Ein Dorf wehrt sich
Wäre es nach dem Willen der Organisatoren gegangen, wären am Pfingstwochenende in dem kleinen Dorf Gammelin in Mecklenburg-Vorpommern Bands wie Spreegeschwader aufgetreten und hätten ihre Blut- und Boden-Ideologie verbreitet. Doch daraus wird nun nichts: Die Dorfbewohner wollten nicht in die braune Schublade gesteckt werden und wehrten sich gegen die Veranstaltung.
Die Schilder am Ortseingang sind grell und bunt und nicht zu übersehen - "Ein Dorf sagt nein – zum braunen Pfingstkonzert und wünscht allen eine gute Heimfahrt." Zuvor war Gammelin, und hauptsächlich der kleine Ortsteil Bakendorf, bundesweit in den Schlagzeilen gewesen, weil der bekannte Neonazi, Jürgen Witt, der in einer verrotteten Villa am Rande von Gammelin lebt, zusammen mit einem anderen NPD-Funktionär eine Veranstaltung für das Pfingstwochenende angemeldet hat mit Bands wie Spreegeschwader aus Berlin, die aus ihrer Blut- und Boden-Ideologie in ihren Texten keinen Hehl machten. Und die Bewohner hatten Angst – Angst, vor Ausschreitungen, Angst vor den Drohungen der rechten Schlägerszene – aber auch Angst, kollektiv in die braune Schublade gesteckt zu werden.
"Ein Dorf in Angst - heißt nicht - ein Dorf wehrt sich. Das wäre mir viel lieber gewesen. Bei uns finden so viele Sachen statt. Wir sind so aktiv. Ich will nicht in Angst leben. Und die Frage ist ja, wer ist hier falsch. Die Gammeliner, denen es peinlich ist, an dem Haus vorbeizufahren und denen jegliche braune Gesinnung fremd ist, oder der Herr Witt, der als Fremdkörper hier sitzt."
Udo Brummand ist eigentlich kein Mensch, der sich gerne aus dem Fenster lehnt, aber die Diskussion um die rechtsextreme Einstellung der Ostdeutschen geht ihm auf die Nerven. Die Funktionäre, die hier Angst und Schrecken verbreiten, sind alle aus dem Westen sagt er.
"Und sicher ist das auch einer der Gründe – also eine Frage der Ehre. Ich will nicht mit denen in einem Atemzug genannt werden – und im braunen Nazidorf Gammelin leben – wenn ich nichts mache, dann erfülle ich diese Vorurteile, die tatsächlich zurzeit in den Medien gebacken werden."
Ein Dorf wehrt sich – auch gegen Vorurteile - trotzdem schüttelt Bürgermeister Manfred Kebschull auch den Kopf über die sehr verschlungen Wege des Gesetzes.
"Also, es kann keine Demokratie sein, wenn 500 Leute in einem Dorf dagegen sind und nur einer dafür … dann muss es möglich sein, so was zu verhindern und das muss unser Signal an die Politik sein, dass da was passiert."
Was, wie die Vergangenheit zeigt, äußerst schwierig ist. Auch wenn in der ersten Instanz vom Landlreis ein Verbot der Veranstaltung ausgesprochen wurde – Landrat Rolf Christiansen:
"Wir leben in einem Rechtsstaat, da gibt es gesetzliche Bestimmungen, und dann hat man das Recht auf seiner Seite, wenn es die öffentliche Sicherheit nicht bedroht. Und dann nutzt auch eine Mehrheit nichts. Nur in diesem Fall hat er das Recht ja nicht auf seiner Seite. Weil wir der Meinung sind, dass die Sicherheit gefährdet ist und deshalb konnten wir den Bedenken der Bürger auch Rechnung tragen."
Das heißt, die Veranstaltung wurde nicht wegen des Inhaltes verboten, sondern weil das Gelände so zugemüllt ist, dass eine Großveranstaltung mit Gefahr für Leib und Leben verbunden ist. Ob das Verbot bestehen bleibt, ist fraglich. Nachhaltig ist aber – so Pastorin Maria Harder - dass viele ihre Angst überwunden haben und offen Flagge zeigen.
"Diese Erfahrung, die jetzt passiert ist, es war ne große Angst da ... und auch ne große Empörung. Aber diese Erfahrung ... das wenn immer mehr zusammenstehen – und diese Erfahrung ist entscheidend und nachhaltig für das Dorf - wir haben es geschafft."
Hinweis:
Der Politologe Markus Birzer hat auf die Schwierigkeiten des Verbots von Konzerten rechter Bands aufmerksam gemacht. "Die Rechten sind immer geschickter in ihrem Vorgehen", sagte Birzer im Deutschlandradio Kultur.
"Ein Dorf in Angst - heißt nicht - ein Dorf wehrt sich. Das wäre mir viel lieber gewesen. Bei uns finden so viele Sachen statt. Wir sind so aktiv. Ich will nicht in Angst leben. Und die Frage ist ja, wer ist hier falsch. Die Gammeliner, denen es peinlich ist, an dem Haus vorbeizufahren und denen jegliche braune Gesinnung fremd ist, oder der Herr Witt, der als Fremdkörper hier sitzt."
Udo Brummand ist eigentlich kein Mensch, der sich gerne aus dem Fenster lehnt, aber die Diskussion um die rechtsextreme Einstellung der Ostdeutschen geht ihm auf die Nerven. Die Funktionäre, die hier Angst und Schrecken verbreiten, sind alle aus dem Westen sagt er.
"Und sicher ist das auch einer der Gründe – also eine Frage der Ehre. Ich will nicht mit denen in einem Atemzug genannt werden – und im braunen Nazidorf Gammelin leben – wenn ich nichts mache, dann erfülle ich diese Vorurteile, die tatsächlich zurzeit in den Medien gebacken werden."
Ein Dorf wehrt sich – auch gegen Vorurteile - trotzdem schüttelt Bürgermeister Manfred Kebschull auch den Kopf über die sehr verschlungen Wege des Gesetzes.
"Also, es kann keine Demokratie sein, wenn 500 Leute in einem Dorf dagegen sind und nur einer dafür … dann muss es möglich sein, so was zu verhindern und das muss unser Signal an die Politik sein, dass da was passiert."
Was, wie die Vergangenheit zeigt, äußerst schwierig ist. Auch wenn in der ersten Instanz vom Landlreis ein Verbot der Veranstaltung ausgesprochen wurde – Landrat Rolf Christiansen:
"Wir leben in einem Rechtsstaat, da gibt es gesetzliche Bestimmungen, und dann hat man das Recht auf seiner Seite, wenn es die öffentliche Sicherheit nicht bedroht. Und dann nutzt auch eine Mehrheit nichts. Nur in diesem Fall hat er das Recht ja nicht auf seiner Seite. Weil wir der Meinung sind, dass die Sicherheit gefährdet ist und deshalb konnten wir den Bedenken der Bürger auch Rechnung tragen."
Das heißt, die Veranstaltung wurde nicht wegen des Inhaltes verboten, sondern weil das Gelände so zugemüllt ist, dass eine Großveranstaltung mit Gefahr für Leib und Leben verbunden ist. Ob das Verbot bestehen bleibt, ist fraglich. Nachhaltig ist aber – so Pastorin Maria Harder - dass viele ihre Angst überwunden haben und offen Flagge zeigen.
"Diese Erfahrung, die jetzt passiert ist, es war ne große Angst da ... und auch ne große Empörung. Aber diese Erfahrung ... das wenn immer mehr zusammenstehen – und diese Erfahrung ist entscheidend und nachhaltig für das Dorf - wir haben es geschafft."
Hinweis:
Der Politologe Markus Birzer hat auf die Schwierigkeiten des Verbots von Konzerten rechter Bands aufmerksam gemacht. "Die Rechten sind immer geschickter in ihrem Vorgehen", sagte Birzer im Deutschlandradio Kultur.