Ein Film über Selbstjustiz
Der Regisseur John Singleton gilt seit seinem Regiedebüt als prominentester afroamerikanischer Filmemacher neben Spike Lee. Nun gelangt mit "Vier Brüder" ein nicht unumstrittener Film über Selbstjustiz in unsere Kinos, der in den USA sehr erfolgreich war. Deutschlandradio Kultur traf den Filmemacher zum Interview.
In "Vier Brüder" geht es um vier von einer resoluten, weißen Frau adoptierte Brüder, die unterschiedlicher Hautfarbe sind: Jack und Bobby sind weiß, Jeremiah und Angel schwarz. Nach dem Mord an ihrer Mutter entdecken die Brüder ein Komplott und sinnen auf Rache. Nicht nur die Musik nimmt Anleihen bei Ennio Morricone, auch der Film hat viel von einem Western. Regisseur John Singleton:
" Es ist ein zeitgenössischer Western. Als ich am Drehbuch mit den Autoren arbeitete, sagte ich zu meinen Kollegen: Dieser Film erinnert mich an einen Western, aber vor allem an diese neuen, so genannten revisionistischen Western, die zwischen 1967 und 1973 entstanden, wie "Point Blank" mit Lee Marvin von John Boorman oder "Dirty Harry" mit Clint Eastwood, aber auch die "Death Wish"-Filme mit Charles Bronson. Sie benutzten die Archetypen des Westerns und integrierten sie in eine urbane Welt. Auch "French Connection" ist ein wenig so. Es geht um einen Einzelgänger mit einem Gewehr, der sein Ding durchzieht und mit einer gewissen Situation klar kommen muss. Die neue Generation hat diese Art von Großstadtwestern nicht mehr gehabt. Man drehte solche Filme einfach nicht mehr auch weil uns die Gesellschaft vorschreibt, solche Dinge wie mit einem Gewehr herumzulaufen und Menschen zu erschießen, tut man nicht. Was auch immer."
In "Vier Brüder" geht es laut Regisseur jedoch vor allem um Leidenschaft und natürlich um Selbstjustiz. John Singleton hat damit kein Problem und meint nur lakonisch, es ginge nun einmal darum, dass die Charaktere in seinem Film das Gesetz selber in die Hand nähmen. Genau deshalb würde über seinen Film ja auch so leidenschaftlich diskutiert. Erst nach einigem Nachfragen versucht er sich an einer analytischeren Antwort:
" Die Leute vertrauen den Institutionen nicht mehr und dann existiert dieses Klima der Angst in den USA. Man hat Angst vor Ausländern, den Nachbarn, vor allem und jedem. Dies wird von der Politik der aktuellen Regierung und den Medien noch unterstützt. Und wenn dann die "good guys", also die Guten im Film, das Recht in die eigene Hand nehmen, dann reagiert man im Publikum oft voller Begeisterung und die Zuschauer gehen mit und sagen: "Holt euch diese Motherfucker!" Das ist schon wie eine Katharsis. Diese Reaktionen entstehen durch das aktuelle Klima im Land, das ist eine interessante Nebeneinanderdarstellung von Dingen."
Auch wenn Singleton als Regisseur eindeutig versucht, mit Mitteln des Mainstreamkinos die Zuschauer zu erreichen, gehörte er seit seinem Debüt mit "Boyz in the Hood" zu den interessantesten, amerikanischen Filmemachern der letzten 15 Jahre. Selbst Filme wie "Higher Learning" mit Popstar Janet Jackson, die nicht durchgängig überzeugten, sind immer noch sehenswert. Lange Zeit galt das ehemalige Wunderkind - er war mit 24 Jahren der jüngste Regisseur, der je für einen Oscar nominiert wurde - als ewiges Talent.
Nun knüpft er mit "Four Brothers", der in den USA über 70 Millionen Dollar einspielte an den Erfolg seines autobiografischen Erstlingswerkes "Boyz in the Hood" an. Der Film thematisierte schonungslos die Gewalt unter den Schwarzen in den Vorstadtgettos und begann mit dem schockierenden Zitat, dass einer von 21 jungen Afroamerikanern durch Schusswaffen ums Leben kommt, meist abgefeuert von anderen Afroamerikanern. Singleton selbst wuchs mit viel Gewalt auf und flüchtete schon als Junge ins Kino.
" Ich habe viele Filme gesehen als Kid. Ich wohnte neben einem Autokino dem "Central Drive in" und so musste ich nur aus dem Fenster schauen und sah Action- und Kung Fu Filme, aber auch Blaxploitation Filme. Eine meiner ersten Kino-Erfahrungen waren die Brüste von Pam Grier in "Coffy". Was für ein Schock…"
Auch wenn er angepasster wirkt als Spike Lee, der immer wieder für einen Skandal gut ist, strotzt John Singleton nur so vor Selbstbewusstsein und rechtfertigt die wenig präsenten Frauenfiguren in seinem Werk damit, dass er eben Männerfilme dreht. Singleton dreht ganz bewusst Kumpelfilme mit seinen Buddies wie "Vier Brüder"-Star Mark Wahlberg, der einst selbst ein Kleinkrimineller war, wie Singleton amüsiert berichtet. Neben seiner Karriere als Filmemacher, der ein breites Publikum erreichen möchte, produziert er auch kleinere ambitioniertere Produktionen wie "Hustle and Flow", der schon demnächst in die deutschen Kinos gelangt. Und dann gibt John Singleton auch zu, mal Auftragsproduktionen wie "Shaft" für ein Hollywoodstudio und dann wieder Filme für sich zu drehen. "Vier Brüder" war ein Film für mich, sagt er mit Nachdruck.
" Es ist ein zeitgenössischer Western. Als ich am Drehbuch mit den Autoren arbeitete, sagte ich zu meinen Kollegen: Dieser Film erinnert mich an einen Western, aber vor allem an diese neuen, so genannten revisionistischen Western, die zwischen 1967 und 1973 entstanden, wie "Point Blank" mit Lee Marvin von John Boorman oder "Dirty Harry" mit Clint Eastwood, aber auch die "Death Wish"-Filme mit Charles Bronson. Sie benutzten die Archetypen des Westerns und integrierten sie in eine urbane Welt. Auch "French Connection" ist ein wenig so. Es geht um einen Einzelgänger mit einem Gewehr, der sein Ding durchzieht und mit einer gewissen Situation klar kommen muss. Die neue Generation hat diese Art von Großstadtwestern nicht mehr gehabt. Man drehte solche Filme einfach nicht mehr auch weil uns die Gesellschaft vorschreibt, solche Dinge wie mit einem Gewehr herumzulaufen und Menschen zu erschießen, tut man nicht. Was auch immer."
In "Vier Brüder" geht es laut Regisseur jedoch vor allem um Leidenschaft und natürlich um Selbstjustiz. John Singleton hat damit kein Problem und meint nur lakonisch, es ginge nun einmal darum, dass die Charaktere in seinem Film das Gesetz selber in die Hand nähmen. Genau deshalb würde über seinen Film ja auch so leidenschaftlich diskutiert. Erst nach einigem Nachfragen versucht er sich an einer analytischeren Antwort:
" Die Leute vertrauen den Institutionen nicht mehr und dann existiert dieses Klima der Angst in den USA. Man hat Angst vor Ausländern, den Nachbarn, vor allem und jedem. Dies wird von der Politik der aktuellen Regierung und den Medien noch unterstützt. Und wenn dann die "good guys", also die Guten im Film, das Recht in die eigene Hand nehmen, dann reagiert man im Publikum oft voller Begeisterung und die Zuschauer gehen mit und sagen: "Holt euch diese Motherfucker!" Das ist schon wie eine Katharsis. Diese Reaktionen entstehen durch das aktuelle Klima im Land, das ist eine interessante Nebeneinanderdarstellung von Dingen."
Auch wenn Singleton als Regisseur eindeutig versucht, mit Mitteln des Mainstreamkinos die Zuschauer zu erreichen, gehörte er seit seinem Debüt mit "Boyz in the Hood" zu den interessantesten, amerikanischen Filmemachern der letzten 15 Jahre. Selbst Filme wie "Higher Learning" mit Popstar Janet Jackson, die nicht durchgängig überzeugten, sind immer noch sehenswert. Lange Zeit galt das ehemalige Wunderkind - er war mit 24 Jahren der jüngste Regisseur, der je für einen Oscar nominiert wurde - als ewiges Talent.
Nun knüpft er mit "Four Brothers", der in den USA über 70 Millionen Dollar einspielte an den Erfolg seines autobiografischen Erstlingswerkes "Boyz in the Hood" an. Der Film thematisierte schonungslos die Gewalt unter den Schwarzen in den Vorstadtgettos und begann mit dem schockierenden Zitat, dass einer von 21 jungen Afroamerikanern durch Schusswaffen ums Leben kommt, meist abgefeuert von anderen Afroamerikanern. Singleton selbst wuchs mit viel Gewalt auf und flüchtete schon als Junge ins Kino.
" Ich habe viele Filme gesehen als Kid. Ich wohnte neben einem Autokino dem "Central Drive in" und so musste ich nur aus dem Fenster schauen und sah Action- und Kung Fu Filme, aber auch Blaxploitation Filme. Eine meiner ersten Kino-Erfahrungen waren die Brüste von Pam Grier in "Coffy". Was für ein Schock…"
Auch wenn er angepasster wirkt als Spike Lee, der immer wieder für einen Skandal gut ist, strotzt John Singleton nur so vor Selbstbewusstsein und rechtfertigt die wenig präsenten Frauenfiguren in seinem Werk damit, dass er eben Männerfilme dreht. Singleton dreht ganz bewusst Kumpelfilme mit seinen Buddies wie "Vier Brüder"-Star Mark Wahlberg, der einst selbst ein Kleinkrimineller war, wie Singleton amüsiert berichtet. Neben seiner Karriere als Filmemacher, der ein breites Publikum erreichen möchte, produziert er auch kleinere ambitioniertere Produktionen wie "Hustle and Flow", der schon demnächst in die deutschen Kinos gelangt. Und dann gibt John Singleton auch zu, mal Auftragsproduktionen wie "Shaft" für ein Hollywoodstudio und dann wieder Filme für sich zu drehen. "Vier Brüder" war ein Film für mich, sagt er mit Nachdruck.