Ein Buch zum Verlieben
Gedichte und Erzählungen, Altbekanntes und neu Geschaffenes: Arnhild Kantelhardt hat ein kunterbuntes Kompendium über die Liebe zusammengestellt. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Der Begriff "Hausbuch" klingt behaglich, fast schon ein wenig betulich. Doch der Titel "Funken in den Augen, Rosinen im Kopf" und das quirlig-bunte Cover dieser Anthologie signalisieren, dass man es mit einem kunterbunten Kompendium zu tun hat, das nichts weniger ist als brav. Die Herausgeberin Arnhild Kantelhardt hat für Kinder und Erwachsene Gedichte und Erzählungen, Altbekanntes und neu Geschaffenes locker zusammengestellt, und der Illustrator Philip Waechter hat diese Texte ebenso schwungvoll wie eindrücklich bebildert.
Keiner weiß, wie sie aussieht, aber (fast) jeder kennt sie, die Liebe! Auch Kinder schon. Auch alte Menschen noch. Darum findet man hier alles, vom Kindergedicht über die Erzählung für Jugendliche bis zu Geschichten für Erwachsene von Sylvia Plath oder Carson McCullers. Die alten Kämpen sind dabei – Chamisso und Heine; dann die klassische Moderne – Rilke und Rose Ausländer. Die Spaßmacher wie Ringelnatz oder Morgenstern und die Wortakrobaten Ernst Jandl und Friederike Mayröcker. Für die Jugend Zoran Drvenkar und Wolfram Hänel und für die Kleinen schließlich Christine Nöstlinger oder Dagmar Chidolue.
Vier Kapitel, die poetisch-zauberhafte Namen tragen, erzählen davon, wie es sich anfühlt, sich zum ersten Mal zu verlieben. Wie schwierig es oft ist, die Liebe zu bewahren, wie groß die Traurigkeit ist, wenn sie scheitert und wie "Schön, einfach nur schön" die Liebe sein kann, wenn sie sich erfüllt. Ob zwischen Freundinnen oder Jungen und Mädchen, zwischen denen, die getrennt sein müssen und denen, die sich in den Armen liegen. Alle Gefühle auf der Skala zwischen Schmerz und Euphorie, Melancholie und Glück sind dabei, alle Tonarten zwischen witzig und traurig, komisch und sehnsüchtig, frech und zärtlich.
Philip Waechters Illustrationen sind allerdings selten richtig ernst. Ein komplexes Gedicht von Jürg Amann ergänzen sie mit einem verliebten Jungen, der kein Mädchen, sondern - einen Fuchs im Arm hält. Eine analytische Erzählung von Simone de Beauvoir illustrieren sie mit einer märchenhaften Parkszene und eine sehnsüchtige Geschichte von Ulf Stark mit einem dünnen Nackedei in der Umkleidekabine. Sie trösten, wo es sein muss, mit Ideen zum Schmunzeln und fröhlichen Farben. Sie begeistern, wo es sein darf, mit herrlichem Schwung und großer Leichtigkeit.
Der Verlag empfiehlt den Band für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. Das ist schade, beschneidet er sich dadurch doch selbst den Käufer- und Leserkreis. Denn viele Texte sind auch - oder vor allem - für Erwachsene. Nicht nur Michael Krügers poetisch-paradoxer Eingangstext "Liebe", Rose Ausländers Schlussgedicht "Das Schönste" oder die Lyrik von Rainer Maria Rilke und Ulla Hahn. Kinder können dem Klang der Worte nachspüren, Jugendliche sich von ihm verführen lassen. Aber erst Erwachsene können ihre ganze Tiefe ausloten. Ein Buch zum Verlieben!
Besprochen von Sylvia Schwab
Arnhild Kantelhardt/Philip Waechter: Funken in den Augen, Rosinen im Kopf. Das Hausbuch der Liebe
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2012
144 Seiten, 24,95 Euro
Keiner weiß, wie sie aussieht, aber (fast) jeder kennt sie, die Liebe! Auch Kinder schon. Auch alte Menschen noch. Darum findet man hier alles, vom Kindergedicht über die Erzählung für Jugendliche bis zu Geschichten für Erwachsene von Sylvia Plath oder Carson McCullers. Die alten Kämpen sind dabei – Chamisso und Heine; dann die klassische Moderne – Rilke und Rose Ausländer. Die Spaßmacher wie Ringelnatz oder Morgenstern und die Wortakrobaten Ernst Jandl und Friederike Mayröcker. Für die Jugend Zoran Drvenkar und Wolfram Hänel und für die Kleinen schließlich Christine Nöstlinger oder Dagmar Chidolue.
Vier Kapitel, die poetisch-zauberhafte Namen tragen, erzählen davon, wie es sich anfühlt, sich zum ersten Mal zu verlieben. Wie schwierig es oft ist, die Liebe zu bewahren, wie groß die Traurigkeit ist, wenn sie scheitert und wie "Schön, einfach nur schön" die Liebe sein kann, wenn sie sich erfüllt. Ob zwischen Freundinnen oder Jungen und Mädchen, zwischen denen, die getrennt sein müssen und denen, die sich in den Armen liegen. Alle Gefühle auf der Skala zwischen Schmerz und Euphorie, Melancholie und Glück sind dabei, alle Tonarten zwischen witzig und traurig, komisch und sehnsüchtig, frech und zärtlich.
Philip Waechters Illustrationen sind allerdings selten richtig ernst. Ein komplexes Gedicht von Jürg Amann ergänzen sie mit einem verliebten Jungen, der kein Mädchen, sondern - einen Fuchs im Arm hält. Eine analytische Erzählung von Simone de Beauvoir illustrieren sie mit einer märchenhaften Parkszene und eine sehnsüchtige Geschichte von Ulf Stark mit einem dünnen Nackedei in der Umkleidekabine. Sie trösten, wo es sein muss, mit Ideen zum Schmunzeln und fröhlichen Farben. Sie begeistern, wo es sein darf, mit herrlichem Schwung und großer Leichtigkeit.
Der Verlag empfiehlt den Band für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. Das ist schade, beschneidet er sich dadurch doch selbst den Käufer- und Leserkreis. Denn viele Texte sind auch - oder vor allem - für Erwachsene. Nicht nur Michael Krügers poetisch-paradoxer Eingangstext "Liebe", Rose Ausländers Schlussgedicht "Das Schönste" oder die Lyrik von Rainer Maria Rilke und Ulla Hahn. Kinder können dem Klang der Worte nachspüren, Jugendliche sich von ihm verführen lassen. Aber erst Erwachsene können ihre ganze Tiefe ausloten. Ein Buch zum Verlieben!
Besprochen von Sylvia Schwab
Arnhild Kantelhardt/Philip Waechter: Funken in den Augen, Rosinen im Kopf. Das Hausbuch der Liebe
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2012
144 Seiten, 24,95 Euro