Ein Flüsschen wird zur High-Tech-Wasserstraße
In Nicaragua könnte für 40 Milliarden Dollar ein zweiter Panama-Kanal entstehen – als Konkurrenz und mit chinesischer Hilfe. Die Verträge sind unterschrieben, aber es gibt Widerstand von entsetzten Umweltschützern gegen das gigantische Projekt.
Wasser, so weit das Auge reicht. In der Ferne, auf der anderen Seite des Nicaragua-Sees, erhebt sich dunstig ein Vulkan. Wo ein paar Kühe auf der Weide grasen, mündet ein unscheinbares Flüsschen in den See. Genau hier sollen in wenigen Jahren riesige Containerschiffe vorbeigleiten. Las Lajas, das Flüsschen – ausgebaggert zu einer High-Tech-Wasserstraße: Einen halben Kilometer breit.
Direkt am Ufer wohnt Don José. Wie viele Nicaraguaner hofft er, dass der Kanal Arbeit und Entwicklung bringt. Aber er hat auch Angst um sein Haus – das müsste weg:
"Ich hoffe, dass sie uns Entschädigungen bezahlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir von heute auf morgen rausgeworfen werden. Ich bin hier geboren, am Ufer des Sees, 500 Meter entfernt von der Mündung des Flusses. Man verliebt sich doch in den Ort, an dem man lebt. Ich möchte hier nicht weg."
Chinesen seien vor kurzem hier gewesen mit dem Hubschrauber, um sich alles anzusehen. Tatsächlich ist die Konzession schon vergeben an eine bislang unbekannte Firma aus Hongkong, die einen Milliardenbetrag investieren will – unklar ist, woher das Geld kommen soll. Und ob der Kanal technisch überhaupt realisierbar ist. Nicaraguas Präsident Daniel Ortega hat angekündigt, dass eine entsprechende Studie bis zum Frühjahr fertig sein soll:
"Dies ist ein Projekt, das die Armut, die extreme Armut bekämpfen wird. Es bringt dem nicaraguanischen Volk Wohlergehen, Reichtum und Glück."
Direkt am Ufer wohnt Don José. Wie viele Nicaraguaner hofft er, dass der Kanal Arbeit und Entwicklung bringt. Aber er hat auch Angst um sein Haus – das müsste weg:
"Ich hoffe, dass sie uns Entschädigungen bezahlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir von heute auf morgen rausgeworfen werden. Ich bin hier geboren, am Ufer des Sees, 500 Meter entfernt von der Mündung des Flusses. Man verliebt sich doch in den Ort, an dem man lebt. Ich möchte hier nicht weg."
Chinesen seien vor kurzem hier gewesen mit dem Hubschrauber, um sich alles anzusehen. Tatsächlich ist die Konzession schon vergeben an eine bislang unbekannte Firma aus Hongkong, die einen Milliardenbetrag investieren will – unklar ist, woher das Geld kommen soll. Und ob der Kanal technisch überhaupt realisierbar ist. Nicaraguas Präsident Daniel Ortega hat angekündigt, dass eine entsprechende Studie bis zum Frühjahr fertig sein soll:
"Dies ist ein Projekt, das die Armut, die extreme Armut bekämpfen wird. Es bringt dem nicaraguanischen Volk Wohlergehen, Reichtum und Glück."
Umweltschützer warnen vor Wasserverschmutzung
Ortega verspricht eine ähnliche Entwicklung wie in Panama. Dort hat der Kanal die Wirtschaft umgekrempelt. Aber es formiert sich zunehmend Widerstand gegen das Kanalgesetz, das die Regierung in wenigen Monaten durchgepeitscht hat. Umweltschützer warnen: Die Route müsste durch den Nicaragua-See führen. Der riesige Süßwassersee würde durch die Schiffe verschmutzt, fürchtet Maura Paladino von der Umweltschutzorganisation Centro Humboldt:
"Es wäre eine Katastrophe. Wenn der Kanal durch den Nicaragua-See führt, können wir ihn als Quelle für Trinkwasser und für die Bewässerung von Feldern für immer vergessen. Ich denke, dass einige kleinere Infrastruktur-Projekte vielleicht verwirklicht werden können. Aber den Großen Kanal wollen wir nicht in Nicaragua. Die sollen eine andere Route suchen. Die gibt es."
Es herrscht Andrang in einem der besten Hotels von Managua. Die Luft im Konferenzraum ist stickig, es fehlen Stühle, Zuhörer drängeln sich an den Türen. Die nicaraguanische Akademie der Wissenschaften hat eingeladen, um über das Projekt zu diskutieren. In der ersten Reihe sitzt der Jurist Carlos Tünnermann. Er ist entsetzt, weil nicaraguanisches Recht in der Kanalzone nicht gelten soll. Eine über mindestens 50 Jahre laufende Konzession, vergeben in wenigen Monaten und ausgehandelt hinter verschlossenen Türen – das könne nicht sein.
Carlos Tünnermann: "Das ganze Land ist verkauft worden, komplett, mitsamt unserer Souveränität. Die Verträge beinhalten unglaubliche Risiken. Wir haften sogar mit den Reserven unserer Zentralbank! Niemand hat hier Fachleute befragt. Es kann sogar sein, dass dieser Chinese noch ganz andere Interessen hat, von denen wir nichts wissen. Denn alles ist mit großer Geheimnistuerei abgelaufen."
Die Gegner des Kanals haben darum jetzt vor dem Obersten Gerichtshof Klagen eingereicht.
"Es wäre eine Katastrophe. Wenn der Kanal durch den Nicaragua-See führt, können wir ihn als Quelle für Trinkwasser und für die Bewässerung von Feldern für immer vergessen. Ich denke, dass einige kleinere Infrastruktur-Projekte vielleicht verwirklicht werden können. Aber den Großen Kanal wollen wir nicht in Nicaragua. Die sollen eine andere Route suchen. Die gibt es."
Es herrscht Andrang in einem der besten Hotels von Managua. Die Luft im Konferenzraum ist stickig, es fehlen Stühle, Zuhörer drängeln sich an den Türen. Die nicaraguanische Akademie der Wissenschaften hat eingeladen, um über das Projekt zu diskutieren. In der ersten Reihe sitzt der Jurist Carlos Tünnermann. Er ist entsetzt, weil nicaraguanisches Recht in der Kanalzone nicht gelten soll. Eine über mindestens 50 Jahre laufende Konzession, vergeben in wenigen Monaten und ausgehandelt hinter verschlossenen Türen – das könne nicht sein.
Carlos Tünnermann: "Das ganze Land ist verkauft worden, komplett, mitsamt unserer Souveränität. Die Verträge beinhalten unglaubliche Risiken. Wir haften sogar mit den Reserven unserer Zentralbank! Niemand hat hier Fachleute befragt. Es kann sogar sein, dass dieser Chinese noch ganz andere Interessen hat, von denen wir nichts wissen. Denn alles ist mit großer Geheimnistuerei abgelaufen."
Die Gegner des Kanals haben darum jetzt vor dem Obersten Gerichtshof Klagen eingereicht.