefälschten Followern. Im US-Wahlkampf 2016 haben die zweifellos eine Menge Energie ins System gebracht, durch die dann die echten Menschen aktiviert wurden. Es gab zum Beispiel falsche schwarze Aktivisten, die dafür gesorgt haben, dass echte schwarze Aktivisten nicht zur Wahl gingen, also nicht für Hillary stimmten."
Das sind drastische Worte, aber dafür liebt ihn das deutsche Feuilleton. Lanier bringt prägnant eine Sorge auf den Punkt, die zunehmend auch von denen geteilt wird, die in den großen Internet-Firmen arbeiten. In den letzten Monaten haben sich immer mehr abtrünnige Mitarbeiter von Google und Facebook zu Wort gemeldet, die ähnliche Tendenzen sehen.
Fehler schon ganz am Anfang
Doch er glaubt, dass die Probleme des heutigen Netzes viel früher angefangen haben:
"Schon bevor Google gegründet wurde, wussten wir, dass es eine schreckliche Idee war, das ganze Geschäft auf Werbung aufzubauen."
Doch er könne dies Larry Page und Sergey Brin nicht vorwerfen, Google so gebaut zu haben. Sie seien von den frühen Aktivisten dazu gedrängt worden, dass alles im Web kostenlos sein müsse.
Lanier, der selbst auf der Gehaltsliste von Microsoft steht, glaubt aber, dass Regulierung – wie beispielsweise durch die DSGVO der EU – Unternehmen besser machen könne.
Microsoft war in der Vergangenheit das Feindbild für die Internetgemeinde und für die Anhänger freier Software. Die Firma hatte in den 90er Jahren viel Ärger mit den US-Regulierungsbehörden.
Lanier ist überzeugt, dass Microsoft durch diese Regulierung besser geworden sei. Microsoft sei "ein Symbol dafür, dass Firmen dadurch nicht zerstört, sondern verbessert werden."