Ein freies Orchester mit Tradition
Heute zählt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen zu den weltweit führenden Kammerorchestern und begeistert stets sein Publikum. Doch der Weg dahin war riskant, steinig und vor allem in finanzieller Hinsicht stets ein Abenteuer. Denn die gut 40 Musikerinnen und Musiker bekommen nur geringe Subventionen und müssen daher über 60 Prozent ihres Etats selbst erwirtschaften. Trotz dieser Bedingungen konnte das Orchester nun sein 25-jähriges Jubiläum feiern.
Sie wollten frei sein. Wollten selbst bestimmen, was sie spielen wollten und wer sie dirigieren sollte, wenn überhaupt. Das klingt ganz klar nach jungen, musikalischen Heißspornen, die Ende der 1970er Jahre im Bundesjugendorchester und dann in der Jungen Deutschen Philharmonie viel Idealismus und eine große Leidenschaft für die klassische Musik entwickelt hatten. Ein Feuer jedenfalls, das fortan nicht mehr aufhören sollte zu brennen, wie Albert Schmitt, der heutige Management-Direktor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, erzählt:
"Wie kann man das weiter tragen? Sie hatten von Berufsorchestern kein so positives Bild, da ist zwar mittlerweile vieles in Bewegung gekommen, aber seinerzeit waren das eingefahrene, verbeamtete Einrichtungen, wo das Musizieren nicht unbedingt an erster Stelle stand. Und wo man gerade so eine Leidenschaft wohl an der Garderobe hätte abgeben müssen. Und insofern unternahm man alles, um zusammen zu bleiben, um Musik zu machen, die einem gefällt, alles selbst bestimmt zu tun. Man ging das Risiko ein, ohne Sponsor, ohne einen Probenraum, loszulegen, Programme einzustudieren und Konzerte anzubieten. Irgendwie wird das schon klappen."
Es war natürlich, vor allem in finanzieller Hinsicht, ein Ritt auf der Rasierklinge. Der künstlerische Erfolg aber ließ nicht lange auf sich warten. Denn die Intensität und auch die Intimität der kammermusikalischen Spielweise, das breit gefächerte Repertoire vom Barock über die Klassik bis zur Moderne, die sichtbare Lust am Musizieren zog das Publikum in den Bann, machte die Musikkritiker hellhörig. In Frankfurt fanden die "Jungen Wilden" als Deutsche Kammerphilharmonie ein erstes Domizil, in der Stadt auch einen ersten Geldgeber. Doch als von dieser Seite dann auch erste Bedingungen und Erwartungen im Raum standen, da zogen sie weiter, die Musikanten:
"Und da hat dann damals der Kern des heutigen Orchesters gesagt, was Besseres als den Tod findest du überall, lass uns nach Bremen gehen. Im Unterschied aber zu den vier Stadtmusikanten sind unsere Musiker auch wirklich in Bremen angekommen. "
Doch ausgerechnet Bremen? Die finanziell äußerst problematische Hansestadt? – In der speziell die Kultur, nicht nur jetzt wieder, sondern fast seit jeher schwer zu kämpfen hat. Es fanden sich jedoch Mittel und Wege, dem jungen Orchester mit seinen ungewohnten Ideen an der Weser ein wirkliches Zuhause zu verschaffen. So dass die Spielfreude, das künstlerische Niveau neue Schübe bekamen und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen alsbald schon zum musikalischen Aushängeschild der Hansestadt wurde und auch als kultureller Botschafter in alle Welt hinauszog, etwa in die Londoner Royal Albert Hall, nach New York oder in die Metropole Asiens:
"Die Stimmung in der Stadt, die Mentalität der Menschen hier, das passt einfach 1:1 zur Deutschen Kammerphilharmonie, wie sie damals schon war, bevor sie nach Bremen kam. Hier ist so viel möglich. Wir machen regelmäßig Schulprojekte, wir machen Erwachsenenbildung mit den Chaos-Forschern an der Uni, mit der Shakespeare Company, also auch ungewöhnliche Dinge, wir arbeiten hier mit der Einrichtung Stadt der Wissenschaft zusammen, mit Hirnforschern. Dazu kommt, dass das Bremer Publikum uns von Anfang an ins Herz geschlossen hat. Wir haben mittlerweile zwei vollständig ausabonnierte Konzertreihen, und darüber hinaus eine lange Warteliste mit weiteren Interessenten, die wir im Moment gar nicht unterbringen können. "
Die immer wieder propagierte, akribische Spezialisierung auf die verschiedensten Aufführungsstile von klassischer Musik, einhergehend mit der konsequenten Zusammenarbeit mit den verschiedenen Experten aus dem Barock und der Moderne, sowie die Einführung effizienter Steuermechanismen bei der Führung des Orchesterapparates, all dies hat schlussendlich dazu geführt, das der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in der deutschen Orchesterlandschaft heute ein Spitzenplatz gebührt, man durchaus von einem Modellfall eines modernen und vor allem zukunftsträchtigen Klangkörpers sprechen kann. Nur eines haben die einst "Jungen Wilden" verändert. Sie gönnen sich mittlerweile einen künstlerischen Leiter:
" Das sind eben die Lernprozesse, die man im Laufe der Jahre einfach macht. So etwa am Anfang jeder Mal Konzertmeister, bis wir feststellen mussten, das nicht jeder dafür geeignet ist. Und auch die sehr starke Spezialisierung hat dann auch dazu geführt, dass man zuweilen seine künstlerische Mitte verliert. Und deshalb haben wir für einen bestimmten Zeitraum unserer Arbeit unter eine künstlerische Persönlichkeit gestellt. Das war anfangs Mario Venzago, dann Heinrich Schiff, Thomas Hengelbrock, Daniel Harding und jetzt eben Paavo Järvi. Und diese Identifikationsfiguren sind für die jeweiligen Phasen sehr prägend geworden, denn bei uns wird ein Chefdirigent nicht für 80 Prozent der Konzerte verpflichtet, sondern lediglich für 20 oder 30 Prozent, um die übrigen Teile immer noch mit möglichst vielen anderen Künstlern besetzen zu können."
So wird Paavo Järvi denn auch im kommenden Jahr nur zwei Konzertprojekte mit seinen Musikern in Bremen verwirklichen, dabei aber den schon begonnenen Beethoven-Symphonien-Zyklus abschließen, von dem zumindest die Musikfreunde der Hansestadt schon in den höchsten Tönen schwärmen. Außerdem möchte die Pianistin Helene Grimaud in den nächsten zwei Jahren mit der Deutschen Kammerphilharmonie in verstärktem Maße zusammenarbeiten. Und es kommt einmal mehr der Geiger Christian Tetzlaff, mit dem man, die Mozartschen Violinkonzerte im Gepäck, im kommenden Jubeljahr für den Salzburger Musensohn durch die Lande ziehen will:
"Wie kann man das weiter tragen? Sie hatten von Berufsorchestern kein so positives Bild, da ist zwar mittlerweile vieles in Bewegung gekommen, aber seinerzeit waren das eingefahrene, verbeamtete Einrichtungen, wo das Musizieren nicht unbedingt an erster Stelle stand. Und wo man gerade so eine Leidenschaft wohl an der Garderobe hätte abgeben müssen. Und insofern unternahm man alles, um zusammen zu bleiben, um Musik zu machen, die einem gefällt, alles selbst bestimmt zu tun. Man ging das Risiko ein, ohne Sponsor, ohne einen Probenraum, loszulegen, Programme einzustudieren und Konzerte anzubieten. Irgendwie wird das schon klappen."
Es war natürlich, vor allem in finanzieller Hinsicht, ein Ritt auf der Rasierklinge. Der künstlerische Erfolg aber ließ nicht lange auf sich warten. Denn die Intensität und auch die Intimität der kammermusikalischen Spielweise, das breit gefächerte Repertoire vom Barock über die Klassik bis zur Moderne, die sichtbare Lust am Musizieren zog das Publikum in den Bann, machte die Musikkritiker hellhörig. In Frankfurt fanden die "Jungen Wilden" als Deutsche Kammerphilharmonie ein erstes Domizil, in der Stadt auch einen ersten Geldgeber. Doch als von dieser Seite dann auch erste Bedingungen und Erwartungen im Raum standen, da zogen sie weiter, die Musikanten:
"Und da hat dann damals der Kern des heutigen Orchesters gesagt, was Besseres als den Tod findest du überall, lass uns nach Bremen gehen. Im Unterschied aber zu den vier Stadtmusikanten sind unsere Musiker auch wirklich in Bremen angekommen. "
Doch ausgerechnet Bremen? Die finanziell äußerst problematische Hansestadt? – In der speziell die Kultur, nicht nur jetzt wieder, sondern fast seit jeher schwer zu kämpfen hat. Es fanden sich jedoch Mittel und Wege, dem jungen Orchester mit seinen ungewohnten Ideen an der Weser ein wirkliches Zuhause zu verschaffen. So dass die Spielfreude, das künstlerische Niveau neue Schübe bekamen und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen alsbald schon zum musikalischen Aushängeschild der Hansestadt wurde und auch als kultureller Botschafter in alle Welt hinauszog, etwa in die Londoner Royal Albert Hall, nach New York oder in die Metropole Asiens:
"Die Stimmung in der Stadt, die Mentalität der Menschen hier, das passt einfach 1:1 zur Deutschen Kammerphilharmonie, wie sie damals schon war, bevor sie nach Bremen kam. Hier ist so viel möglich. Wir machen regelmäßig Schulprojekte, wir machen Erwachsenenbildung mit den Chaos-Forschern an der Uni, mit der Shakespeare Company, also auch ungewöhnliche Dinge, wir arbeiten hier mit der Einrichtung Stadt der Wissenschaft zusammen, mit Hirnforschern. Dazu kommt, dass das Bremer Publikum uns von Anfang an ins Herz geschlossen hat. Wir haben mittlerweile zwei vollständig ausabonnierte Konzertreihen, und darüber hinaus eine lange Warteliste mit weiteren Interessenten, die wir im Moment gar nicht unterbringen können. "
Die immer wieder propagierte, akribische Spezialisierung auf die verschiedensten Aufführungsstile von klassischer Musik, einhergehend mit der konsequenten Zusammenarbeit mit den verschiedenen Experten aus dem Barock und der Moderne, sowie die Einführung effizienter Steuermechanismen bei der Führung des Orchesterapparates, all dies hat schlussendlich dazu geführt, das der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in der deutschen Orchesterlandschaft heute ein Spitzenplatz gebührt, man durchaus von einem Modellfall eines modernen und vor allem zukunftsträchtigen Klangkörpers sprechen kann. Nur eines haben die einst "Jungen Wilden" verändert. Sie gönnen sich mittlerweile einen künstlerischen Leiter:
" Das sind eben die Lernprozesse, die man im Laufe der Jahre einfach macht. So etwa am Anfang jeder Mal Konzertmeister, bis wir feststellen mussten, das nicht jeder dafür geeignet ist. Und auch die sehr starke Spezialisierung hat dann auch dazu geführt, dass man zuweilen seine künstlerische Mitte verliert. Und deshalb haben wir für einen bestimmten Zeitraum unserer Arbeit unter eine künstlerische Persönlichkeit gestellt. Das war anfangs Mario Venzago, dann Heinrich Schiff, Thomas Hengelbrock, Daniel Harding und jetzt eben Paavo Järvi. Und diese Identifikationsfiguren sind für die jeweiligen Phasen sehr prägend geworden, denn bei uns wird ein Chefdirigent nicht für 80 Prozent der Konzerte verpflichtet, sondern lediglich für 20 oder 30 Prozent, um die übrigen Teile immer noch mit möglichst vielen anderen Künstlern besetzen zu können."
So wird Paavo Järvi denn auch im kommenden Jahr nur zwei Konzertprojekte mit seinen Musikern in Bremen verwirklichen, dabei aber den schon begonnenen Beethoven-Symphonien-Zyklus abschließen, von dem zumindest die Musikfreunde der Hansestadt schon in den höchsten Tönen schwärmen. Außerdem möchte die Pianistin Helene Grimaud in den nächsten zwei Jahren mit der Deutschen Kammerphilharmonie in verstärktem Maße zusammenarbeiten. Und es kommt einmal mehr der Geiger Christian Tetzlaff, mit dem man, die Mozartschen Violinkonzerte im Gepäck, im kommenden Jubeljahr für den Salzburger Musensohn durch die Lande ziehen will: