Ein Filmjuwel aus Kanada
Dieser Film erzählt von der Freundschaft zwischen einem politisch verfolgten Algerier und einer Klasse von Kindern, die durch ihn neuen Mut nach dem Tod ihrer geliebten Klassenlehrerin erhalten. Regisseur Philippe Falardeau durfte sich dafür über eine Oscar-Nominierung freuen.
Bashir Lazhar hat 19 Jahre lang in Algier an einer Grundschule unterrichtet und bewirbt sich in seiner Wahlheimat Montréal als erster Kandidat für einen Posten, den keiner will. Denn Monsieur Lazhar übernimmt eine Klasse von 11- bis 12-jährigen Kindern, deren Lehrerin sich im Klassenraum erhängte. Nun muss er zunächst von den traumatisierten Kindern angenommen werden, und das ist nicht leicht. Wie ihm das mit viel Willen und Wärme, aber auch Hartnäckigkeit und Disziplin gelingt, davon handelt der vierte Spielfilm des Regisseurs Philippe Falardeau. In Québec mit seinen 6,5 Millionen frankophonen Einwohnern sahen über 250.000 Zuschauer dieses kleine Meisterwerk. Von diesem Erfolg war selbst Philippe Falardeau überrascht.
"Als ich den Film beendet hatte, dachte ich mir: Er wird in drei Programmkinos anlaufen, zwei Wochen gespielt werden und danach werde ich eine sechs Monate lange Depression haben und meinen nächsten Film in Angriff nehmen. 'Monsieur Lazhar' ist am 26.Oktober gestartet, und 15 Wochen später läuft er in 25 Kinos. Natürlich hat die Oscar-Nominierung noch einmal nachgeholfen. Es ist mein erster Boxoffice-Erfolg, und das ist schon erstaunlich. Denn der Film hat etwas sehr Intimes, und die Bedingungen schienen eher schwierig. Der Film hat viele überrascht. Dafür gibt es nicht unbedingt eine Erklärung, es sei denn die Zuschauer erkennen sich im Film wieder, weil wir alle mal auf die Grundschule gegangen sind, und so findet jeder seinen persönlichen Zugang. Egal wie alt wir sind, wir haben Erinnerungen an diese Zeit damals."
Der Film steht in einer Tradition des französischen Kinos - Filme zum Thema Schule. "Monsieur Lazhar" erinnert ebenso an den Dokumentarfilm "Haben und Sein" wie auch an "Die Klasse" von Laurent Cantet, der 2008 die Goldene Palme in Cannes erhielt. Spielt die Schule auch in Québec eine so wichtige Rolle wie im zentralisierten Frankreich mit seinen Ganztagsschulen? Oder betrat der Regisseur in seiner Heimat filmisches Neuland?
"Es gab einige Filme über die Schule, aber das waren dann meist Filme über Jugendliche oder Komödien. Die Amerikaner haben dazu einiges gemacht, Filme für ein breites Publikum wie 'Club der toten Dichter' mit Robin Williams oder einen viel härteren Film wie 'Half Nelson' mit Ryan Gosling. Man könnte fast davon sprechen, dass Schulfilme schon ein eigenes Genre bilden. Der Klassenraum mag sich als Drehort nicht besonders gut eignen, wegen der vier Wände, aber es ist wie bei den vielen Gerichtsdramen aus den USA. Das Gericht als solches ist nicht besonders filmaffin, aber der dramatische Prozess, der beim Thema Gericht oder Schule in Gang gesetzt wird, ist interessant."
Der 42-jährige Philippe Falardeau kam über Umwege zum Film. Er studierte Politikwissenschaften und schrieb mit dem Buch "Hier la francophonie" eine historische Abhandlung über die französische Minderheit in Kanada. Es folgten journalistische Arbeiten beim kanadischen Radio und ein Job beim französischen Staatsfernsehen.
Sein Spielfilmdebüt erfolgte im Jahr 2000 mit "La moitié gauche du frigo". In Deutschland wurde man vor drei Jahren auf Philippe Falardeau aufmerksam, als sein dritter Spielfilm "Ich schwör, ich war's nicht" einen Gläsernen Bären auf der Berlinale als Bester Jugendfilm gewann. Leider wurde der Film über einen zehnjährigen Jungen, der mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit ringt, in Deutschland weder im Kino noch im Fernsehen gezeigt. Auch beim Filmfest Hamburg, das "Monsieur Lazhar" bereits im Herbst 2011 als deutsche Erstaufführung zeigte, lief der Film bei Weitem nicht so erfolgreich wie in Locarno oder in Rotterdam, wo er im Februar dieses Jahres den begehrten Publikumspreis gewann. Die wichtigste Auszeichnung ist jedoch die Oscar-Nominierung als bester Nicht-Englischsprachiger Film. Erstaunlicherweise löste sie beim Filmemacher nicht nur Freude aus.
"Das nervte mich total, weil ich da am Anfang nicht dran glaubte und meinte, Kanada wolle sich mit meinem Film als Oscar-Kandidat nur profilieren. Aber man hat da immer zwei widersprüchliche Empfindungen, weil man sich ja irgendwie auch auf die Niederlage vorbereiten muss. Als dann endlich die Nominierung feststand, war ich überglücklich und endlich konnte ich auch diese große Last und Müdigkeit abwerfen. Am Tag der Oscarverleihung will man dann gewinnen, wie alle anderen auch. Es ist auch nicht so wichtig. Überhaupt nominiert zu sein, ist einfach Wahnsinn."
Zum Oscar hat es nun doch nicht gereicht, wohl aber zu sechs kanadischen Filmpreisen, den "Genies". In diesem Kinojahr punktet ja bisher das französische Kino wie nie zuvor mit "Ziemlich beste Freunde". Alle, die im Kino gerne einfach menschlich berührende Geschichten sehen, sollten nun auch diesen frankokanadischen Film ins Herz schließen.
Philippe Falardeau erzählt mit einfachen, prägnanten filmischen Mitteln von einer großen Freundschaft zwischen einem politisch verfolgten Algerier und einer Klasse von Kindern, die durch ihn neuen Mut und Elan nach dem Tod ihrer geliebten Klassenlehrerin erhalten. Beim überraschenden Schluss bleibt dann kaum ein Auge trocken.
"Als ich den Film beendet hatte, dachte ich mir: Er wird in drei Programmkinos anlaufen, zwei Wochen gespielt werden und danach werde ich eine sechs Monate lange Depression haben und meinen nächsten Film in Angriff nehmen. 'Monsieur Lazhar' ist am 26.Oktober gestartet, und 15 Wochen später läuft er in 25 Kinos. Natürlich hat die Oscar-Nominierung noch einmal nachgeholfen. Es ist mein erster Boxoffice-Erfolg, und das ist schon erstaunlich. Denn der Film hat etwas sehr Intimes, und die Bedingungen schienen eher schwierig. Der Film hat viele überrascht. Dafür gibt es nicht unbedingt eine Erklärung, es sei denn die Zuschauer erkennen sich im Film wieder, weil wir alle mal auf die Grundschule gegangen sind, und so findet jeder seinen persönlichen Zugang. Egal wie alt wir sind, wir haben Erinnerungen an diese Zeit damals."
Der Film steht in einer Tradition des französischen Kinos - Filme zum Thema Schule. "Monsieur Lazhar" erinnert ebenso an den Dokumentarfilm "Haben und Sein" wie auch an "Die Klasse" von Laurent Cantet, der 2008 die Goldene Palme in Cannes erhielt. Spielt die Schule auch in Québec eine so wichtige Rolle wie im zentralisierten Frankreich mit seinen Ganztagsschulen? Oder betrat der Regisseur in seiner Heimat filmisches Neuland?
"Es gab einige Filme über die Schule, aber das waren dann meist Filme über Jugendliche oder Komödien. Die Amerikaner haben dazu einiges gemacht, Filme für ein breites Publikum wie 'Club der toten Dichter' mit Robin Williams oder einen viel härteren Film wie 'Half Nelson' mit Ryan Gosling. Man könnte fast davon sprechen, dass Schulfilme schon ein eigenes Genre bilden. Der Klassenraum mag sich als Drehort nicht besonders gut eignen, wegen der vier Wände, aber es ist wie bei den vielen Gerichtsdramen aus den USA. Das Gericht als solches ist nicht besonders filmaffin, aber der dramatische Prozess, der beim Thema Gericht oder Schule in Gang gesetzt wird, ist interessant."
Der 42-jährige Philippe Falardeau kam über Umwege zum Film. Er studierte Politikwissenschaften und schrieb mit dem Buch "Hier la francophonie" eine historische Abhandlung über die französische Minderheit in Kanada. Es folgten journalistische Arbeiten beim kanadischen Radio und ein Job beim französischen Staatsfernsehen.
Sein Spielfilmdebüt erfolgte im Jahr 2000 mit "La moitié gauche du frigo". In Deutschland wurde man vor drei Jahren auf Philippe Falardeau aufmerksam, als sein dritter Spielfilm "Ich schwör, ich war's nicht" einen Gläsernen Bären auf der Berlinale als Bester Jugendfilm gewann. Leider wurde der Film über einen zehnjährigen Jungen, der mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit ringt, in Deutschland weder im Kino noch im Fernsehen gezeigt. Auch beim Filmfest Hamburg, das "Monsieur Lazhar" bereits im Herbst 2011 als deutsche Erstaufführung zeigte, lief der Film bei Weitem nicht so erfolgreich wie in Locarno oder in Rotterdam, wo er im Februar dieses Jahres den begehrten Publikumspreis gewann. Die wichtigste Auszeichnung ist jedoch die Oscar-Nominierung als bester Nicht-Englischsprachiger Film. Erstaunlicherweise löste sie beim Filmemacher nicht nur Freude aus.
"Das nervte mich total, weil ich da am Anfang nicht dran glaubte und meinte, Kanada wolle sich mit meinem Film als Oscar-Kandidat nur profilieren. Aber man hat da immer zwei widersprüchliche Empfindungen, weil man sich ja irgendwie auch auf die Niederlage vorbereiten muss. Als dann endlich die Nominierung feststand, war ich überglücklich und endlich konnte ich auch diese große Last und Müdigkeit abwerfen. Am Tag der Oscarverleihung will man dann gewinnen, wie alle anderen auch. Es ist auch nicht so wichtig. Überhaupt nominiert zu sein, ist einfach Wahnsinn."
Zum Oscar hat es nun doch nicht gereicht, wohl aber zu sechs kanadischen Filmpreisen, den "Genies". In diesem Kinojahr punktet ja bisher das französische Kino wie nie zuvor mit "Ziemlich beste Freunde". Alle, die im Kino gerne einfach menschlich berührende Geschichten sehen, sollten nun auch diesen frankokanadischen Film ins Herz schließen.
Philippe Falardeau erzählt mit einfachen, prägnanten filmischen Mitteln von einer großen Freundschaft zwischen einem politisch verfolgten Algerier und einer Klasse von Kindern, die durch ihn neuen Mut und Elan nach dem Tod ihrer geliebten Klassenlehrerin erhalten. Beim überraschenden Schluss bleibt dann kaum ein Auge trocken.