Ein Blick auf das Walten des Schicksals

Von Christoph Leibold |
Hugo von Hofmannsthal selbst bescheinigte seiner Tragödie "Elektra" eine "grässliche Lichtlosigkeit". Später schrieb er basierend auf dem Stück ein Opernlibretto für Richard Strauss. Am Wiener Burgtheater hat nun die weit seltener gespielte Theaterfassung wieder ein Mal eine Neuinszenierung erlebt durch den Regisseur Michael Thalheimer, der durchaus ein Faible für düstere Szenarien hat.
Hugo von Hofmannsthal selbst bescheinigte seiner Tragödie "Elektra" eine "grässliche Lichtlosigkeit". Später schrieb er basierend auf dem Stück ein Opernlibretto für Richard Strauss. Am Wiener Burgtheater hat nun die weit seltener gespielte Theaterfassung wieder einmal eine Neuinszenierung erlebt, durch den Regisseur Michael Thalheimer, der durchaus ein Faible für düstere Szenarien hat.

Die Bühne ist verrammelt durch eine schwarze Bretterwand, in der lediglich ein schräger, schmaler Spalt klafft. Darin eingespreizt steht, regungslos, den Blick in die Ferne gerichtet: Elektra, eine Frau wie auf Autopilot. Sie kennt nur einen Gedanken: Rache für den toten Vater Agamemnon, den die Mutter Klytämnestra und deren neuer Gatte Ägisth gemordet haben.

Als diese beiden schließlich vom todgeglaubten, heimgekehrten Bruder Orest erschlagen sind, ist auch Elektras Weg zu Ende. Sie stirbt.

Die Bühne, die sich Michael Thalheimer von Olaf Altmann für seine Inszenierung hat bauen lassen - der schmale Schlitz in der mächtigen Wand, in dem die komplette Aufführung spielt und der den Figuren kaum Spielraum lässt - diese Bühne setzt die Ausweglosigkeit von Elektras Schicksal zwingend ins Bild. Sie verleiht der ganzen Aufführung aber auch etwas Statisches, Lebloses.

Auch Elektra bleibt als Figur monumenthaft. Hugo von Hofmannsthal hat sie als Gegenentwurf zu Goethes verteufelt humaner Iphigenie gestaltet. Elektra ist von einer geradezu übermenschlichen Konsequenz, zumal so, wie Christiane Poelnitz sie an der Wiener Burg spielt: hart, unerbittlich, von eisiger Kälte.

Wie auf einem Sockel steht sie hoch über den Köpfen der Zuschauer, eingespreizt zwischen den engen Wänden, unnahbar. Michael Thalheimer ist eine schlüssige, konzentrierte Arbeit gelungen, die den Zuschauer aber auf Distanz hält. Beeindruckt, aber unbewegt wohnt man dem unaufhaltsamen Walten des Schicksals bei.

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